38 Prozent aller im vergangenen Jahr in Bremen neu geschlossenen Arbeitsverträge sind befristet. Für diese Menschen sei das Risiko besonders hoch, infolge der Corona-Pandemie ihre Stelle zu verlieren. Davor warnte die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) am Montag. Sie beruft sich dabei auf eine aktuelle Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.
„Die Zahlen zeigen, dass auf dem heimischen Arbeitsmarkt etwas aus dem Ruder gelaufen ist. In der Corona-Krise können Befristungen für die Betroffenen leicht zur Falle werden, wenn Unternehmen solche Stellen nicht mehr verlängern“, sagt Inge Bogatzki, Bezirksvorsitzende der IG Bau in Bremen.
Laut Untersuchung sind vor allem in der Landwirtschaft und in der Gebäudereinigung viele Stellen befristet. Besonders betroffen seien zudem junge Beschäftigte. „Wer als Berufseinsteiger eine Wohnung finden oder einen Kredit aufnehmen will, der hat mit einem befristeten Vertrag schlechte Karten. Wegen der Unsicherheit muss manchmal sogar der Wunsch nach eigenen Kindern vertagt werden“, kritisiert Bogatzki.
Nach WSI-Angaben hatten bundesweit in der Altersgruppe bis 25 Jahre knapp 51 Prozent aller neu abgeschlossenen Verträge ein Ablaufdatum; Auszubildende wurden dabei nicht mitgezählt. Auch Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund wurden häufiger nur befristet eingestellt.
Die Gewerkschaft fordert, die Befristung von Arbeitsverträgen einzudämmen. Ein aktueller Gesetzentwurf von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht vor, dass sachgrundlose Befristungen künftig nur maximal 18 anstatt bisher 24 Monate andauern und in diesem Zeitraum nur noch einmal statt wie bisher dreimal verlängert werden dürfen. In Betrieben mit mehr als 75 Beschäftigten sollen solche Verträge auf höchstens 2,5 Prozent der Belegschaft begrenzt werden.