Wolfsburg. Vier Jahre nach der heftigen Übernahmeschlacht mit Porsche kann Europas führender Autokonzern VW endlich alle Vorteile des Zusammenschlusses nutzen. "Jetzt ist der Weg frei für eine gemeinsame Zukunft", sagte VW-Chef Martin Winterkorn gestern in der Wolfsburger Konzernzentrale. An dem überraschend schnellen Zusammenschluss wohl schon zum 1. August kam heftige Kritik aus der Politik wegen der angeblichen Nutzung eines Steuerschlupflochs.
Eine spezielle Regelung erlaubt es den Wolfsburgern, das Porsche-Geschäft als steuerfreie Umstrukturierung im Konzern anstatt als normalen Kauf externer Anteile zu definieren – wenn zugleich eine VW-Stammaktie nach Stuttgart verschoben wird. Andernfalls hätten man Schätzungen zufolge rund 1,5 Milliarden Euro Steuern für das Geschäft überweisen müssen. Finanzchef Hans Dieter Pötsch wies die Kritik zurück: Die kolportierten Zahlen entbehrten jeder Grundlage. Nach Ansicht von Volkswagen ist der Staat nicht der große Verlierer. "Es fallen Steuern von deutlich über 100 Millionen Euro an. Diese Steuern sind transaktionsbedingt", erklärte Pötsch. Zudem könnten die beiden Autobauer zusammen Kostenvorteile heben und so mehr Gewinn machen. Ralf Thesing vom Bund der Steuerzahler nahm die Wolfsburger in Schutz: "VW und Porsche machen nichts anderes als das, was tägliche Praxis in mittelständischen Unternehmen ist", sagte er.
Das Unternehmen hatte, wie berichtet, am Mittwochabend angekündigt, die monatelange Hängepartie um das weitere Vorgehen bei Porsche durch die Übernahme der übrigen 50,1 Prozent des operativen Sportwagengeschäfts der Stuttgarter zu beenden. 49,9 Prozent gehören den Wolfsburgern schon. Für den Rest zahlt der Autobauer rund 4,46 Milliarden Euro in bar. Nach der gescheiterten Fusion hatte VW zunächst erwogen, Porsche in den kommenden Jahren über Optionsgeschäfte unter sein Dach zu holen.
Aus Sicht Winterkorns markiert der mit Spannung erwartete Schritt ein zentrales Datum für die gesamte Automobilbranche: "Wir können uns darauf konzentrieren, was VW und Porsche am besten können: hervorragende Fahrzeuge zu entwickeln und zu bauen", sagte Winterkorn. Porsche-Chef Matthias Müller will mit den Milliardengeldern die Ausgaben drücken, aber auch den Aufbau neuer Geschäfte voranbringen: Strategische Investitionen seien nun möglich. Ziel ist ein integrierter Konzern, in dem Gemeinschaftsprojekte in Entwicklung und Vertrieb angeschoben sowie langfristig bis zu 700 Millionen Euro pro Jahr an Kosten eingespart werden sollen. "Die bisherige rechtliche Trennung von VW und Porsche hat verhindert, die Synergiepotenziale komplett einzuschätzen", erklärte Müller.