Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Gaskrise Ansturm auf die Energieberater in Bremen

Die Sorge vor einem Winter ohne genug Gas zum Heizen wächst. Viele Bremer Hausbesitzer lassen sich deshalb beraten, wie sie ihre Gasheizung loswerden. Doch für den kommenden Winter kommt der Entschluss zu spät.
26.07.2022, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Ansturm auf die Energieberater in Bremen
Von Christoph Barth

Auch wenn die Sommerhitze den Gedanken an den nächsten Winter mitunter verdrängt: Die Aussichten auf kalte Tage ohne Heizung in den eigenen vier Wänden bereitet vielen Menschen Sorge – die Angst geht um vor „Putins Gaskrieg“ gegen Europa. Den Energieberatern und Heizungsmonteuren beschert das zurzeit jede Menge Arbeit. Allein bei der Verbraucherzentrale hat sich die Zahl der Ratsuchenden verdoppelt; auf eine neue Heizung wartet man inzwischen mehrere Monate.

Wie hoch ist der Andrang auf eine Energieberatung in Bremen?

„Wir haben in diesem Jahr jetzt schon so viele Beratungsgespräche geführt wie im gesamten Vorjahr“, erklärt Inse Ewen, Regionalmanagerin für Energieberatung bei der Verbraucherzentrale Bremen. 4000 Beratungen waren es im vergangenen Jahr, in diesem Jahr werden es wohl doppelt so viele werden. Die Verbraucherschützer haben personell aufgestockt und beschäftigen 17 freiberufliche Energieberater. „Die Wartezeit konnten wir dadurch von sechs bis acht Wochen auf maximal zwei Wochen verkürzen“, so Ewen. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale wird über Bundesmittel finanziert, sodass zumindest das erste Beratungsgespräch für Kunden kostenlos ist.

Lesen Sie auch

Was bringt ein Beratungsgespräch?

Es tun sich viele Fragen auf, wenn Gas und Öl knapp und teuer geworden sind: Wann ist es Zeit, die alte Heizung rauszuschmeißen? Was ist die Alternative: Wärmepumpe? Pelletheizung? Solarthermie? Sollte das Haus zuvor neu gedämmt werden? Und was kann man sparen, ohne Zehntausende Euro in neue Fenster, Fassaden und Heizsysteme zu stecken? „Diese Fragen kann man erst einmal ganz grundsätzlich in einer Einstiegsberatung klären“, beschreibt Ewen das Verfahren. „Die meisten Leute wollen wissen, wie sie unabhängig von Öl und Gas werden können.“

Kann man danach mit der Sanierung beginnen?

Das erste Gespräch verhilft noch nicht zum fertigen Antrag auf eine energetische Rundumerneuerung des Hauses. Dazu ist ein sogenannter „individueller Sanierungsfahrplan“ erforderlich, der mithilfe eines freiberuflichen Energieberaters erstellt wird. Darin werden nach genauer Begutachtung des Hauses die einzelnen Schritte festgelegt: Was kann und muss getan werden bei Fenstern, Heizung, Dämmung? Auf dieser Grundlage können Anträge gestellt und Zuschüsse eingeworben werden. Die Internetseite www.energie-effizienz-experten.de listet für Bremen und umzu mehr als 50 freiberufliche Berater auf. Die Erstellung des Sanierungsfahrplans wird ebenfalls vom Bund bezuschusst; der Eigenanteil beläuft sich in der Regel auf 300 bis 600 Euro.

Lesen Sie auch

Was tun, wenn man nur eine neue Heizung haben möchte?

Dann braucht man für den Antrag keinen individuellen Sanierungsfahrplan und keinen Energieberater. Allerdings ist der Einbau einer Wärmepumpe etwas komplizierter als der Austausch einer Glühbirne. Ohne Beratung wird es also nicht gehen. Helfen kann in diesem Fall aber auch der Heizungsinstallateur. „Wir haben zurzeit schätzungsweise 60 bis 80 Prozent mehr Anfragen“, berichtet Kai Bauer, stellvertretender Obermeister der Innung Sanitär-Heizung-Klima Bremen. Und deutlich häufiger als früher folgt auf das Beratungsgespräch der Auftrag. Der Verkaufsschlager sind Wärmepumpen, die sich mittlerweile in den meisten Häusern installieren ließen. Der Ansturm auf die moderne, gasunabhängige Heiztechnik hat allerdings lange Wartezeiten zur Folge: „Ein Beratungsgespräch versuchen wir innerhalb einer Woche hinzukriegen, aber das große Problem ist die Verfügbarkeit der Geräte“, sagt Bauer. Wer jetzt bestellt, kann im ersten Quartal 2023 mit der Lieferung rechnen.

Lässt sich auch ohne neue Heizung und Komplettsanierung Energie sparen?

Eine neue Wärmepumpe kostet rund 20.000 Euro, die komplette energetische Sanierung des Hauses geht schnell in die Zehntausende. „Man tut damit etwas für den Wert des Hauses und gegen den Klimawandel, aber das Geld hat man nicht nach drei bis vier Jahren wieder raus“, gibt Energieberaterin Ewen zu bedenken. Weniger aufwendig und trotzdem wirksam kann zunächst eine Wartung und optimale Einstellung der Heizungsanlage sein. Ein sogenannter hydraulischer Abgleich, der für eine gleichmäßige Verteilung der Wärme in den Heizkörpern sorgt, kann  zehn bis 15 Prozent Energieersparnis bringen. Die 500 bis 1000 Euro, die das kostet, haben sich bei steigenden Gaspreisen in ein paar Jahren rentiert.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)