Bremen ist eine breit aufgestellte Autostadt — und hat dennoch ein Defizit: Während andere Städte das Thema autonomes Fahren längst vorantreiben, hatte Bremen dieser Entwicklung kaum Beachtung geschenkt.
Bremen ist eine breit aufgestellte Autostadt: Mercedes hat in Sebaldsbrück sein weltweit größtes Produktionswerk. Das hat zu einer Ansiedlung diverser Zulieferfirmen geführt. Außerdem gibt es einige Institute, die sich mit Mobilität beschäftigen. Und die wiederbelebte Marke Borgward hat angekündigt, demnächst in Bremen Autos zusammensetzen zu lassen. Trotzdem hat Bremen ein Defizit: Während andere Regionen und Städte das Thema autonomes Fahren längst vorantreiben, hatte Bremen dieser als zukunftsweisend geltenden Entwicklung kaum Beachtung geschenkt.
Das soll sich ändern: Bremen soll unter anderem eine Teststrecke für autonomes Fahren bekommen. Das haben zumindest die Fraktionen SPD, Grüne und CDU in einem gemeinsamen Antrag so formuliert (wir berichteten). Bremen könnte in der Tat davon profitieren, dass das Bundesverkehrsministerium vor ein paar Wochen mitteilte, dass weitere Teststrecken eingerichtet und dafür 80 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden sollen.
In einem ersten Schritt hatte das Ministerium bereits sechs Städte ausgewählt, in denen innerstädtische Testfelder für das automatisierte und vernetzte Fahren eingerichtet werden: Ingolstadt, München, Braunschweig, Dresden, Düsseldorf und Hamburg.
Bremen soll sich um automatisiertes Fahren bemühen
Ob Bremen dabei sein wird, darauf hat Politik allerdings keinen direkten Einfluss: Denn antragsberechtigt sind Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Auch Bundesbehörden dürfen in Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen und Forschungseinrichtungen als Antragsteller auftreten. Deshalb hat der Senat nun einen klaren Auftrag bekommen: Die Bremische Bürgerschaft fordert den Senat auf, sich gemeinsam mit einer geeigneten wissenschaftlichen Institution und geeigneten Industrieunternehmen beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur für die Einrichtung einer Teststrecke für automatisiertes und vernetztes Fahren in Bremen zu bemühen.
Als ein geeignetes Unternehmen wird im politischen Umfeld immer wieder der Mercedes-Konzern genannt, der in Deutschland zu den Treibern in Sachen autonomes Fahren zählt. Dazu sagte am Freitag ein Sprecher auf Anfrage des WESER-KURIER, dass man es als Unternehmen begrüße, wenn es darum gehe, dass die neue Technologie weiter vorangetrieben werde.
Er hob hervor, dass die deutsche Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung bereits heute die Zulassung von automatisierten Testfahrzeugen ermögliche. „Mit diesen Genehmigungen dürfen wir im gesamten Bundesgebiet Testfahrzeuge erproben. Daher besteht kein weiterer Handlungsbedarf für Deutschland.“
"Wir sind noch am Anfang"
„Wir haben das Thema Teststrecke auf dem Schirm“, sagte am Freitag Tim Cordßen, Sprecher von Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD). Man sei bemüht, Unternehmen und Institute zu finden. Besonders interessant könnte in diesem Zusammenhang der Logistikbereich sein – und da würde wieder Mercedes eine Rolle spielen, zumindest das Werk in Sebaldsbrück und die damit verbundenen Zulieferverkehre.
Auf den geförderten Teststrecken gehe es ja nicht nur ums automatisierte, sondern auch ums vernetzte Fahren. Und welche Unternehmen sich an solchen oder anderen Projekten konkret beteiligen könnten, damit befasse sich die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB), so Cordßen. „Wir sind noch am Anfang, aber haben bereits den Dialog mit potenziellen Partnern aufgenommen“, sagte eine WFB-Sprecherin.
Ralph Saxe (Grüne) betonte: „Wir haben den gemeinsamen Antrag nicht nur auf die sogenannten Teststrecken bezogen, sondern auf die Chancen und Risiken im Bezug aufs autonome Fahren insgesamt.“ So gehe es etwa auch darum, dass künftige Mobilitätsverhalten zu untersuchen und dabei Chancen und Risiken abzuwägen. Politik müsse bei diesem Thema für die richtigen Rahmenbedingungen sorgen, sagte Heiko Strohmann (CDU).