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Vorständin der NordLB "Wir nehmen nicht Abschied von Bremen"

Die NordLB wird sich in Bremen stark verkleinern. Wie geht es hier weiter? Was heißt das für die Kunden? Ein Interview mit Vorständin Ingrid Spletter-Weiß.
02.07.2023, 16:04 Uhr
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Von Lisa Schröder

Die NordLB sitzt heute in Bremen prominent am Domshof. Sie werden diesen Standort Ende November verlassen – der Termin steht fest. Wie schwer fällt der Abschied?

Ingrid Spletter-Weiß: Wir geben mit dem Domshof ein wunderschönes Gebäude auf. Das fällt uns schon schwer. Es ist mir aber ganz wichtig: Wir nehmen nicht Abschied von Bremen. Wir wollen in Bremen bleiben. Durch unser Beratungszentrum gleich um die Ecke in der Katharinenstraße werden wir hier nach wie vor auch vor Ort sein. Wir werden das Geschäft allerdings klar fokussieren.

Die NordLB muss seit ihrer Rettung den Kurs der Verkleinerung fahren. Was heißt das nun für die Privatkunden? Wie werden die Gespräche aussehen?

Wir konzentrieren uns auf die hochwertige Beratung – also das Geschäft mit den anspruchsvollen Privatkunden. Da wollen wir unter der Marke Private Investors weiter wachsen. Die Kollegen in Bremen haben gerade den Podcast "Investors Talk" gestartet, indem zum Beispiel Impulse für die Geldanlage gegeben werden. Im Beratungszentrum betreuen wir außerdem unsere Firmenkunden, typischerweise mit einem Umsatz ab 200 Millionen Euro, durchaus aber auch darunter.

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Wer nicht über ein ausreichendes Vermögen verfügt, der hat aber keine Anlaufstelle mehr bei der NordLB – auch nicht in Oldenburg und Hannover. Es gab unterschiedliche Briefe an die Privatkunden.

Wir setzen bei den Privatkunden und kleineren Geschäftskunden konsequent auf die Digitalisierung unserer Produkte. Diesen Fokus muss es im Zuge der Verkleinerung des Geschäfts der NordLB geben. Unsere Filialen, in denen wir bislang Bankdienstleistungen angeboten haben, werden Ende November geschlossen. Diesen Trend beobachten wir überall. Das Banking hat sich verändert, was vor allem die jüngere Generation betrifft. Da gehen wir mit der Zeit. Meine Nichten schauen zum Beispiel ganz anders auf Banken: Wo gibt es die coolste App?

Auf welchem Weg kommen die Kunden künftig dann an einen Kredit zum Hauskauf?

Auf jeden Fall wird das über andere Kanäle passieren. Das Standardgeschäft werden wir über das Beratungszentrum nicht mehr abwickeln.

Und wo gibt es Bargeld?

An Automaten im Beratungszentrum in der Katharinenstraße. An den Serviceterminal können auch Überweisungen getätigt werden.

Ab welcher Summe beginnt das Wealth Management bei Ihnen?

Das kann man so pauschal nicht sagen. Das hängt unter anderem an der Einkommens- und Vermögenssituation. Es geht vor allem um komplexe Vermögensstrukturen, bei denen unsere Spezialisten einen echten Mehrwert liefern können.

Für das Standardprivatkundengeschäft ist die Braunschweigische Landessparkasse künftig komplett zuständig. Die Bank soll mehr Eigenständigkeit bekommen. Später soll die Trennung von der NordLB erfolgen. Dann gibt es keinen Bezug mehr zu Bremen, Oldenburg und Hannover.

Sie sprechen die Diskussionen um eine mögliche Herauslösung der BLSK aus der NordLB an. Wenn sich unsere Träger auf einen solchen Schritt verständigen würden, wäre dies ein komplexes und langfristiges Projekt. Und für unsere Bremer Kundinnen und Kunden würden wir natürlich auch in diesem Szenario eine Lösung finden.

Von anderen Banken war immer wieder zu vernehmen: Firmenkunden der NordLB sind zu uns gekommen. Wie gehen Sie damit um? Wollen Sie die Unternehmen zurückgewinnen?

