Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bremer Beluga-Reederei in der Krise Stolberg: "Ich stelle mich"

Bremen. Erstmals seit seinem unfreiwilligen Abgang vor einer Woche hat sich der ehemalige Beluga-Chef Niels Stolberg zu Wort gemeldet. „Ich werde mich dem Verfahren und den mir gegenüber erhobenen Vorwürfen stellen“, so der Reeder gegenüber dem WESER-KURIER.
08.03.2011, 11:26 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste

Bremen. Gegen Niels Stolberg ermittelt jetzt offiziell die Bremer Staatsanwaltschaft. Der Beluga-Gründer steht gemeinsam mit anderen ehemaligen Managern unter dem Verdacht, bereits seit 2009 Umsätze im dreistelligen Millionenbereich falsch ausgewiesen und den Kapitalinvestor Oaktree dadurch getäuscht zu haben.

Das wäre Betrug, sogar in einem besonders schweren Fall. Oaktree, offiziell mit 49.5 Prozent an der Reederei beteiligt, hatte Stolberg und andere Führungskräfte bereits vor Tagen beurlaubt.

Nach seinem erzwungenen Ausscheiden aus der von ihm gegründeten Unternehmensgruppe war Stolberg eine Woche lang für niemanden zu sprechen. Gestern meldete sich der Ex-Beluga-Chef erstmals zu Wort: "Ich werde mich dem Verfahren und den mir gegenüber erhobenen Vorwürfen stellen", sagte er dieser Zeitung. "Ich laufe nicht davon."

Der US-Finanzinvestor Oaktree hatte am vergangenen Mittwoch Anzeige gegen den einstigen Bremer Erfolgsreeder gestellt und sieht sich jetzt durch die Entscheidung der Staatsanwaltschaft, ein offizielles Ermittlungsverfahren einzuleiten, bestätigt. Oaktree hat seit dem Einstieg bei Beluga rund 200 Millionen Euro investiert, um den Bau zahlreicher neuer Schiffe abzusichern. Dafür hatte die US-Fondsgesellschaft Anteile von 37 Prozent erhalten.

Plötzlicher Geldbedarf machte Investor skeptisch

Im Februar habe die Beluga-Reederei auf Anfrage eine weitere Finanzspritze erhalten, ließ Oaktree am Dienstag erklären. Seither hält der Investor 49,5 Prozent an Beluga. Allerdings weckte der plötzliche Geldbedarf den Verdacht des in Bremen eingesetzten Beraterteams unter Oaktree-Vizepräsident Roger Iliffe, als Interims-Geschäftsführer inzwischen Nachfolger des geschassten Stolberg. Bei einer anschließenden genaueren Prüfung der Geschäftsunterlagen und des Finanzbedarfs seien finanzielle Unregelmäßigkeiten bei Umsatz und Liquidität des Unternehmens entdeckt worden. Die Bilanzen sollen demnach gefälscht worden sein. Die belastenden detaillierten Unterlagen seien gemeinsam mit der Anzeige der Staatsanwaltschaft übergeben worden, hieß es gestern bei Oaktree.

Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob tatsächlich ein Betrug in einem besonders schweren Fall vorliegt. Es geht immerhin um eine dreistellige Millionensumme. Laut Gesetz macht sich strafbar, wer sich "rechtswidrig einen Vermögensvorteil verschafft oder das Vermögen eines anderen durch Vorspiegelung falscher Tatschen schädigt". Sollten sich die Vorwürfe bestätigen und Anklage erhoben werden, könnte eine mehrjährige Freiheitsstrafe drohen.

Stolberg soll in den nächsten Tagen vernommen werden

Stolberg will sich "mit Blick auf das laufende Verfahren" zu den Vorwürfen zunächst nicht äußern. "Das werde ich mit der Staatsanwaltschaft klären", kündigte er an. Bereits in den nächsten Tagen soll er erstmals in Bremen vernommen werden. Stolberg hat für das beginnende Verfahren, in dem es um sein Lebenswerk, seine Reputation als Reeder und Unternehmer sowie nicht zuletzt um eine Menge Geld geht, einen der besten Wirtschaftsanwälte Deutschlands verpflichtet: Ein Team um den Frankfurter Juristen Hanns W. Feigen soll Stolberg juristisch beistehen. "Wir sind zu Gesprächen bereit und werden uns zu allen Vorwürfen äußern", sagte Feigen dieser Zeitung. Niels Stolberg gehe es dabei nicht nur um die eigene Person, sondern auch um Beluga und die knapp 500 Arbeitsplätze in Bremen, erklärte der Anwalt.

Der anerkannte Strafrechtler hat bereits etliche prominente Klienten vertreten. Er verteidigte den ehemaligen Post-Chef Klaus Zumwinkel gegen den Vorwurf der Steuerhinterziehung, Ex-Infineon-Vorstandschef Ulrich Schumacher in der Schmiergeldaffäre und schon vor sieben Jahren in Bremen auch den Ex-Vulkan-Chef Friedrich Hennemann in dessen Untreue-Prozess.

Mehr zum Thema lesen Sie in der Mittwoch-Ausgabe des WESER-KURIER.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Einwilligung und Werberichtlinie

Ich erkläre mich damit einverstanden, dass die von mir angegebenen Daten dazu genutzt werden, regelmäßig per E-Mail redaktionelle Inhalte des WESER-KURIER seitens der Chefredaktion zu erhalten. Die Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Ich kann diese Einwilligung jederzeit formlos mit Wirkung für die Zukunft widerrufen, z.B. per E-Mail an widerruf@weser-kurier.de.
Weitere Informationen nach Art. 13 finden Sie unter https://www.weser-kurier.de/datenschutz

Schließen

Das Beste mit WK+

Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)