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Bremer Buchhandel Verdi kritisiert Löhne bei Grüttefien

Bremen. Wer als Buchhändler in einer von der Firma Grüttefien geführten Thalia-Filiale arbeitet, verdient bis zu 40 Prozent weniger als die Kollegen in den übrigen Thalia-Läden, kritisiert die Gewerkschaft Verdi in Bremen.
29.02.2012, 09:39 Uhr
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Verdi kritisiert Löhne bei Grüttefien
Von Petra Sigge

Bremen. Wer als Buchhändler in einer von der Firma Grüttefien geführten Thalia-Filiale arbeitet, verdient bis zu 40 Prozent weniger als die Kollegen in den übrigen Thalia-Läden, kritisiert die Gewerkschaft Verdi in Bremen.

Wer die gleiche Arbeit erledigt, sollte auch genauso entlohnt werden, fordert der Bremer Verdi-Sekretär Richard Schmid. Während die Beschäftigten in fast allen Thalia-Filialen nach Tarif bezahlt würden, bekämen sie in den ebenfalls zu Thalia gehörenden ehemaligen Grüttefien-Filialen nur einen „Niedrigstlohn“ gezahlt. Thalia hatte 2006 die Mehrheit an Grüttefien übernommen. Seitdem firmieren die Läden unter dem Namen Thalia. Das Sortiment, die Einrichtung, der Werbeauftritt – alles ist gleich, betont Schmid. Nur die Bezahlung der Beschäftigten, die sei bis heute nicht angepasst worden.

Selbst nach mehreren Berufsjahren müssten sich die Fachkräfte bei Grüttefien mit einem Stundenlohn von maximal 8,90 Euro begnügen. Für ihre Kollegen in den anderen Thalia-Läden gelte dagegen ein Tariflohn von 13,52 Euro die Stunde. Hinzu kommen gegebenenfalls eine Spätöffnungszulage und ein Nachtzuschlag. Darauf müssten Grüttefien-Beschäftigte komplett verzichten. So liegt der Durchschnittsverdienst in einer dieser Filialen bei 1400 Euro brutto, berichtete eine Buchhändlerin, die seit dreieinhalb Jahren bei Grüttefien beschäftigt ist. Die Angestellte will nicht länger hinnehmen, „dass ich dieselbe Arbeit mache, aber 800 Euro im Monat weniger verdiene als die Thalia-Mitarbeiter im Buchladen um die Ecke“. Sie hat sich deshalb an die Gewerkschaft Verdi gewandt, die nun mit einer Flugblattaktion auch andere Betroffene ansprechen will.

Einen Betriebsrat gibt es bei Grüttefien nicht, weiß Schmid. Und der Thalia-Betriebsrat kann offenbar auch nicht helfen: „Auch wenn wir alle unter dem Dach der Douglas-Holding arbeiten, ist es ein ganz anderes Unternehmen. Für diese Kollegen sind wie leider nicht zuständig“, bedauert ein Thalia-Betriebsrat. Andererseits trauten sich die meisten ihrer Kollegen nicht, offen mehr Geld zu fordern, sagt die Buchhändlerin bei Grüttefien. Sie träten stattdessen die Flucht an: „Wer was Besseres findet, geht.“ Nach Firmenangaben gehören zur Thalia-Grüttefien GmbH mit Sitz in Varel 29 Buchhandlungen mit rund 250 Mitarbeitern, acht Filialen davon in Bremen und Bremerhaven. Zur Billig-Tochter von Thalia zählen laut Verdi unter anderem die Filialen im Bremer Hansa-Carré und im Einkaufszentrum Waterfront.

Die Gewerkschaft fordert nun, dass die dort Beschäftigten das Gleiche bekommen wie zum Beispiel die Beschäftigten der größeren Thalia-Geschäfte in der Sögestraße und in der Obernstraße. Mit der Mehrheit an Grüttefien habe der Thalia-Konzern auch die Verantwortung für eine faire Bezahlung zu übernehmen, erklärte Schmid.

Unternehmenssprecherin Mirjam Berle bestätigte auf Nachfrage, „dass es in der Thalia-Gruppe hinsichtlich der Gehälter regionale Unterschiede gibt“. Die Forderung der Gewerkschaft nach gleicher Bezahlung weist sie jedoch zurück. Sie beruft sich darauf, dass die „Firma Grüttefien von jeher nicht tarifgebunden“ gewesen sei, „deshalb halten wir einen direkten Vergleich mit tarifgebundenen Unternehmen für irreführend und nicht sinnvoll“, sagt die Sprecherin.

Deutschlandweit gehören 235 Buchhandlungen zur Thalia-Gruppe, davon 30 in Bremen und Niedersachsen. 75 Prozent von Thalia gehören dem Handelskonzern Douglas. Auch als Marktführer leidet Thalia, wie die gesamte Branche, unter der Konkurrenz im Internet. Eine Ausweitung des Online-Handels, der bisher 14 bis 15 Prozent des Umsatzes ausmacht, soll die Einbußen im klassischen Buchgeschäft auffangen. Ausgebaut werden soll auch das Zusatzgeschäft mit Schreibwaren, Spielen, Geschenk- oder Fanartikeln.

Außerdem kündigte das Douglas-Management eine umfassende Restrukturierung des Filialnetzes an – tendenziell weg von den großen Buchpalästen hin zu kleineren Läden mit nur noch 500 bis 600 Quadratmetern Fläche. Unrentable Standorte sollen verkleinert oder aufgegeben werden. „Wir werden uns jede Filiale anschauen“, kündigt die Konzernsprecherin an. Aktuell seien für Bremen jedoch keine Verkleinerungen geplant. Im Gegenteil, das Unternehmen wolle seine Präsenz in der Region noch verstärken. Bei Dodenhof in Posthausen werde Thalia Mitte März einen neuen 600 Quadratmeter großen Buchladen eröffnen.

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