Im Firmenkundenbereich mussten wir uns von Kunden trennen. Das war schmerzhaft. Ich pflege einen guten Austausch zu den Sparkassen vor Ort – unter anderem in Bremen. Von Wettbewerbern habe ich gehört: Ihr fehlt. Ich bin aber zutiefst davon überzeugt, dass wir uns auf unser Kerngeschäft fokussieren müssen. Uns ist dabei wichtig: Wo können wir als NordLB einen Mehrwert bieten?

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Wo sehen Sie denn Ihren Mehrwert?

Wir wollen gemeinsam mit den Sparkassen in der Metropolregion die unfassbar tollen mittelständischen Kunden begleiten. Damit wollen wir moderat wachsen. Wir haben unsere Kompetenzen unter anderem im Agrarbanking und in der Ernährungswirtschaft. Wir treiben zudem in unserer Spezialfinanzierung den Ausbau erneuerbarer Energien voran – von Oldenburg aus in die Welt. Überhaupt sehen wir uns als Partner, wenn es um Finanzierungen für mehr Nachhaltigkeit und Energieeffizienz geht.

Gibt es Bremen noch als Dienstsitz?

Viele unserer Mitarbeiter leben direkt in Bremen oder im Umland. Für uns ist diese Verwurzelung in der Region wichtig. Im Zuge der Fokussierung wird der Dienstsitz aber für alle in Oldenburg sein. Es gibt bei uns jedoch eine hohe Flexibilität bei der Frage, von wo aus gearbeitet werden kann. Corona hat das komplett geändert. Wir haben heute bei uns in der Bank eine Dienstvereinbarung, die bis zu 80 Prozent der Arbeit im Homeoffice vorsieht. Die Bremer Kolleginnen und Kollegen können daneben die Räume vor Ort für Gespräche mit den Kunden nutzen. 

Wie viele Beschäftigte sind dann für Bremen zuständig?

Das lässt sich nicht klar zuordnen. Wir betrachten den Nordwesten als Gesamtregion. Die Mitarbeiter werden also nicht explizit für Bremen tätig sein. Im Firmenkundengeschäft fahren Sie sowieso eher raus in die Unternehmen. Die Kunden kommen seltener zu uns in die Bank. Die Mitarbeiter leben also überall im Nordwesten, betreuen ihre Firmen aber vor Ort mit aller Flexibilität, die wir als Haus anbieten. Im Firmenkundengeschäft in der Region, das wir gemeinsam mit den Sparkassen betreiben, sollen künftig rund 40 Mitarbeitende tätig sein, die zum Bremer Kundenbetreuungszentrum gehören.

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Und wie sieht es im Private Banking aus?

Im gehobenen Privatkundengeschäft werden es rund 50 Mitarbeitende sein. Darunter sind auch Kreditspezialisten und Spezialisten für das Erb- und Stiftungsmanagement.

Damit verkleinern Sie sich deutlich. Wie viele Mitarbeiter gibt es derzeit noch in Bremen und Oldenburg?

Aktuell haben insgesamt rund 200 Mitarbeitende ihren Dienstsitz in Bremen und 125 in Oldenburg.

Wenn Sie irgendwann ausgezogen sind, dann wird die Uni Ihre Mieterin am Domshof sein.

Das freut mich unfassbar, das Gebäude in diese Hände geben zu können. Ich kann mir eigentlich nichts Schöneres vorstellen, als dort eine Universität zu haben. Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Vertragsunterzeichnung bald stattfindet. Die jungen Leute werden das Objekt mit neuem Leben füllen. Das Gebäude hat das verdient – bei allem Schmerz.

Das Gespräch führte Lisa Schröder.

Zur Person

Ingrid Spletter-Weiß

verantwortet als Vorständin der Norddeutschen Landesbank das Firmenkundengeschäft und das Verbundgeschäft mit den Sparkassen. Geboren ist die Managerin 1966 in Wolfenbüttel. Vor der NordLB war Spletter-Weiß für die Commerzbank in Frankfurt tätig.

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