Erst vor Kurzem haben die Zahlen aus Köln bundesweit die Runde gemacht: Im Innenstadtbereich der Domstadt sollen etwa 500 Elektro-Mietroller auf dem Grund des Rheins liegen. Umweltverbände warnen davor, dass aus den Akkus der Gefährte irgendwann schädliche Stoffe auslaufen können, die das Wasser verschmutzen. Für eine Reihe von Menschen scheint es zu einem Wettbewerb geworden zu sein, die auf Brücken und am Ufer geparkten E-Scooter in den Fluss zu werfen.
Der Bundesverband der E-Roller-Vermieter, Shared Mobility, will nun stellvertretend für die sechs Anbieter in der Domstadt eine Tauchmission finanzieren. Mit einer speziellen Unterwasserdrohne wollen sie den Elektroschrott bergen. Was die Drohne nicht zu fassen bekommt, sollen dann Bautaucher aus Deutschlands längstem Fluss herausfischen. Der Verband will solche Bergungsaktionen auch in Düsseldorf und in Frankfurt am Main unternehmen.
Was in Rhein und Main notwendig ist, könnte theoretisch auch in der Weser akut werden. Seit mehr als eineinhalb Jahren prägen die lautlosen Gefährte mit Elektromotor das Stadtbild. Doch anscheinend gehen die Bremer mit den Rollern pfleglicher um als in Köln. Das bestätigen die Zahlen des schwedischen Anbieters Voi, der als erster in Bremen die Roller auf die Straße brachte. Nach Angaben von Voi-Sprecher Caspar Spinnen sind in all dieser Zeit in der Hansestadt ein Dutzend E-Roller in Weser, Wallanlagen und anderen Gewässern im Geschäftsgebiet des Anbieters gelandet. Warum es nicht mehr sind, begründet Spinnen so: "Um zu vermeiden, dass Scooter ins Wasser gelangen, haben wir in Bremen am Ufergelände und auf Brücken Parkverbotszonen eingerichtet. So gibt es weniger Angriffsfläche für Vandalismus, insbesondere in Gewässernähe. Wenn einer unserer Scooter im Wasser landet, dann senden wir unsere Flottenteams und E-Scooter-Ranger, um diesen zu bergen. Insgesamt haben wir seit unserem Start 2019 zwölf Scooter aus Bremer Gewässern geborgen."
Die Roller sollen zur Mobilität in der Stadt beitragen. "Wir verurteilen Vandalismus, beziehungsweise solches Verhalten, das zur Versenkung von Scootern in Gewässern führt, aufs Schärfste." Alle Fälle von Vandalismus verfolgt das Unternehmen nach und werden zur Anzeige gebracht: "Dabei verrechnen wir die Bergungskosten und – falls es sich um einen Nutzer oder eine Nutzerin handelte – eine Vertragsstrafe." Wenn Voi in anderen Städten wie etwa München mit Partnerinstitutionen E-Scooter rettet, ziehen die Teams gleichzeitig auch Autoreifen, Einkaufswagen und Parkbänke aus dem Wasser.
Der andere E-Roller Vermieter in Bremen, Tier, wollte sich zu dem Thema nicht äußern. Aber die Aussagen über die Anzahl an Rollern gehen beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Jade-Weser-Nordsee in die gleiche Richtung. Bei Niedrigwassser in der Weser habe man bisher im Böschungsbereich drei E-Roller gefunden, wie ein Sprecher sagte: „Die haben wir anschließend den Betreibern übergeben.“ Einmal im Jahr geht die Behörde auf der Weser auch im Bremer Innenstadtbereich mit Peilungsanlagen auf Kontrollfahrt, um Gegenstände auf dem Grund des Flusses ausfindig zu machen, die der Schifffahrt gefährlich werden könnten. Die Peilungsverfahren können nicht einzelne Roller auf dem Wesergrund ausfindig machen - Autos oder Container dagegen in jedem Fall. "Wenn allerdings 70 E-Roller auf einem Haufen liegen, würden wir das gepeilt bekommen", ergänzt der Sprecher.
Ein einzelner Roller würde die Binnenschifffahrt außerdem nicht interessieren, weil die Weser tief genug sei. Von der Behörde heißt es: "Ein Binnenschiff würde notfalls über den Roller fahren und ihn dabei platt machen." Bei normalem Niedrigwasser hat die Weser im Bremer Stadtgebiet eine Tiefe von drei Metern und bei Hochwasser liegt die Tiefe je nach Tidenhub zwischen sieben und acht Metern.
Aber auch in den Wallanlagen könnten theoretisch E-Scooter landen. Nach Angaben des Innenressorts sind dem Bremer Ordnungsamt seit 2019 dort zwei Fälle bekannt. Die Sprecherin des Innenressorts, Karin Stroink, sagte: "Es sind ansonsten keine weiteren Meldungen beim Ordnungsamt eingegangen, sicherlich unter anderem auch, weil die Anbieter auf unser Betreiben umgehend ausreichend dimensionierte Parkverbotszonen um sensible Stellen eingerichtet hatten."
Bremen hat von Anfang an auf eine Sondernutzungserlaubnis gesetzt, mit der die Stadt stärker auf die Roller-Vermieter einwirken und ihnen Auflagen machen kann. So ähnlich will es auch die Stadt Bremerhaven in Zukunft handhaben. Sie hat vor vier Wochen eine Anfrage vom Anbieter Lime erhalten. Stadtsprecher Volker Heigenmooser sagte: "Unsere Mitarbeiter haben sich dazu mit den Bremer Kollegen getroffen, um hier ein gemeinsames Vorgehen abzusprechen." Wann Lime in der Seestadt an den Start gehen will, ist bisher nicht bekannt.
In Köln könnte die Bergung der E-Roller durch die Drohne bereits kommenden Montag losgehen. Der Genehmigungsantrag dafür liegt den örtlichen Behörden vor.