Bremen. Um wieder profitabel zu werden, will der Bremer Versorger SWB in den nächsten Jahren 190 Stellen streichen: 70 Arbeitsplätze sollen in der Verwaltung wegfallen, weitere 120 in der Stromerzeugung. Das kündigte Finanzvorstand Torsten Köhne an. Betriebsbedingte Kündigungen wird es den Angaben zufolge nicht geben. Alle Stellen würden sozialverträglich abgebaut. Aktuell arbeiten im Bereich Erzeugung noch rund 700 Beschäftigte.
Bis Mitte 2014 sollen drei große Kraftwerksblöcke abgeschaltet werden, weil sie veraltet sind und nicht mehr rentabel arbeiten: Der Block 5 des Kraftwerks Hafen, Block 14 im Stadtteil Hastedt und Block 3 in Mittelsbüren. In Block 3 wird bisher das Gichtgas aus den Stahlwerken in Strom für die Deutsche Bahn umgewandelt.
"Unsere Energieerzeugung muss flexibler und effizienter werden", erklärte Vorstand Köhne. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin sei der gemeinsam mit Partnern betriebene Bau des künftigen Gas- und Dampf-Turbinenkraftwerks (GuD) in Mittelsbüren. Mit ihm sollen Versorgungsschwankungen, die bei der zunehmenden Nutzung wetterabhängiger regenerativer Energien anfallen, künftig besser ausgeglichen werden. Köhne geht davon aus, dass das GuD-Kraftwerk wie geplant Mitte kommenden Jahres ans Netz gehen wird.
Weiter ausgebaut werden soll auch die Stromerzeugung mithilfe erneuerbarer Energien. Als einen "Meilenstein" bezeichnete Köhne hier das im November 2011 in Betrieb genommene Weserkraftwerk. Ab nächstem Jahr wird zudem das modernisierte Müllheizkraftwerk einen größeren Anteil zur Energieversorgung leisten. Aus gleichbleibender Abfallmenge könne dann die dreifache Menge Strom gewonnen werden, so Köhne.
2011 hat die SWB nach den Worten des Vorstands "das schlechteste Ergebnis in ihrer Geschichte" erzielt. Unter dem Strich stand ein Verlust von rund 100 Millionen Euro. Im Jahr zuvor hatte die SWB noch 61 Millionen Euro Gewinn gemacht. Ausschlaggebend für das negative Ergebnis war laut Köhne vor allem die Neubewertung des Anteils an den Stadtwerken Bielefeld. Darüber sind die Bremer auch am Kernkraftwerk Grohnde beteiligt, das durch den Atomausstieg inzwischen deutlich an Wert verloren hat.
Einbußen gab es zudem im Gas- und Stromgeschäft. Als Grund nannte Köhne den milden Winter 2011, der den Verbrauch sinken ließ – aber auch den verschärften Wettbewerb. Insgesamt hat die SWB im vergangenen Jahr mehr als 5700 Gaskunden an die Konkurrenz verloren. Aktuell beträgt ihr Anteil im Land Bremen auf dem Strommarkt 86 Prozent, der Anteil auf dem Erdgasmarkt bei 89 Prozent. "Damit liegen wir deutlich über dem Bundesdurchschnitt", so der Vorstand. Preisänderungen bei Strom oder Gas seien "derzeit nicht geplant".