Die Arbeitsagentur Bremen-Bremerhaven bereitet sich angesichts der steigenden Corona-Inzidenzen auf eine weitere Welle von Kurzarbeit vor. Das sagte der Chef der Arbeitsagentur, Joachim Ossmann, am Dienstagmorgen bei der Präsentation der aktuellen Statistikzahlen. "Wir haben zusätzlich 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Bereichen der Agentur zusammengezogen, um das Team zu unterstützen, das für die Kurzarbeit zuständig ist", sagte Ossmann. "Es geht darum, das Kurzarbeitergeld schnell an die Unternehmen auszuzahlen." Das Team, das sich um Kurzarbeit kümmert, sei auf 50 Beschäftigte aufgestockt worden. Einige Mitarbeiter müssten noch geschult werden.
Die Betriebe seien auf Kurzarbeit angewiesen, deshalb solle dieser Schutzschirm auch in der nächsten Welle funktionieren, erklärte Ossmann. "Wir stellen uns auf ein Worst-Case-Szenario ein und rechnen damit, dass die Zahlen bei der Kurzarbeit in die Höhe schnellen werden." Momentan seien laut Ossmann Hotellerie und Gastronomie schon wieder stark beeinträchtigt. Entsprechend liege dort auch der Schwerpunkt der Kurzarbeit: "Wir sind personell gerüstet für einen größeren Ansturm."
Kurzarbeit rettete Existenz von so manchem Unternehmen
Im abgelaufenen Jahr sei die Kurzarbeit wieder ein wesentliches Instrument gewesen, um die wirtschaftliche Existenz von Unternehmen zu retten. Im Bezirk der Arbeitsagentur, zu dem Bremen, Bremerhaven und der Landkreis Osterholz gehören, waren im Januar des vergangenen Jahres 3900 Betriebe mit etwas mehr als 34.000 Beschäftigten in Kurzarbeit. Vergangenen Juni sank die Zahl auf 2116 Betriebe mit insgesamt mehr als 27.700 Beschäftigten. Die Agentur kann aufgrund der Abläufe erst mit einer zeitlichen Verzögerung von sechs Monaten sagen, wie viele Betriebe und Beschäftigte tatsächlich in Kurzarbeit waren.
Im Dezember zeigten 154 Betriebe im Bezirk der Arbeitsagentur Kurzarbeit an, im November waren es 41 Betriebe. Beim Ausblick auf dieses Jahr sagt Ossmann: "Wir wissen nicht, wie gefährlich Omikron ist und die Wirtschaft beeinträchtigen wird." Die Frage sei, wie stark es zu Ausfällen kommen werde, wie Kunden von Hotellerie, Gastronomie und Handel darauf reagierten und welche Auswirkungen es auf die Lieferketten geben werde. Das seien auch die Branchen gewesen, die zusammen mit dem Veranstaltungs- und Kulturgewerbe im abgelaufenen Jahr am schwersten zu kämpfen hatten.
Beschäftigte in Kurzarbeit: "Das ist schon eine erhebliche Zahl."
Im vergangenen Januar bis Juni waren laut Ossmann in seinem Bezirk etwa zehn Prozent aller Beschäftigten in Kurzarbeit: "Das ist schon eine erhebliche Zahl." Zu den Spitzenzeiten der Pandemie im Jahr 2020 waren 30 Prozent aller Beschäftigten in Kurzarbeit. Auf der anderen Seite freut sich Ossmann über die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Denn im Dezember sanken die Arbeitslosenzahlen in seinem Bezirk wieder auf das Niveau vor der Pandemie. Im Dezember lag in der Stadt Bremen die Arbeitslosenquote bei 9,3 Prozent und damit 0,1 Punkte niedriger als im November und 1,5 Punkte niedriger als im November 2020.
In Bremerhaven stieg die Arbeitslosenquote dagegen von November bis Dezember um 0,2 Punkte auf 12,7 Prozent. Dies deutet Ossmann als "saisonalen Ausreißer, der das Gesamtbild nicht trübt". Im Landkreis Osterholz lag die Arbeitslosenquote im Dezember bei 2,9 Prozent. Damit nähert sich die Zahl langsam einem Wert an, der einer Vollbeschäftigung entspricht. Die Zahl der offenen Stellen steigt und liegt um 1000 Angebote höher als im Dezember 2019. In Niedersachsen blieb die Arbeitslosenquote im Dezember verglichen mit November unverändert bei fünf Prozent. Im Dezember 2020 lag sie noch bei 5,7 Prozent.
Amazon positiv für den Bremer Arbeitsmarkt
Positiv zur Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt habe der Start im Mai von Amazon in Achim beigetragen. "3000 Beschäftigte hat das Unternehmen eingestellt. Davon kam die Hälfte vom Bremer Arbeitsmarkt", stellt der Arge-Chef fest. Darunter befand sich auch eine Reihe von ungelernten Arbeitskräften. Das begrüßt Ossmann, denn von ihnen befinde sich eine ganze Reihe unter den Langzeitarbeitslosen. Er befürchtet auch, dass dies in diesem Jahr weiter zu einem "Matching-Problem" führen werde: "Wir haben hohen Fachkräftebedarf, unter Arbeitslosen aber einen hohen Anteil an Ungelernten." Ossmann rechnet ebenso damit, dass das Problem der fehlenden Fachkräfte weiter zunehmen werde. Engpässe befürchtet er in der Baubranche sowie im Erziehungs- und Pflegebereich.
Die Arbeitsagentur wolle deshalb auch in diesem Jahr nicht nur auf die Qualifizierung der Arbeitslosen setzen, sondern auch auf die Beschäftigten in einem bestehenden Arbeitsverhältnis. "Denen wollen wir zu einem nachträglichen Berufsabschluss verhelfen", sagt Ossmann. Ferner sei die Jugendarbeitslosigkeit gesunken. Verlierer der Pandemie seien die Langzeitarbeitslosen – also Personen, die länger als ein Jahr ohne Beschäftigung waren. "Hier stieg die Zahl um 16 Prozent, wenn man den Jahresdurchschnitt von 2021 mit 2020 vergleicht", erklärte Ossmann.