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Trotz befürchteter Engpässe Genug Senf für Stadion und Osterwiese

Die Palette der Lebensmittel, bei denen es knapper werden könnte, nimmt zu. Zum Jahresende könnte der Senf knapp werden. Warum dennoch keine Hamsterkäufe angebracht sind.
30.03.2022, 17:30 Uhr
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Genug Senf für Stadion und Osterwiese
Von Florian Schwiegershausen

Nachdem es bei Speiseöl aus Sonnenblumen und Raps sowie bei Mehl Engpässe geben soll, fürchten Experten nun, dass sich das Problem auch auf Senf ausweitet. Denn die Ukraine und Russland sind mit die bedeutendsten Lieferanten für Senfsaaten. Thomas Zeisner, Geschäftsführer des gleichnamigen Ketchupherstellers aus Grasberg, sagte dem WESER-KURIER: "Man darf es nicht dramatisieren, aber wenn ich Senfhersteller wäre, dann hätte ich wohl so manche schlaflose Nacht." Die Ernte in Kanada sei nicht so gut gewesen und aus der Ukraine und Russland komme eben momentan auch kein Senfmehl. Beide Länder liefern nach Angaben des Lebensmittelverbands Kulinaria sonst rund drei Viertel aller verarbeiteten Senfsaaten.

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In Zeisners Würzsaucen komme auch Senfmehl als Zutat zum Einsatz, und dafür habe er einen Liefervertrag bis 2023. Was die schlaflosen Nächte angeht, ergänzt Zeisner: "Als Ketchuphersteller habe ich die manchmal, wenn ich darauf schaue, dass 98 meiner 100 Zutaten im Preis gestiegen sind." Dabei schaut er auch auf das Tomatenmark, das er aus Spanien und Portugal bezieht. "Es gibt aber auch Firmen, die das aus der Ukraine beziehen. Die Situation für sie ist momentan sehr unangenehm."

Keine Engpässe bei der Stadionwurst

Es sei nun aber nicht die Zeit, um den Menschen mit Engpässen beim Senf Sorgen zu bereiten. Für die Werder-Heimspiele im Weserstadion kann Thorsten Lieder beruhigen: "Bis Saisonende wird ausreichend Senf für die Stadionwurst vorhanden sein." Nur wenige Minuten, nachdem er das gesagt hatte, stand der Lieferant mit der neuen Palette vor der Tür. Wegen der Pandemie drückt momentan keiner auf den Senfspender, sondern erhält zur Wurst ein Portionstütchen, wie Lieder erzählt, der im Stadion von der Compass-Gruppe für das Catering zuständig ist und ebenso die Geschäfte der Bremer Gastrogemeinschaft führt.

Ein weiterer Hotspot für Bratwurst und Krakauer wird ab 8. April die Bremer Osterwiese sein. Susanne Keuneke, Erste Vorsitzende vom Verband der Schausteller und Marktkaufleute Bremen, sagte: "Da wird genug Senf vorhanden sein."

Produkte vereinzelt ausverkauft

Eine spontane Stichprobe in Supermärkten im Bremer Stadtteil Findorff zeigte: In dem einen Markt fehlte mal von der einen Marke der mittelscharfe Senf, im anderen Markt mal der von der anderen Marke. Aber in der Bandbreite der verschiedenen Marken zusammen, war genügend Auswahl vorhanden. Manfred Spreen, Chef vom Rewe-Markt im Jan-Reiners-Center in Findorff sagt: "Senf ist ausreichend da. Allerdings gibt es weiterhin die Engpässe beim Sonnenblumenöl und dem Rapsöl sowie beim Mehl." Deshalb solle man da aber keine Ängste schüren. Hamsterkäufe seien nicht notwendig.

Nach Angaben von Markus Weck, dem Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbandes Kulinaria, sei beim Senf bereits jetzt vielerorts eine Rohstoffverknappung festzustellen. Diese dürfte sich in den kommenden Wochen und Monaten noch einmal verschärfen. Die aktuellen Silo-Vorräte würden Weck zufolge noch für einige Wochen oder Monate reichen. Spätestens in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres sowie im ersten Halbjahr 2023 drohen Engpässe.

Hamsterkäufe laut Verbraucherzentrale nicht nötig

So sieht es auch Sonja Pannenbecker von der Verbraucherzentrale Bremen: "Keine Panik, keiner muss hamstern. Jeder sollte nur so viel für den eigenen Bedarf einkaufen, wie er wirklich braucht." Sollte beim Senf die Lieblingsmarke vergriffen sein, nehme man eben den von einer anderen Marke. "Und statt immer nur im gleichen Supermarkt einzukaufen, schaut man mal in einen anderen, ob die nicht vielleicht den Lieblingssenf vorrätig hat."

Den "Herdentrieb" vor zwei Jahren beim Hamstern von Toilettenpapier, erklärte der Diplom-Psychologe Stephan Grünewald, Geschäftsführer des Kölner „Rheingold“-Instituts, im WESER-KURIER mit bestehenden Ängsten: „Das Problem im Supermarkt: Wenn ich merke, dass andere Kunden anfangen, die Regale leer zu kaufen, spürt man, dass sich die Erregung schneller verbreitet als der Erreger. Es entsteht eine situative Panik. Man hat das Gefühl, man sei der Einzige, der nichts mehr abbekommt. Dann entsteht dieses Herdenverhalten.“

Sonja Pannenbecker hält es aber durchaus für sinnvoll, Vorräte für mindestens 14 Tage anzulegen: "Dazu gehört auch entsprechend Mineralwasser." Das würden nämlich einige vergessen. Das Bundesamt für Katastrophen- und Bevölkerungsschutz rät dazu, zwei Liter Flüssigkeit pro Tag und pro Person vorzuhalten. Die Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale verweist auf das Internet, wo die verschiedensten Portale die notwendigen Lebensmittellisten angelegt haben.

Und beim Blick auf das Speiseöl appelliert sie an mehr Solidarität: "Die Menschen, die mehr im Geldbeutel haben, sollten vielleicht das billigste Öl denjenigen mit weniger im Geldbeutel überlassen und selbst zum teureren Öl greifen."

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