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Unternehmerinnen ringen um die Frauenquote – mit männlicher Unterstützung

Bremen. Der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) hat gestern zum bundesweiten Aktionstag "Nachfolge ist weiblich" eine Frauenquote von 40 Prozent gefordert. Es sei höchste Zeit, "dass die Politik endlich handelt. Denn die Selbstverpflichtung von Unternehmen funktioniert ja nicht", sagte die Präsidentin Stephanie Bschorr. "Wir kommen nur im Schneckentempo voran", meint auch Cornelia Hopp, die Bremer VdU-Landesvorsitzende. "Wenn wir so weitermachen wie jetzt, haben wir in 20 Jahren gerade mal 15 Prozent Frauen in Führungspositionen", erklärte Hopp mit Bezug auf neue Erhebungen der Unternehmensberatung McKinsey. 2011 waren im Vorstand der deutschen Top-200-Unternehmen Frauen mit nur drei Prozent vertreten.
15.06.2012, 05:00 Uhr
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Unternehmerinnen ringen um die Frauenquote – mit männlicher Unterstützung
Von Petra Sigge

Bremen. Der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) hat gestern zum bundesweiten Aktionstag "Nachfolge ist weiblich" eine Frauenquote von 40 Prozent gefordert. Es sei höchste Zeit, "dass die Politik endlich handelt. Denn die Selbstverpflichtung von Unternehmen funktioniert ja nicht", sagte die Präsidentin Stephanie Bschorr. "Wir kommen nur im Schneckentempo voran", meint auch Cornelia Hopp, die Bremer VdU-Landesvorsitzende. "Wenn wir so weitermachen wie jetzt, haben wir in 20 Jahren gerade mal 15 Prozent Frauen in Führungspositionen", erklärte Hopp mit Bezug auf neue Erhebungen der Unternehmensberatung McKinsey. 2011 waren im Vorstand der deutschen Top-200-Unternehmen Frauen mit nur drei Prozent vertreten.

Diskutiert werde in den Firmen viel über Frauenförderung, weiß die geschäftsführende Gesellschafterin der Peter-Braun-Personalberatung. Vorschläge gebe es reichlich. Hopps Erfahrung ist aber auch: "Wenn die Unternehmensleitung dieses Thema nicht fördert, passiert gar nichts." Und vor diesem Hintergrund sage der VdU, dass eine Quote zumindest für eine gewisse Zeit sinnvoll sein kann. "Auch wenn wir grundsätzlich keine Quotenfrauen wollen und meinen, dass die Qualifikation im Vordergrund stehen sollte", so Hopp.

Eine Quote kommt aus ihrer Sicht ohnehin nur für Frauen in Aufsichtsräten infrage. "Dieses oberste Steuerungsgremium kann dann Einfluss nehmen auf die Zusammensetzung des Vorstands, der das Ziel Frauenförderung wiederum im operativen Geschäft umsetzt." Quoten für Vorstände oder Führungskräfte lehnt die Bremer VdU-Vorsitzende ab. Dafür seien die Strukturen und Voraussetzungen in den Unternehmen zu unterschiedlich. Bei Dienstleistungsfirmen, wo zum Teil 80 Prozent Frauen arbeiteten, sei die Ausgangslage sicher anders als bei einem technisch orientierten Unternehmen mit einem Frauenanteil von zehn Prozent. "Einem solchen Unternehmen dann eine Frauenquote von 30 oder 40 Prozent zu verpassen, das kann doch gar nicht funktionieren", meint Hopp.

Gleichwohl warnt der Verband der Unternehmerinnen davor, dass Deutschland wegen des Fachkräftemangels ohne eine gezielte Förderung von Frauen wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten könnte. "Es sei unhaltbar", so VdU-Präsidentin Bschorr, "dass mehr als 40 Prozent der Studienabgänger Frauen mit teils besseren Abschlüssen als Männer sind und am Ende dünnt sich das dann plötzlich aus". Deutschland könne es sich nicht leisten, "diesen Pool an Fachkräften brachliegen zu lassen". Schützenhilfe bekommt der Verband von Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU). Auch er sieht keinen Sinn darin, beim Ringen um eine Frauenquote noch länger auf die Freiwilligkeit der Unternehmen zu setzen. Das habe bei der Zahl der Frauen in Führungsgremien der Wirtschaft nicht wirklich weitergebracht. Es bestehe daher politischer Handlungsbedarf, sagte McAllister der "Leipziger Volkszeitung". Er erwarte, dass sich die CDU in ihrem Programm zur nächsten Bundestagswahl dazu klar positioniert.

In der schwarz-gelben Bundesregierung gibt es unterschiedliche Positionen zur Frauenquote: Frauenministerin Kristina Schröder (CDU) möchte eine flexible Quote, bei der die Unternehmen sich selbst eine individuelle Zielzahl vorgeben. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) geht dieser Vorschlag nicht weit genug.

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