Es ist Vorweihnachtszeit. Das bedeutet nicht nur Glühwein trinken, gebrannte Mandeln essen und Adventskerzen anzünden, sondern auch, sich durch die Einkaufspassagen zu drängeln und Geschenke zu kaufen. Doch was landet bei den Bremern erst im Einkaufswagen und später unter dem Baum?
Die Weihnachtsumfrage der Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) zeigt: Die Bremer verschenken am liebsten Geschenke aus dem Kulturbereich, wie etwa Konzert- oder Theaterbesuche. Je nach Alter gebe es aber Unterschiede: Wer zwischen zwölf und 22 Jahren alt sei, der überreiche gerne Körperpflegeprodukte; die Generation zwischen 53 und 73 Jahren verschenke hingegen gerne Bücher.
Die junge Generation hat durch die Fridays-for-Future-Bewegung offenbar das ganz große Thema dieses Jahr gesetzt: Nachhaltigkeit. Die Spielwarenmesse in Nürnberg hat dieses Phänomenen bereits benannt: „Toys for Future“ – der Trend solle im Jahr 2020 groß werden und den Fokus auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei Spielwaren legen.
Das Spielwarengeschäft Wichlein im Viertel merkt das schon jetzt im Weihnachtsgeschäft: „Gerade hier im Viertel achten viele Eltern beim Einkauf auf die Nachhaltigkeit. Das ist dieses Jahr noch mehr geworden.“ Der Renner sind aktuell bei Wichlein vor allem die Puppen.
Das Motto „Zeit statt Zeug“ zu verschenken, wie etwa durch gemeinsame Aktionen wie Konzerte, ist nachhaltig und beliebt. 55 Prozent der Bremer verschenken laut Umfrage der FOM lieber Aktionen statt Verlegenheitsgeschenke.
Nachhaltige Haushaltswaren
Wenn es doch Zeug statt Zeit, aber trotzdem nachhaltig sein soll, dann wird beim Haushaltswarenladen Caesar im Viertel folgendes gekauft: „Bienenwachstücher, die man anstatt Frischhaltefolie mehrmals verwenden kann; Strohhalme aus Glas oder Stroh; Thermosflaschen und wiederbefüllbare Coffee-to-Go-Becher“, sagt Geschäftsführer Norbert Caeser. „Alles, was nachhaltig ist, ist beliebt.“
Laut FOM-Umfrage achten Menschen mit niedrigem Einkommen und besonders Schüler weniger auf die Nachhaltigkeit beim Weihnachtseinkauf. Am häufigsten legten Menschen in Elternzeit bei ihren Geschenken Wert auf diesen Aspekt. Das erklärt sich Brigitte Karow, Chefin des Kaenguru Kinderkleidungsgeschäfts, so: „Nachhaltige, hochwertige Sachen tragen direkt mehrere Generationen an Kindern.“ Sie verkaufe schon immer sehr nachhaltig, dieses Jahr falle es ihr aber auch besonders bei Kunden auf: „Keiner will mehr eine Tüte, alle kommen sie mit ihren Jutebeuteln an.“
Sowohl Karow als auch Caesar erzählen, dass das Geschäft bisher gut gelaufen sei. Der größte Ansturm käme noch, die letzten zehn Tage vor Weihnachten seien die verkaufsstärksten, sagt Norbert Caesar.
Bei Fernsehmeister Peter Horn verteile sich das Weihnachtsgeschäft immer mehr über das ganze Jahr, vor allem aber im November um die Zeit des Black Friday werde viel gekauft. „Dabei haben wir inzwischen sogar bessere Angebote vor Weihnachten als an dem Cyber-Wochenende“, sagt Geschäftsführer Joachim Horn. Der Nachhaltigkeitsaspekt fällt auch ihm auf: „Immer mehr Menschen bringen ihre Geräte zur Reparatur in die Werkstatt, anstatt sich direkt etwas Neues zu kaufen.“ Ein besonderer Trend sei dieses Jahr sonst aber nicht auszumachen: „Es werden wie jedes Jahr viele Kleingeräte, wie beispielsweise Radios verkauft“, sagt Horn.
Geschäft in Bremen lief bisher noch nicht so gut
Jan König, Geschäftsführer des Handelsverbands Nordwest, rechnet kommende Woche, aber vor allem am dritten Adventswochenende mit der Hochphase des Weihnachtseinkaufs. Bisher sei das Geschäft in Bremen noch nicht so gut gelaufen, das hänge vor allem mit dem immer stärkeren Onlinegeschäft zusammen.
Auch Jan-Peter Halves, Geschäftsführer der City-Initiative Bremen, rechnet mit den meisten Besuchern an diesem Wochenende: „Rund 90.000 Menschen werden dann innerhalb von zwölf Stunden durch die Sögestraße laufen – also gut zweimal das ganze Weserstadion.“
Gerade in der Sögestraße und der Obernstraße sei jetzt in der Vorweihnachtszeit der Trubel groß. „Geheimtipp wäre noch der Schnoor für die besinnliche Weihnacht“, sagt Halves. Das Schnoor-Viertel sei nicht so gut besucht, sondern eher im Spätsommer beliebt.
Der Handelsverband Deutschland rechnet dieses Jahr mit einem Umsatz von mehr als 100 Milliarden Euro im November und Dezember. Allein für Geschenke plant der Verband mehr als 20 Milliarden Euro ein. Das wäre ein Umsatzplus von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Bremen soll der Umsatz dieses Jahr bei 790 Million Euro liegen, in Bremerhaven bei 128 Millionen Euro. Auch das wäre ein Umsatzplus von drei Prozent im Vergleich zu 2018.
Norbert Caeser erzählt, dass ein großer Ansturm auch noch einmal nach Weihnachten kommen werde – wenn Geld und Gutscheine unter dem Baum lagen. Horn sagt allerdings, dass der Mythos, nach Weihnachten seien die Sachen günstiger, nicht stimmt: „Das bleibt jedes Jahr trotzdem in den Köpfen.“