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Unternehmen suchen händeringend nach Bewerbern Tausende Lehrstellen in Bremen frei

Bremen. Industrie, Handel und Handwerk beklagen einen wachsenden Mangel an Nachwuchskräften. "Wir haben in allen Bereichen noch Lehrstellen, die nicht besetzt sind", sagt Michael Weiß, Lehrlingsreferent der Handwerkskammer Bremen.
28.06.2011, 05:00 Uhr
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Tausende Lehrstellen in Bremen frei
Von Petra Sigge

Bremen. Industrie, Handel und Handwerk beklagen einen wachsenden Mangel an Nachwuchskräften. "Den Lehrstellen gehen die Bewerber aus", schlägt der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Heinrich Driftmann, Alarm. An den Lehrstellenbörsen der Kammern seien derzeit bundesweit 40.000 Ausbildungsplätze frei - ein Viertel mehr als im Vorjahr. Auch im Handwerk ist die Lage auf dem Lehrstellenmarkt angespannt.

"Wir haben in allen Bereichen noch Lehrstellen, die nicht besetzt sind", sagt Michael Weiß, Lehrlingsreferent der Handwerkskammer Bremen. Konkrete Zahlen zu den offenen Stellen kann er nicht nennen. In diesem Jahr seien aber schon gut 500 Ausbildungsverträge und damit 20 Prozent mehr als im vergangenen Jahr geschlossen worden.Viele Lehrstellen seien nicht besetzt, weil die Betriebe keine Jugendlichen mit der geeigneten Qualität finden, sagt Michael Busch, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Einigen Jugendlichen fehle die nötige Ausbildungsreife. Die vier Grundrechenarten sowie reden und schreiben sollte ein Lehrling aber schon können, so Busch. Doch viele Jugendliche lebten in den Tag hinein und nähmen es mit dem Lernen nicht so genau.

Weiß' Angaben zufolge sind in den klassischen Berufen wie etwa Kfz-Mechatroniker die meisten Ausbildungsplätze bereits vergeben. Anders sieht es in Betrieben aus, die bei Jugendlichen eher unbekannt sind, oder auch in Berufen, die eher ein schlechtes Image haben. Dazu gehört etwa der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Das sei ein hochkomplexer Beruf, der aber unter seinem schlechten Ruf leide, sagt er. Auch in Glasereien, Malerbetrieben und Bäckereien sind noch freie Lehrstellen zu vergeben, weil sich die Jugendlichen etwa vor dem schlechten Image oder den Arbeitszeiten scheuen.

Unternehmen und Bewerber zusammenzubringen

Seit Anfang des Jahres versucht die Agentur für Arbeit in Bremen verstärkt Unternehmen und Bewerber zusammenzubringen. "Wir zeigen den Betrieben, dass auch Bewerber mit schlechten Noten gute Auszubildende sein können", sagt Sprecher Jörg Nowag. Durch Ausbildungsförderungen, Qualifikationsmöglichkeiten oder Praktika will die Arbeitsagentur helfen. Den Angaben zufolge ist das Verhältnis Ausbildungsplätze zu Bewerberzahlen erstmals im vergangenen Jahr gekippt. Kamen im Mai 2009 noch 3128 Bewerbungen auf 3092 Ausbildungsplätze, waren es ein Jahr später 3254 Bewerber auf 3515 Lehrstellen, in diesem Jahr nur noch 3407 Bewerber auf 3605 freie Stellen.

Thomas Gnutzmann, Geschäftsführer der Firma Tangemann Elektrotechnik GmbH in der Bremer Neustadt, sucht schon seit Anfang des Jahres einen Lehrling für den Bereich Energie- und Gebäudetechnik. "Ein Beruf mit Zukunft", sagt Gnutzmann. Doch bisher ist die Stelle immer noch frei. Zwar habe es eine Reihe von Bewerbern gegeben, doch kein einziger sei geeignet gewesen. Die meisten hätten nicht die fachlichen Voraussetzungen vorweisen können. "Wer nur einen einfachen Hauptschulabschluss hat, tut sich schwer mit Geometrie und Winkelfunktionen. Diese Vorbildung aber ist für diesen Ausbildungsberuf unverzichtbar", sagt Gnutzmann, selbst gelernter Elektroniker.

Mangel an richtigen Umgangsformen

Doch er moniert nicht nur die mangelnden schulischen Vorkenntnisse: "Oft fehlt es den Bewerbern auch einfach allgemein an den richtigen Umgangsformen." "Dass man als Lehrling morgens gewaschen und rasiert zur Arbeit kommt, ist längst nicht für jeden eine Selbstverständlichkeit", sagt er. "Wir haben ja direkt mit den Kunden zu tun, da ist ein angemessenes Auftreten einfach wichtig." Wichtig ist für den Chef eines Familienbetriebs mit 13 Beschäftigten auch das Thema Zuverlässigkeit. "Wenn da jemand sein Zeugnis schickt mit 15 unentschuldigten Fehltagen, dann wirft das sicher kein gutes Licht auf den Bewerber."

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