Kaffee zum Frühstück – ohne die morgendliche Dosis Koffein ist der Start in den Tag für viele Menschen kaum vorstellbar. Doch auf einigen Frühstückstischen könnte künftig statt des Heißgetränks ein Marmeladenglas stehen, das für den "Wachmacher-Effekt" sorgt. Mit ihrer "Energy-Jam" haben es die Jungunternehmer Samuel Schön, Jan Karstendiek und Lukas Fischer in die Bremer Rewe-Märkte von Daniel Petrat geschafft, auf dem Wochenmarkt in Findorff verkaufen sie an jedem zweiten Sonnabend. Koffein als Fruchtaufstrich – kann das dem Frühstück neuen Schwung verleihen?
Die "Wachmacher Energy-Jam" – so der vollständige Name – ist eine Erdbeermarmelade. Warum sich die drei 25-Jährigen bei ihrem Erstlingswerk für diese Frucht entschieden haben, ist schnell erzählt. Erdbeere ist bundesweit die mit Abstand beliebteste Marmeladensorte. Bei der Verköstigung fällt auf, dass die Energy-Jam weniger süß ist als andere Marmeladen. Nach der Erdbeere ist auch eine leicht bittere Note zu schmecken.

Lukas Fischer (von links), Jan Karstendiek und Samuel Schön arbeiten mit ihrem Unternehmen Food by KFS bereits an neuen Geschmacksrichtungen.
Zurückzuführen ist dieser Geschmack auf die wohl wichtigste Zutat des neuen Produkts: Guarana. Die Pflanze aus dem Amazonasgebiet erfreut sich seit einigen Jahren auch in Deutschland wachsender Beliebtheit. Denn der Samen der Kletterpflanze bietet im Vergleich zu Kaffeebohnen einen zentralen Vorteil. "Ein Kaffee entfaltet eine schnelle Wirkung, die aber nur ein bis zwei Stunden anhält", erläutert Lukas Fischer. Danach könne es zu einer sogenannten Energie-Depression kommen. "Diesen Zustand wollen wir nicht haben, deshalb setzen wir auf Guarana." Dessen Koffein entfalte seine Wirkung über einen Zeitraum von vier bis sechs Stunden.
Baobab für die besondere Note
Die zweite Besonderheit der neuartigen Marmelade ist die Zutat Baobab. "Unsere Freunde aus Gambia haben uns auf diese Idee gebracht", erzählt Jan Karstendiek. "Wir waren oft zum Essen eingeladen. Es gab diesen einen Geschmack, den wir uns nicht erklären konnten." Das Rätsel war schnell gelöst. Der Baobab-Baum, auch als Affenbrotbaum bekannt, liefert mit seinen Früchten eine Zutat, die in der afrikanischen Küche weit verbreitet ist. Auf europäischen Zungen sorgt sie für eine exotische Note mit einem Hauch Vanille. Zudem enthält Baobab viel Vitamin C.
"Es war nicht gerade leicht, einen Produzenten zu finden, der bereit war, mit diesen Zutaten zu arbeiten", berichtet Samuel Schön. Der Markt für Marmeladen werde von Marken mit eher konservativen Werten dominiert. "Da sind wir mit unserer Idee zunächst auf Ablehnung gestoßen", so Schön. Doch die Ausdauer zahlte sich letztlich aus. Ein deutscher Hersteller produziert nun Bestellungen von jeweils 1000 Gläsern, die das Trio in einem Online-Shop selbst verkauft.
Die drei jungen Männer kennen sich schon seit ihrer Kindheit beziehungsweise Jugend. "Mit Lukas bin ich schon in eine Krabbelgruppe gegangen, Samuel kam später dazu", erzählt Karstendiek. Nach dem Abitur ging es an die Uni. Karstendiek und Schön befinden inzwischen im BWL-Master, Fischer arbeitet als Jurist an seinem zweiten Staatsexamen.
Ökonomie- und Jura-Kurse lieferten theoretisches Wissen, die Produktidee wurde aber nicht in einem Hörsaal geboren. „Wir waren zum Frühstücken verabredet und steckten alle im Prüfungsstress. Unser Koffeinbedarf war dementsprechend hoch“, erinnert sich Fischer. So entwickelte sich ein Gespräch über Kaffee und Energydrinks. Hinzu kommen Kaugummis, Pulver und Tabletten – die Bandbreite an Koffeinprodukten ist schier unendlich. Doch eine Marmelade? Abgesehen von einigen Rezepten für „Red-Bull-Marmelade“, die im Internet zu finden sind, gibt es ein solches Produkt noch nicht.
Passt auch in den Milchshake
An der perfekten Rezeptur feilte das Trio mehrere Jahre. Immer wieder kochten sie Prototypen in kleinen Mengen, um den Aufstrich in den Universitäten Studenten anzubieten. „Ein wichtiger Aspekt war für uns auch die Konsistenz“, erläutert Schön. Die Energy-Jam solle sich nämlich auch für Müslis oder Milchshakes eignen. So können zum Beispiel Sportler ihren Protein-Shake mit etwas Süße und Guarana aufwerten.
Für 4,99 Euro bekommen die Kunden aktuell ein Glas mit 210 Gramm. Zum Vergleich: 200 Gramm Erdbeer-Konfitüre von Landliebe kosten bei Rewe derzeit 2,29 Euro. "Unsere Stückkosten sind wegen der kleinen Mengen derzeit noch sehr hoch", erläutert Schön.
Inzwischen sind auch Supermärkte jenseits von Bremen auf das neue Produkt aufmerksam geworden. Seit wenigen Tagen verkaufen die sechs Rewe-Märkte der Familie Mockenhaupt in Siegen, Nordrhein-Westfalen, die Koffein-Marmelade aus Bremen. Einem großen Publikum präsentiert sich das Trio unter anderem bei der Hanse Life, die vom 6. bis 10. September in Bremen stattfindet.
Im Namen des Unternehmens haben die Gründer ihre Initialen verewigt: Food by KFS. Die Entscheidung, nicht etwa als "Energy Jam GmbH" zu firmieren, kann durchaus als Fingerzeig für eine breit aufgestellte Firmenphilosophie bewertet werden. Mittelfristig will sich das Trio nicht nur mit Marmelade einen Namen machen. "Unsere Vision: Jeden Tag ein Lebensmittel auf ein höheres Niveau bringen." Dieser Satz steht auf der Website über den Porträt-Fotos von Fischer, Karstendiek und Schön. Guarana macht offenbar auch selbstbewusst.