Auf Verbraucher kommen nach Einschätzung von Experten höhere Energiekosten zu. An den Börsen sind die Preise für Strom und Gas deutlich gestiegen. Die Megawattstunde Strom, die im kommenden Jahr geliefert werden soll, liegt momentan bei um die 80 Euro. Das berichtet der „Spiegel“. „Es gibt kaum Anzeichen für eine Überbewertung. Dafür treiben gleich mehrere wesentliche Faktoren den Strompreis“, zitiert das Magazin den Experten Tobias Federico.
Welche Konsequenzen die Energieversorger im Norden daraus ziehen werden? „Aktuell gehen wir davon aus, dass die Energiekosten weiter steigen werden“, sagt die Sprecherin der SWB, Angela Dittmer. Wie sich die Strompreise beim Bremer Energieversorger konkret entwickeln, sei derzeit aber offen. Aktuell gebe es noch keine Einschätzung zu den Tendenzen: „Die vollständigen, für eine verlässliche Kalkulation notwendigen Angaben erhalten wir immer erst Ende Oktober. Und dann wird gerechnet.“
Die Preise an der Strombörse sind dafür nicht der einzige Faktor. 20 Prozent des Kilowattstundenpreises kann die SWB selbst beeinflussen – darunter den Einkauf. „Unsere Experten verfolgen das Marktgeschehen ganz genau und kaufen Strommengen vorab ganzjährig ein, um gerade eben nicht von einem einzigen Effekt an der Börse abhängig zu sein“, erläutert Dittmer. Dagegen werden die restlichen 80 Prozent des Kilowattstundenpreises von staatlicher Seite reguliert: über Netzentgelte, Steuern, Abgaben und Umlagen.
Der Geschäftsführer des Analysehauses Energy Brainpool, Tobias Federico, führt den Anstieg der Strompreise vor allem auf den Emissionshandel der EU zurück. Für das Ausstoßen von CO2 muss pro Tonne gezahlt werden – zunehmend mehr. Der Energieexperte weist gegenüber dem „Spiegel“ zudem daraufhin, dass Solar- und Windenergieanlagen im ersten Halbjahr weniger Strom erzeugten. Und schließlich trieben auch höhere Gaspreise den Strompreis.
„Wir können leider nicht in die Glaskugel schauen“, sagt die Energieberaterin der Verbraucherzentrale Bremen, Inse Ewen, zur Entwicklung der Strompreise. Eine Veränderung beim Einkauf schlage sich nicht sofort bei den Tarifen nieder, sondern teils erst mit deutlicher Verzögerung: „Es kommt darauf an, wann die Strompreise ausgehandelt und die Tarife angepasst werden.“ Fürs Gas erwartet die Expertin recht sicher höhere Kosten für Verbraucher – allein wegen des Anstiegs beim CO2-Preis.
Berechnungen des Vergleichsportals Verivox zeigen, dass viele Haushalte fürs Gas bereits jetzt mehr zahlen müssen. Die Kosten für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden stiegen demnach zwischen Januar und August im Bundesdurchschnitt um mehr als acht Prozent. „Die niedrigen Stände der Gasspeicher in Deutschland und die weltweit steigende Gasnachfrage haben die Spotmarktpreise für Gas im Laufe des Jahres mehr als verdoppelt. Dieser Anstieg wirkt sich langsam auf die Preise für die privaten Verbraucher aus“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte des Vergleichsportals.
Aktuell hätten 31 regionale Gasversorger für August, September und Oktober Preiserhöhungen von durchschnittlich neun Prozent angekündigt. „Wir erwarten in diesem Herbst eine größere Gaspreiswelle“, sagt Storck und verweist ebenso auf den Anstieg des CO2-Preises für fossile Brennstoffe zum Jahreswechsel von 25 auf 30 Euro pro Tonne. „Diese Kosten geben viele Gasversorger direkt an ihre Kunden weiter.“
Genau wie bei der SWB stiegen auch beim Mutterkonzern EWE in diesem Jahr die Gaspreise durch die Einführung der CO2-Abgabe, während die für den Strom sanken. Der Oldenburger Energieversorger kann momentan ebenfalls nicht sagen, worauf die Kunden sich künftig beim Strom vorbereiten müssen. „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir noch keine Aussage treffen, wie sich die Entwicklung der preisbildenden Faktoren im Detail darstellt und auf die zukünftigen EWE-Strompreise auswirkt“, erklärt Unternehmenssprecher Dietmar Bücker.
Sowohl bei Strom und Gas geht derweil ein Sprecher von Verivox von Veränderungen in der Breite aus. „Bleiben die Großhandelspreise weiter auf diesem Niveau, rechnen wir zum Jahreswechsel mit flächendeckenden Tariferhöhungen“, zitiert ihn der „Spiegel“.
Viele Bremer haben die Preisentwicklungen zum Anlass genommen, die Energieberatung der Verbraucherzentrale zu nutzen, berichtet Expertin Ewen. Generell sei zu empfehlen, den eigenen Tarif für Strom und Gas zu vergleichen, ob dieser am besten passe oder sich ein Wechsel lohne.