Für Kunden des Bremer Energieversorger SWB werden Strom und Gas im nächsten Jahr sichtlich teurer. In der Stadt Bremen steigt der Gaspreis um knapp ein Fünftel, beim Strom sind es acht Prozent. Am Montag informierte das Unternehmen über die Erhöhung zum 1. Februar. Grund für den Anstieg sind der SWB zufolge die gestiegenen Einkaufspreise für Strom und Gas an der Börse. Zudem legten zum Ende des Jahres die Netznutzungsentgelte deutlich zu. Schon im Vorfeld hatte die SWB angekündigt, dass die Gaspreisenach oben klettern werden.
Tatsächlich ist Energieexpertin Inse Ewen von der Verbraucherzentrale Bremen "geschockt", mit Blick darauf, was die höheren Verbraucherpreise bedeuten. Das seien schon "hohe Summen" für die Kunden. Besonders die Gaspreise steigen. Das zeigt die Rechnung der SWB für den Tarif SWB Erdgas Plus in Bremen. Der Verbraucherpreis legt pro Kilowattstunde auf künftig 6,10 Cent zu, der monatliche Grundpreis um 1,19 Euro auf 11,02 Euro. Für einen Haushalt mit einer Jahresmenge von 18 000 Kilowattstunden bedeutet das 16,49 Euro mehr im Monat – und damit fast 200 Euro mehr im Jahr. Wer das Produkt Strom Basis in der Stadt Bremen bekommt, zahlt künftig 1,99 Cent mehr Verbrauchspreis pro Kilowattstunde, der monatliche Grundpreis steigt um 63 Cent auf 9,23 Euro. Bei einer Jahresverbrauchsmenge eines typischen Haushalts von 2100 Kilowattstunden werden 4,11 Euro mehr im Monat fällig. Im Jahr entspricht das einem Plus von fast 50 Euro.
In Bremerhaven und in Weyhe, Thedinghausen sowie Stuhr fällt der Anstieg bei Strom und Gas geringer aus als in Bremen. Da sich das Netz in diesen drei Gebieten unterscheidet, sagt SWB-Sprecherin Angela Dittmer, fallen nämlich unterschiedliche Kosten an. In Bremerhaven verteuert sich der Gaspreis um 15 Prozent, der Strompreis nur um zwei Prozent. Gerade in der Stadt Bremen steigen die Netznutzungsentgelte, heißt es in der Mitteilung, da diese in der Vergangenheit vom zuständigen Netzbetreiber wegen Vorgaben der Bundesbehörde massiv sanken. Gerechnet auf einen Kunden mit einem Gasverbrauch von 17 000 Kilowattstunden im Jahr und 1900 Kilowattstunden Strom ergeben sich zusammengenommen Mehrkosten im Monat von 14,62 Euro in Bremerhaven. In Bremen liegt die Summe gerechnet für einen typischen Haushalt bei 20,60 Euro; in Stuhr, Weyhe und Thedinghausen sind es 18,11 Euro.
In der Vergangenheit konnten Kunden oft von sinkenden Kosten bei Strom undvor allem Gas profitieren. „Die Entgelte zur Nutzung des Erdgasnetzes und die Beschaffungskosten haben sich in Bremen in den letzten vier Jahren besonders günstig entwickelt", sagt Alexander Kmita, Geschäftsführer SWB Vertrieb. Das Unternehmen habe die Preissenkungen immer an die Kunden weitergegeben. Doch nun steigen bei Strom und Gas die Kosten – auch für die Kunden. Die SWB ist damit nicht allein. Viele Versorger haben beim Gas bereits eine Preisanpassung vorgenommen oder planen sie zum Jahreswechsel.
Die SWB, Tochtergesellschaft des Konzerns EWE in Oldenburg, gehe trotz der Erhöhung davon aus, weiter zu den preiswerteren Versorgern zu gehören, sagt Kmita, da für alle der Einkauf der Energie im Großhandel teurer geworden sei. Im Vergleich mit ähnlichen Großstädten gehöre die SWB schon lange zur Gruppe der günstigsten Anbieter. Genau bestimmen ließe sich der Anstieg nicht: "Wie viel Mehrkosten unseren Kunden genau entstehen, liegt natürlich an der individuellen Verbrauchsmenge in jedem Haushalt.“
Die EWE selbst wird die Erdgaspreise zum Februar ebenfalls erhöhen. Die gestiegenen Beschaffungskosten sind Sprecher Dietmar Bücker zufolge der Grund dafür. Diese machten die Hälfte des Preises aus. In einer Beispielrechnung von 20 000 Kilowattstunden Jahresverbrauch ergeben sich monatlich Mehrkosten von rund zwölf Euro oder umgerechnet zwölf Prozent. Die EWE will die betroffenen Kunden im Dezember persönlich informieren. Weil die Hälfte der Kunden einen Vertrag mit fixem Preis für zwei Jahre vereinbart habe, gebe es eben nicht für alle eine Erhöhung, erklärt Bücker die Auswirkungen. Der Strombleibt dagegen im nächsten Jahr auf demselben Niveau. Während die Netzentgelte in Bremen stiegen, fielen sie im Verbreitungsgebiet der EWE. Das war offensichtlich ausschlaggebender Faktor, warum die EWE die Strompreise stabil halten konnte.
"Der Strom- und Gasanbieterwechsel muss aber mit Sorgfalt passieren"
Die Verbraucherschützerin Inse Ewen empfiehlt, dass sich ein Wechsel des Anbieters fast immer lohne. "Der Strom- und Gasanbieterwechsel muss aber mit Sorgfalt passieren." Wer zum Beispiel keinen Computer habe, für den sei etwa ein reiner Onlinetarif keine gute Lösung, selbst wenn es Unterstützung der Familie gebe. "Das geht meistens schief." Wer bei der SWB bleiben wolle, der sollte sich unbedingt informieren, ob er den richtigen Tarif gewählt habe. Denn laut Expertin gibt es viele Kunden, die dort falsch liegen – sogar über mehrere Jahrzehnte. Nur im Extremfall weise der Stromversorger Kunden darauf hin. Es passiere aber leider selten, dass die Verbraucher die Tarife selbst verglichen. "Die Flyer sind schnell vernichtet und werden nicht richtig durchgelesen." Ewen gibt den Rat, bei der SWB anzufragen, ob der Tarif wirklich zum Verbrauch passt. "Das lässt sich mit einem Telefonat schnell erledigen." Die Homepage des Versorgers mache den Vergleich ebenfalls rasch möglich.
Wer Hilfe von den Profis der Verbraucherzentrale möchte, der bekommt ab dem nächsten Jahr eine persönliche Energieberatung kostenlos. Das beruht auf einem neuen Gesetz. Ewen plädiert in jedem Fall, den eigenen Energieverbrauch kritisch zu überdenken. Wie lang leuchtet der Weihnachtsschmuck? Gibt es alte Heizungspumpen? Und lässt sich die Temperatur etwas senken? "Das ist auch die Chance für Verbraucher, die gestiegenen Preise etwas abzupuffern."
+++Diese Meldung wurde um 23.18 Uhr aktualisiert+++