Auch in Bremen zeigen sich die Folgen der Suche nach reizvollen Motiven für soziale Netzwerke. Im Rhododendron-Park laufen Besucher in die Rabatten, um das beste Foto von sich zu machen. Welchen Einfluss Instagram auf Besucher habe, besonders im Mai zur Blütezeit, könne man sehen, wenn man dort nach dem Ort Rhododendronpark Bremen suche, sagt Parkleiter Hartwig Schepker. Die Schönheit des Parks „wird so in einer Community weit verbreitet, die normalerweise nicht den Weg zu uns finden würde“.
Das sei eigentlich erfreulich, der Park sei für die Menschen da – wenn sie sich zu benehmen wüssten. Aber „die Respektlosigkeit gegenüber dem Eigentum anderer Leute oder dem von anderen Menschen gepflegten Grün nimmt zu“, sagt Schepker. „Man kann hier viele schöne Fotos machen, von den Wegen aus. Aber nein, der Körper muss von Blüten umschlossen werden. Gesucht wird nach dem bestmöglichen Motiv, und wenn es heißt, dafür in die Pflanzung hineinzugehen und gnadenlos Pflanzen niederzutrampeln.“

Im Rhododendronpark in Bremen sieht sich die Parkleitung gezwungen, Verbotsschilder aufzustellen. Für das beste Fotomotiv werden auch hier regelmäßig Regeln missachtet.
Die Regeln für die Nutzung des öffentlich zugänglichen Parks, der im Eigentum einer Stiftung sei, interessierten nicht, ebenso wenig wie die Leistungen der Gärtner, „die hier Herzblut investieren“. Obendrein brächten sich Besucher in Gefahr, so Schepker weiter, wenn sie auf nassen Felsen in den Steinlandschaften herumkletterten. Das sei nicht nur verboten, sondern „das ist schlichtweg gefährlich“. Dennoch bleibt der Parkleiter zuversichtlich, dass einige der Besucher, die über Instagram den Weg in den Park finden, ihn mit einer Spende unterstützen, um ihre Wertschätzung für die Pflegearbeit zu zeigen.
Im Bürgerpark werden ähnliche Erfahrungen gemacht. „Leider mussten auch wir in diesem Jahr eine Zunahme dieser Verhaltensweise beobachten, mit nicht unerheblichen Schäden“, sagt Parkdirektor Tim Großmann. Grundsätzlich sei zu beobachten, dass die Pandemie ein anderes Publikum in den Park gezogen habe. „Dieses Phänomen wurde auch in anderen Parkanlagen und Nationalparks in Deutschland beschrieben, mit teilweise erheblichen Auswüchsen. Ein Nationalparkleiter nannte es so treffend ,Mallorcanisierung‘ des Publikums“, so Großmann.

Auch der Bürgerpark bietet Touristen zahlreiche Fotomotive.
In der Innenstadt sind der Roland, das Rathaus, die Stadtmusikanten, Schnoor und Böttcherstraße Motive, die sich zuhauf in sozialen Netzwerken wiederfinden. „Als besonderes Motiv für fotografische Erinnerungen wurde kürzlich auch das #MOIN-Standbild in den Wallanlagen aufgebaut, das ebenfalls sehr beliebt auf Instagram ist“, sagt Maike Bialek, Sprecherin der Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, Abteilung Touristik.
Probleme gebe es ihres Wissens nicht, so Maike Bialek weiter. „Uns ist nicht bekannt, dass es einen Ort in Bremen gibt, der von so einer Art Hype betroffen ist. Natürlich ist die Franz-Schütte-Allee während der Krokusblüte ein beliebtes Motiv, ebenso wie die von Blumen umrahmte Wallmühle. Aber dass Menschenmassen da alles niedertrampeln, ist uns noch nicht begegnet – weder über Rückmeldungen noch direkt vor Ort.“