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Bremer Reederei Tiefer Frust in der Beluga-Belegschaft

Bremen. In der Unternehmenszentrale wird in diesen Tagen das Beluga Support Team zusammengezogen. Mit zunächst sechs Dutzend Mitarbeitern soll das Kerngeschäft der insolventen Reedereigruppe fortgeführt werden. Es ist eine Übergangslösung, die Zukunft ist ungewiss.
09.04.2011, 05:00 Uhr
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Von Krischan Förster

Bremen. Auf Deck 4, dem vierten Stockwerk der Unternehmenszentrale, wird in diesen Tagen das Beluga Support Team zusammengezogen. Mit zunächst sechs Dutzend Mitarbeitern soll das Kerngeschäft der insolventen Reedereigruppe fortgeführt werden. Es ist eine Übergangslösung. Schon nach Ostern geht es hinüber auf die andere Weserseite, in ein kleineres Gebäude. Die anderen fast 500 Beschäftigten blieben auf dem Teerhof zurück - ob es für sie in Bremen noch eine Zukunft gibt, ist mehr als ungewiss. Der Frust sitzt tief.

Am 1. April hatte ein Rundschreiben des Oaktree-Managements Hoffnungen geweckt, dass es nach turbulenten Wochen endlich erste Informationen über die Zukunft für Reederei und Mitarbeiter geben könnte. In dem von Geschäftsführer Roger Iliffe unterzeichneten Schreiben hieß es, dass noch am selben Tage jeder Beluga-Beschäftigte von seinem unmittelbaren Vorgesetzten erfahren werde, ob er für die künftige Kernmannschaft vorgesehen sei oder nicht. Das ist bis heute nicht geschehen.

Offenbar wurden bislang nur diejenigen ins Vertrauen gezogen, die für das Support Team ausgewählt wurden. Wie viele genau es sind, verraten weder das Oaktree-Management noch die Insolvenzverwaltung. Von 65 bis 80 Leuten ist die Rede. Die vielen anderen bilden einstweilen ein "Clean-up Team". "Wir dürfen die Scherben zusammenkehren, die von Beluga übrig geblieben sind", sagt einer der Betroffenen bitter. "Nur redet mit uns niemand darüber." Zu tun gibt es ohnehin nicht mehr viel, in dem einst wie ein Bienenkorb brummenden Gebäude herrscht Lethargie vor. Mittlerweile sind 19 Beluga-Gesellschaften in der Insolvenz. Weite Teile der Belegschaft rechnen daher mit dem endgültigen Aus ihres Beluga-Daseins, sobald kein Insolvenzausfallgeld mehr gezahlt wird.

Entsprechend gedrückt ist die Stimmung - inzwischen aber auch ein bisschen trotzig. Einer der Betroffenen vergleicht die Situation mit dem freien Fall aus dem Flugzeug: "Die ersten 800 Meter hatte ich Angst. Jetzt will ich nur noch, dass der Aufschlag bald erfolgt." Wenigstens Klarheit wünschen sich jetzt die meisten. In der kommenden Woche wollen sie einen aus ihren Reihen zum Mitarbeitersprecher wählen. Er soll anstelle des bei Beluga nie gegründeten Betriebsrates an die Entscheider auf Deck 6 herantreten und bessere Informationen einfordern. Bislang verbreiten sich Neuigkeiten und Personalentscheidungen nur über den "Flurfunk", das Betriebsklima habe darunter erheblich gelitten, wird berichtet.

So gilt auch als offenes Geheimnis, dass das neue Beluga Support Team bereits nach Ostern aus dem Unternehmen ausgegliedert werden soll und in ein anderes Gebäude umzieht. Zum Jahresende könnte dann sogar ein Wechsel nach Hamburg erfolgen, wird spekuliert. Aber auch der noch operative Teil der Beluga-Reederei hat nach Informationen dieser Zeitung enorme Schwierigkeiten. Mit einer auf 18 Schiffe verkleinerten Flotte sollte das Schwergut-Geschäft seit dem vergangenen Montag wieder aufgenommen werden, nachdem es zuvor über Wochen faktisch zum Erliegen gekommen war. Die Schuldenlast dürfte sich in dieser Zeit nochmals immens vergrößert haben. Angekündigt worden war nun, dass bereits begonnene Reisen beendet und auch neue Ladung verschifft werden sollte. Doch vor allem die großen Frachter sind weiter beschäftigungslos (wir berichteten). In der Schifffahrtsbranche wird inzwischen ganz offen davon gesprochen, dass der Markenname "Beluga" wohl dauerhaft ruiniert sei. Nicht vergessen haben viele Geschäftspartner auch das als extrem "rüde" empfundene Vorgehen von Oaktree im Vorfeld der Insolvenz. Beides dürfte den Abschluss neuer Verträge erschweren.

Wohl auch deshalb wurde unter Regie des US-Kapitalinvestors Oaktree ein Strategiepapier entwickelt, das eine Umbenennung der Reederei in "Hansa Heavy Lift" und deren Umzug vorsieht. Offiziell bestätigt haben dies bislang weder Oaktree noch die Insolvenzverwaltung.

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