Bremen. Das Projekt "Respekt! Kein Platz für Rassismus" macht sich bundesweit für ein respektvolles Miteinander stark. Am Freitag werben die Macher der Initiative mit einer Veranstaltung im Bremer Rathaus für ihre Ziele. Zu den Unterstützern in der Hansestadt zählen auffällig viele Unternehmerinnen und Unternehmer. Immer mehr Wirtschaftstreibende haben ein vitales Interesse an einer offenen Gesellschaft.
Norbert Köpp ist es gewohnt in einem internationalen Team zu arbeiten. Sein Unternehmen VEW-Vereinigte Elektronikwerkstätten GmbH entwickelt und fertigt seit über 30 Jahren spezielle Mess-, Steuer- und Regeltechnik für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete. Die Systeme des Bremer Unternehmens kommen in der Luft- und Raumfahrt ebenso zum Einsatz wie in U-Bahnen oder Kraftwerken.
Um auf dem Markt zu bestehen, müssen die VEW-Produkte hohen Standards und Ansprüchen genügen. Eine Aufgabe, die nur mit einer Mannschaft aus Fachleuten zu leisten ist. Um solch ein Expertenteam in ausreichender Stärke um sich zu scharen, ist es für Norbert Köpp seit jeher selbstverständlich, auch mit ausländischen Mitarbeitern zu arbeiten. "Eine internationales Team ist für uns nichts Besonderes, es ist selbstverständlich", sagt er. Würde sich das Unternehmen nationale Scheuklappen anlegen, da ist sich Köpp sicher, würde der wirtschaftliche Erfolg akut darunter leiden. VEW habe Kunden in aller Welt. "Wenn wir nicht sensibel mit kulturellen Unterschieden umgehen, würden wir sehr schnell auf Granit beißen."
Als vor einiger Zeit die Macher des Projekts "Respekt! Kein Platz für Rassismus" an Köpp herantraten und ihn um Unterstützung baten, musste er nicht lange darüber nachdenken. Dabei waren es allerdings nicht wirtschaftliche Erwägungen, die den Ausschlag gaben. Nachrichten von Übergriffen auf farbige Mitbürger und die Geschehnisse um die Neonazi-Zelle aus Zwickau bewegten Köpp dazu, die Initiative zu unterstützen. "Solche Umtriebe sind eine Beleidigung für jeden anständigen Menschen", sagt der Unternehmer.
Die Initiative hat es sich nach eigenen Angaben zur Aufgabe gemacht, Kommunikation im weitesten Sinne zu nutzen, um sich gegen Intoleranz und für ein respektvolles Miteinander einzusetzen. Um ihr Vorhaben voranzutreiben, organisiert die Gruppe Kulturveranstaltungen, Vorträge und Podiumsdiskussionen oder publiziert Medien wie Bücher, Flyer, Werbe-Produkte und Filme. Unterstützt wird die gemeinnützige GmbH von Partnern und Förderern und von Prominenten aus Sport und Kultur. Einer der größten Unterstützer ist die Gewerkschaft IG Metall. "Wir brauchen Kommunikation gegen Intoleranz und Rassismus. Nur so schaffen wir es, dass die Gesellschaft überlegt, wie sie leben will", begründet Lothar Rudolf Geschäftsführer und Initiator die Zielsetzung.
Am kommenden Freitag will sich das Projekt auch in Bremen vorstellen. Die Obere Rathaushalle soll dann einen Abend lang zum Forum für die Ziele der Initiative werben. Auf dem Programm stehen unter anderem ein Konzert der Soulsängerin Kaye-Ree und eine Lesung des Kabarettisten Tilman Döring. Schirmherrin der Veranstaltung und ebenfalls vor Ort ist die 147-fache deutsche Fußball-Nationalspielerin Sandra Minnert. Zudem hat sich hochrangiges Personal aus Politik und Justiz angekündigt. Zu den Gästen zählen aber auch zahlreiche Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Hansestadt, die die Initiative aktiv unterstützen. Federführend ist dabei Mirjana Boric Geschäftsführerin des Kosmetikunternehmens My Q Essence Manufaktur. "Fundament meiner Unternehmen ist der Respekt vor Menschen, die anders sind, nur so können kreative Prozesse sinnvoll angeschoben werden", sagt sie.
Die Unterstützer aus der Bremer Wirtschaftswelt stammen aus den unterschiedlichsten Branchen. Hoteliers sind ebenso darunter wie IT-Unternehmer oder Vertreter des Automotive-Bereichs. "Gerade in Deutschland, wo hochwertige, komplexe Produkte hergestellt werden, gewinnt Teamplay immer mehr an Bedeutung - und Respekt ist dafür die wichtigste Voraussetzung", begründet Carsten Meyer-Heder von Software-Unternehmen Neusta sein Engagement. Arne Söffge, Chef der gleichnamigen Gebäudereinigungsfirma, beschäftigt 2500 Menschen aus 30 Nationen. Auch er betont den hohen Stellenwert von Respekt in seinem Unternehmen. "Toleranz und Wertschätzung sind die wichtigsten Voraussetzungen, um in der Gebäudereinigung langjährig engagierte Mitarbeiter zu beschäftigen."
Gerade Firmen, die weltweit aktiv sind, zählen zu den Unterstützern der Respekt-Initiative. Exemplarisch für diese Gruppe ist die E-Motion-Factory, die von Bremen aus Kamerateams in alle Welt schickt, um dort Filmprojekte aller Art umzusetzen. Geschäftsführer Roland Mayer: "Global handeln muss das Ziel sein, und um das zu erreichen, muss man ganz klein anfangen."