Das Bremer Stahlwerk und der zweite Standort in Eisenhüttenstadt haben einen neuen Chef. Das gab der Arcelor-Mittal-Konzern an diesem Montag bekannt. Nachfolger von Thomas Bünger ist demnach Rainer Böse, der von den Aufsichtsräten in Bremen und Eisenhüttenstadt als Vorsitzender der Geschäftsführung für die beiden Standorte bestellt wurde. Gründe für den Wechsel teilte der Konzern nicht mit, der weltweit etwa 60 Standorte mit über 120.000 Mitarbeitern hat. In Bremen gibt es etwa 3.300 Beschäftigte.
Enorme Herausforderungen
Der Konzern steht insgesamt vor enormen Herausforderungen: Bekanntlich will er in seinen europäischen Werken die Produktion von CO2-armen Stahl umrüsten. Allerdings kommt dieses Vorhaben nicht richtig voran, weil die Kosten für Strom und künftig benötigten Wasserstoff aus Sicht der Industrie zu hoch sind. Insofern hatte der Arcelor-Mittal-Konzern im März den geplanten Aktionsplan der EU für die Stahl- und Metallindustrie begrüßt. Dieser zielt darauf ab, die europäische Stahlindustrie wettbewerbsfähig und klimafreundlich zu gestalten. Der Plan umfasst Maßnahmen zur Senkung der Energiekosten, zum Ausbau europäischer Industriekapazitäten sowie zur Sicherung der Arbeitsplätze.
Die europäische Stahlindustrie leidet seit Jahren unter sinkender Nachfrage bei gleichzeitig steigenden Einfuhren aus China. Nicht von ungefähr hatte Geert van Poelvoorde, Europa-Chef von Arcelor-Mittal, kürzlich in einem Zeitungsinterview Produktionsverlagerungen und Werksschließungen als "unvermeidlich" bezeichnet – wenn sich an der Situation nichts ändere.
Irritationen am Bremer Standort
Was den Bremer Standort angeht, hatte es insgesamt weitere Irritationen gegeben – dafür war Thomas Bünger verantwortlich. Ende Februar hatte er Interview mit dem Regionalmagazin "buten un binnen" noch davon gesprochen, dass der Bremer Standort auf jeden Fall weiter existiere, im März – nach den Äußerungen des Europa-Chefs, war Bünger dann zurückgerudert und sprach davon, dass es keine Standortgarantie geben werde.
Für den neuen Standortmanager ist das Stahlgeschäft nichts neues: Der 57-jährige Diplom-Ökonom war nach Angaben des Konzerns bereits in unterschiedlichen Positionen für Arcelor-Mittal tätig. Zuletzt hat Böse von 2017 bis heute als Chief Marketing Officer für den Bereich Industrie der Region Nordeuropa den Vertrieb geleitet.