Die Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise setzen die Verkehrsunternehmen unter Druck. Bei den Bartickets wie Einzelfahrscheinen und Monatskarten sind die Verkäufe um 70 bis 90 Prozent eingebrochen, wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mitteilte. Sie machen sonst etwa die Hälfte aller Ticketeinnahmen aus. „Wir haben 80 bis 90 Prozent weniger Fahrgäste“, erklärt Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff. „Für viele Verkehrsunternehmen sind die wirtschaftlichen Folgen durch wegbrechende Fahrgeldeinnahmen schon jetzt verheerend.“ Es müsse dringend geklärt werden, wie der Verlust ausgeglichen werde.
Für die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) bedeutet das, dass sie auf 150.000 bis 170.000 Euro Einnahmen verzichten muss – täglich. Das entspreche einem Fahrgastrückgang von 70 bis 80 Prozent, sagt Sprecher Jens-Christian Meyer. Während zu den Stoßzeiten morgens und zum Feierabend unverändert viel los sei, würden Busse und Bahnen in den Stunden dazwischen kaum genutzt. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen: Eckhard Spliethoff bestätigte die Angaben des VDV, genaue Zahlen gebe es erst Ende April.
In den vergangenen Wochen hatte es bundesweit Klagen von Fahrgastvertretern gegeben, das Angebot werde zu stark ausgedünnt, U-Bahn-Züge in den Städten seien zu Stoßzeiten zu voll. Sie würden zu „Virenschleudern“, weil die Fahrgäste den empfohlen Abstand von mindestens 1,5 Meter zueinander nicht einhalten könnten. „Wir verstehen den Unmut der Fahrgäste, aber viele Unternehmen arbeiten momentan auch personell am Limit“, sagt VDV-Chef Wolff. Das mache sich auch in Leitstellen und Werkstätten bemerkbar. Sie könnten teils nicht voll besetzt werden, weil auch dort Abstand zwischen den Mitarbeitern gewahrt werden müsse.
„Es müssen nicht alle in den ersten oder letzten Wagen einsteigen“
Wo Fahrzeuge voll seien, werde nachgesteuert, sagte Wolff. „Es kommt aber auch auf das eigene Verhalten der Fahrgäste an. Man bitte die Kunden, sich in den Fahrzeugen zu verteilen. „Es müssen nicht alle in den ersten oder letzten Wagen einsteigen.“ Mindestens bis zum Ende der Osterferien sollen die Kontaktbeschränkungen bleiben. Am Dienstag nach Ostern wollen Bund und Länder die Lage neu bewerten. Um volle Züge nach einer Wiedereröffnung der Schulen zu vermeiden, schlägt der VDV ungewöhnliche Lösungen vor: „Der Unterricht muss ja beispielsweise nicht für alle Klassen in der ersten Stunde beginnen“, sagte Wolff. Man wolle frühzeitig mit Politik und Aufgabenträgern überlegen, wie der Andrang entzerrt werden könne.
Der VDV vertritt kommunale Verkehrsbetriebe. Stark unter Druck stehen auch die privaten Busunternehmen, von denen viele auch Linienbusse betreiben. Vier von fünf Unternehmen sehen sich stark oder gar in existenzbedrohender Weise von der Krise betroffen, wie eine Umfrage des Bundesverbands deutscher Omnibusunternehmer ergab.