So mancher Verbraucher kann an beiden Händen abzählen, wie oft er im vergangenen Jahr eine Kneipe besucht hat. Bis zum Frühjahr hatte die Gastronomie zu, und ab Herbst kamen dann die 3G- oder 2Gplus-Regeln hinzu. Da blieben viele lieber daheim. Wenn aber den Kneipen die Gäste fehlen, spüren das auch die Brauereien. Gerüchte machen gar die Runde, dass sich der weltgrößte Braukonzern AB Inbev von Beck's trennen wolle. So schrieb es vor wenigen Tagen die "Wirtschaftswoche". Wer ein möglicher Käufer sein könnte, schrieb das Magazin nicht. Der Sprecher von AB Inbev Deutschland, Fried-Heye Allers, sagte dem WESER-KURIER: "An solchen Spekulationen beteiligen wir uns nicht."
Diese Gerüchte sind nicht neu und machen immer mal wieder die Runde. Zuletzt rumorte es vor vier Jahren, als die Beck's-Brauerei auf der Suche nach einem neuen Standort für die Verwaltung war und am Ende doch am Weserufer in der Neustadt blieb. Auch wenn durch die geschlossenen Kneipen im vergangenen Jahr und die Absage verschiedener Festivals und Volksfeste der große Bierdurst ausblieb, konnte Beck's dies mit der Einführung seines ungefilterten Bieres im Februar 2021 ein wenig kompensieren. Das Sprecher Allers: "Die Einführung des Beck's Unfiltered im vergangenen Februar war erfolgreich."
Laut Angaben des Unternehmens konnte AB Inbev Deutschland im vergangenen Jahr seinen Marktanteil um knapp zwei Basispunkte ausbauen, bezogen auf die für den Einzelhandel relevante Nielsen-Marktforschung. "Für mich ist Beck’s eine Premiummarke und keine Volumenmarke, die man zu einem billigen Preis verkauft", sagte Michel Pepa, Chef von AB Inbev Deutschland, dem WESER-KURIER vor einem Jahr. Man wolle Werte schaffen statt Werte zu zerstören. Wurde dieses Ziel erreicht?
Der Preis für eine Kiste Beck's im Supermarkt
Zur Einführung von Beck's Unfiltered kostete die Kiste im Handel mehr als eine gewöhnliche Kiste Beck's. Doch im Laufe des Jahres sank der Preis für das Unfiltered auf den des herkömmliche Beck's. Zum Jahresende gab es im Einzelhandel außergewöhnlich viele Aktionen mit Preisen um zehn Euro für die Kiste der Premiummarke, kurz vor Silvester war sie für 8,60 Euro zu haben.
Bleibt der Preis für die Kiste Bier beim Angebotspreis von zehn Euro?
Nicht nur Beck & Co hätte es gern, mehr für das Premiumbier verlangen zu können angesichts steigender Preise für Rohstoffe, Energie und Transport. Andere große Brauereien wie beispielsweise Bitburger, Krombacher und Veltins wollen zum Frühjahr ihre Preise erhöhen. Das könnte bedeuten, dass es im Supermarkt die Kiste Premiumbier im Angebot dann für elf Euro gibt. Erste Tendenzen bei den Angebotspreisen in diesen Tagen zeigen dahin. Die Frage ist aber, ob sich das auf Dauer gegenüber dem Handel durchdrücken lässt. Für die pandemiegeplagte Gastronomie trauen sich die Brauereien nicht so recht, die Preise zu erhöhen.
Mehr Wachstum in Deutschland
"Seit 2019 ist seitens AB Inbev der Wille vorhanden, auf dem deutschen Markt wieder zu wachsen. Dazu gehört als Ziel eine gute Balance zwischen regionalen und nationalen Marken", sagte Michel Pepa vor einem Jahr. Wie schon im vergangenen Jahr gibt es auch dieses Jahr wieder ein Maibock von Haake-Beck. AB Inbev Deutschland konnte die Marktanteile 2021 ausbauen. Was das für den Gewinn bedeutet, weist das Unternehmen nicht aus. Es gibt immer nur Zahlen für ganz Europa. Wenn es im Handel die Kiste Beck's für 8,60 Euro gibt, macht sich das in Hektoliterausstoß, Umsatz und in den Marktanteilen bemerkbar, es bedeutet aber nicht automatisch mehr Gewinn.
Mit Unterstützungsaktionen für Kneipen in Bremen und dem Hinweis auf die Zahl der Azubis vor Ort setzt Beck & Co darauf, als Betrieb vor Ort wahrgenommen zu werden.
Die Kontinuität
Der Belgier Michel Pepa ist seit November 2019 Chef von AB Inbev Deutschland. Damit ist steht er hier bereits länger an der Spitze als so mancher seiner Vorgänger. Diese Ländereinheit vom weltgrößten Brauereikonzern mit Marken wie Löwenbräu und Franziskaner hatte in 20 Jahren Zugehörigkeit zwölf Chefs. Wenn der 32-Jährige weiter die Marktanteile ausbaut, empfiehlt er sich für höhere Positionen im Konzern. Im vergangenen Jahr sagte er: "Ich möchte hierbleiben, so lang es möglich ist."
Der Ausblick auf 2022
"Es ist ein gutes Gefühl, dass die Clubs endlich wieder öffnen dürfen", sagte AB-Inbev-Sprecher Fried-Heye Allers. Je mehr Festivals, Konzerte und Volksfeste stattfinden, desto besser für Beck & Co. Nach der Veröffentlichung der Geschäftszahlen vor wenigen Tagen stufte die Mehrheit der Börsenanalysten die Aktie von AB Inbev hoch und erhöhte auch das Kursziel. Im deutschen Einzelhandel gilt es für das Unternehmen, neben Beck's auch weiter das Corona Extra auszurollen. Denn diese Marke hat für den Konzern neben Budweiser und Stella Artois weltweit oberste Priorität - wenngleich man sich damit vor allem bei der jungen Zielgruppe Konkurrenz im eigenen Hause macht.