Eine Bescherung auf dem Konto gibt es schon vor dem Fest. Zumindest für etwa die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland gilt das Untersuchungen zufolge. Das Weihnachtsgeld wird in der Regel im November ausgezahlt, um in der Adventszeit davon Geschenke kaufen zu können – oder wie Chevy Chase in seiner Rolle als Clark Griswold einen Pool zu finanzieren. Unternehmen mit Tarifbindung zahlen das Weihnachtsgeld im Vergleich öfter. Ein Großteil der Tarifbeschäftigten erhält es in diesem Jahr.
Klar geregelt ist das Weihnachtsgeld auch für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bremer Stahlwerks von Arcelor-Mittal. „Die Jahresabschlusszahlung wird für die Beschäftigten mit der Novemberabrechnung bezahlt. Die Höhe der Jahresabschlusszahlung richtet sich nach dem Tarifvertrag über Sonderzahlungen", sagt der Arbeitsdirektor Michael Hehemann.
Wie läuft es bei denen, deren Marke Milka Weihnachtsmänner aus Schokolade in Hülle und Fülle produziert? Lebensmittelkonzern Mondelez mit Standort in Bremen gibt die Gratifikation, so wie es verbreitet ist, in diesem Monat aus. "Gemäß unserer tariflichen Regelungen zahlen wir an unsere Tarifmitarbeiter und Führungsnachwuchskräfte mit der November-Abrechnung ein Weihnachtsgeld in Höhe eines Gehaltes aus", erklärt Sprecherin Jenny Linnemann. Außertarifliche Mitarbeiter gehen nicht leer aus: Anstelle des Weihnachtsgelds gibt es für sie eine Bonuszahlung.
Ikea setzt auf weitere Sonderzahlungen
Die Mitarbeiter von Ikea Deutschland bekommen ebenfalls im November mit dem Lohn ein volles dreizehntes Monatsgehalt. "Zusätzlich gibt es jedes Jahr ein Weihnachtsgeschenk", sagt der Sprecher Marc Willcox. Daneben bietet der schwedische Einrichtungskonzern den Beschäftigten übers ganze Jahr ein Bonus- und ein Sonderzahlungsprogramm namens Tack! („Danke“) an: Je nach geschäftlichem Erfolg des Unternehmens fließen dabei Beträge in die Altersvorsorge der Mitarbeiter. Das Besondere dabei sei, dass alle je nach Stundenumfang denselben Betrag erhielten, "ungeachtet der Funktion oder des individuellen Gehalts", so Willcox.
In diesem Jahr gibt es bei Ikea angesichts der Herausforderungen zudem eine Sonderzahlung für die Belegschaft. Im Januar soll sie ausgezahlt werden. Der Mutterkonzern Ingka habe dafür insgesamt 110 Millionen Euro bereitgestellt. Wer in Vollzeit bei Ikea in Deutschland arbeitet, der bekomme voraussichtlich etwa 800 Euro. Für Mitarbeiter in Teilzeit gibt es einen entsprechenden Anteil.
Eine Gratifikation zum Fest? Der Geschäftsführer des Bremer Fahrradladens Radschlag in der Humboldtstraße hat sich gerade etwas anderes überlegt. "Das Weihnachtsgeld stirbt bei uns aus", formuliert es Manuel Karrasch. Bisher habe man immer versucht, die Sonderzahlung zu leisten. Ganz grob sei es in der Regel um ein dreizehntes Monatsgehalt gegangen – je nach Betriebsergebnis. Insgesamt gehören zum Team mit ihm 13 Mitarbeiter.
Wegen Corona läuft das Geschäft, Verkauf und Werkstatt, jedoch viel schwerer als sonst, wenngleich es im Zuge der Pandemie zeitweise einen regelrechten Run auf Räder gab. Die Fahrradhändler spüren bis heute nämlich den Materialengpass, ob es nun um Schläuche, Schaltungen oder Ketten geht. "Wir bekommen keine Ware. Das Problem ist nach wie vor groß." Das erhöhe den Arbeitsaufwand enorm, berichtet Karrasch.
2020 Jahr fiel das Weihnachtsgeld hier aufgrund der Einbußen weg. In diesem Jahr gibt es die Sonderzahlung bei Radschlag ebenfalls nicht, aber dafür einen neuen Plan: Die Mitarbeiter sollen ab Januar eine Lohnerhöhung bekommen. So will der Chef die zwei Ausfälle beim Weihnachtsgeld kompensieren. Im Winter, also deutlich nach der Hochsaison fürs Radgeschäft, stand die Sonderzahlung ohnehin stets zu einem unpassenden Zeitpunkt an. Die gute Nachricht: Der Tod des Weihnachtsgelds bringt für die Mitarbeiter laut Geschäftsführer Karrasch am Ende sogar etwas mehr Geld – über die Geburt der Gehaltserhöhung.