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Weinlese Turbulentes Jahr für Winzer

In den meisten Anbaugebieten ist die Weinernte bereits zum größten Teil in den Fässern – ungewöhnlich früh. Die Weinlese des Bremer Ratskellers beginnt jedoch erst Ende Oktober.
04.10.2017, 16:35 Uhr
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Von Peter Zschunke und Patrick Reichelt

Der Weinjahrgang 2017 zeichnet sich durch eine geringe Erntemenge und gute bis sehr gute Qualitäten aus. So lautet eine erste vorläufige Bilanz des Deutschen Weininstituts in Bodenheim bei Mainz. Die Hauptlese sei in vielen Anbaugebieten bereits beendet, sagt Institutssprecher Ernst Büscher. „Das ist sehr außergewöhnlich.“ Noch gelesen wird vor allem an der Mosel, wo der Riesling dominiert.

Dort hat auch der Bremer Ratskeller ein 1400 Quadratmeter großes Anbaugebiet. Die Weinlese beginnt hier erst Ende Oktober, um noch „die letzten Sonnenstrahlen mitzunehmen“, sagt Ratskellermeister Karl-Josef Krötz. Seit 2002 hat der Ratskeller die Patenschaft für die Anlage am Fuße der „Erdener Treppchen“ inne. Der fruchtig-süße Bremer Senatswein kommt nur in kleinen Stückzahlen auf den Markt und ist inzwischen bei Liebhabern und Sammlern gleichermaßen beliebt. Wie viele seiner Kollegen geht auch Krötz von einem geringeren Ernteertrag aus. „Wenn das zugunsten der Qualität geht, ist das jedoch völlig in Ordnung“. Bei Schätzungen zum Ertrag hält sich Krötz noch zurück. Im vergangenen Jahr kamen etwa 2000 Flaschen des Weins in den Verkauf.

Die Menge aller Anbaugebiete in Deutschland wird vorläufig auf 7,5 Millionen Hektoliter geschätzt. Das wären 18 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut erwartet, dass sich die Preise wegen des Ernterückgangs „wahrscheinlich etwas nach oben entwickeln“. Da es noch Reserven aus früheren Jahrgängen gebe und der Markt nur eine begrenzte Anpassung zulasse, werde der Anstieg gemäßigt ausfallen.

„Es war ein sehr turbulentes Jahr für die Winzer“, sagt Büscher. Nach starken Frösten in der zweiten Aprilhälfte gab es im Sommer teilweise schwere Hagelunwetter. Der September begann dann vielfach kühl und regnerisch, was die Lese noch einmal beschleunigte: „Die Winzer wollten so gesundes Lesegut wie möglich ernten.“

Für einen Qualitätsschub sorgten vielfach die letzten Septemberwochen mit viel Sonne. „Durch die frühe Reife sind die Mostgewichte und Qualitäten durchaus gut bis sehr gut“, sagte Bücher. Auch die Rotweine seien gut gelungen.

Die Mitglieder der Winzergenossenschaft Weinbiet in Neustadt an der Weinstraße haben ihre Weinlese auch schon beendet. „So früh waren wir noch nie fertig“, sagt ein Sprecher. „Wozu wir sonst 30 Erntetage brauchten, haben wir diesmal in 20 geschafft.“ Bei etwas geringerer Menge sei die Qualität sehr gut ausgefallen.

Die deutschen Winzer stehen mit dem Ernterückgang nicht allein da. „Europaweit scheint sich in diesem Jahr die kleinste Ernte seit 2000 abzuzeichnen“, sagte Büscher. Mit 146 Millionen Hektolitern werde die europaweite Menge um 14 Prozent schlechter ausfallen als 2016.

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