Viele haben seit dieser Woche ihr Gehalt auf dem Konto und damit auch ihr Weihnachtsgeld – wenn sie eines erhalten. Nach einer Schätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) werden es in diesem Jahr bundesweit insgesamt rund 50 Milliarden Euro sein, die den Deutschen an Weihnachtsgeld zur Verfügung stehen. Doch längst nicht alle können damit ihr Budget aufstocken. So erhalten derzeit 55 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland Weihnachtsgeld. Das geht aus einer Online-Befragung des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Doch wer kriegt in Bremen wieviel Weihnachtsgeld? Das ist je nach Branche unterschiedlich, wie mehrere Beispiele zeigen.
Bei Daimler haben entsprechend des Tarifvertrags für die Metall- und Elektroindustrie bundesweit 130 000 Beschäftigte Anspruch auf Weihnachtsgeld. Sie haben es jetzt mit ihrer Abrechnung für November erhalten. Das Weihnachtsgeld beträgt laut Tarif zwischen 25 und 55 Prozent des Lohns. Die Höhe ist abhängig von der Dauer der jeweiligen Betriebszugehörigkeit.
Manteltarifverträge ausschlaggebend
Ihren Lieben noch mehr Geschenke unter den Baum legen können auf jeden Fall die Mitarbeiter der Sparkasse Bremen. Denn ihr zusätzliches „weihnachtliches“ Tarifentgelt liegt bei 100 Prozent und entspricht demnach einem vollen Gehalt.
Die Mitarbeiter des Deutschen Milchkontors (DMK) können sich bei ihrem Weihnachtsgeld ebenso auf ein volles 13. Monatsgehalt freuen. Grundlage hierfür ist der Manteltarifvertrag der Branche. Ähnlich ist es bei Mitarbeitern der Beck‘s-Brauerei AB InBev. Eine Extra-Kiste Bier in grünen Flaschen für den Weihnachtsbaum gibt es zwar nicht. Aber sie erhalten tariflich geregelt ein volles 13. Monatsgehalt. Auch bei der HKK ist das so. Sprecher Ilja Mertens sagte: „Unsere Mitarbeiter haben je nach Eintrittsdatum in die HKK einen steigenden tariflichen Anspruch auf Weihnachtsgeld. Dieser beträgt maximal ein Monatsgehalt.“
Der Manteltarifvertrag in der Hotel- und Gastrobranche sieht andere Summen vor. So zahlt die Atlantic-Hotel-Gruppe laut Tarif als Weihnachtsgeld 20 Prozent des normalen Gehalts. Wenn jemand mindestens fünf Jahre im gleichen Betrieb arbeitet, steigt das Weihnachtsgeld auf 27,5 Prozent der normalen Bezüge. Und 32 Prozent sind es nach zehn Jahren Betriebszugehörigkeit. Stichtag ist hier der 30. November. Bis dahin muss der Arbeitnehmer beim gleichen Arbeitgeber in ungekündigter Stellung länger als ein Jahr beschäftigt sein und während der zurückliegenden zwölf Monate wenigstens 200 Tagessätze geleistet haben.
Etwa 470 Euro für Dachdecker
Ein Beispiel aus dem Handwerk: Auch die 440 Dachdecker in Bremen erhalten Weihnachtsgeld. Ein Geselle, der in Vollzeit arbeitet, bekommt je nach Stundenlohn und Arbeitszeit etwa 470 Euro obendrauf. Für Azubis kommen 320 Euro dazu, wie die IG Bau im Land Bremen mitteilt. Außerdem wird die betriebliche Rente der Handwerker aufgebessert. So kommen zusätzlich knapp 700 Euro pro Jahr auf das Altersvorsorgekonto bei den Sozialkassen des Dachdeckerhandwerks (Soka-Dach). Anspruch auf das Renten-Plus und das höhere Weihnachtsgeld hat nach Angaben der IG Bau jeder gewerbliche Beschäftigte der Branche, woran sich sämtliche 50 Dachdecker-Betriebe halten müssen.
Starke Zuwächse beim Weihnachtsgeld sind trotz der guten Konjunktur nicht zu beobachten, wie der IW-Tarifexperte Hagen Lesch erläutert: „Die Tarifverdienste sind in diesem Jahr im Durchschnitt zwischen 2,2 und 2,5 Prozent gestiegen. Diese Steigerung kommt meist auch dem Weihnachtsgeld zugute.“ Man könne allerdings nicht sagen, dass die gute Konjunktur in diesem Jahr die Tarife jetzt besonders hochgetrieben habe. „Denn das tarifliche Weihnachtsgeld wächst ja nicht so sehr mit der Konjunktur, weil es oft einen festen Anteil eines Monatseinkommens ausmacht.“
Lesch weist auch auf eine Alternative zum Weihnachtsgeld hin: „Während bei den einen Unternehmen das Weihnachtsgeld tariflich geregelt ist, gibt es andere, wo es freiwillige Zahlungen gibt. Die sind aber nicht unbedingt als Weihnachtsgeld deklariert.“ Dies könnte etwa eine variable Zahlung in Form von Gewinnbeteiligungen sein – die aber hierzulande nicht sehr verbreitet sind. Eher größere Unternehmen gehen diesen Weg – Lesch zufolge etwa 10 bis 15 Prozent der Firmen in Deutschland.
Beteiligung am Unternehmenserfolg
In Bremen ist der Versorger SWB ein solcher Fall, wo kein Weihnachtsgeld gezahlt wird, wie Sprecherin Angela Dittmer sagt: „Bereits vor langem hat SWB mit Verdi einen Tarifvertrag verhandelt, der kein klassisches Urlaubs- und Weihnachtsgeld mehr vorsieht. Stattdessen gibt es eine Sonderzahlung, unter anderem in Form einer Beteiligung am Unternehmenserfolg. Sie wird im April des Folgejahres ausgezahlt.“
Grundsätzlich erhöht nach Angaben des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts ein Tarifvertrag die Chancen auf Weihnachtsgeld. So erhalten 74 Prozent aller Beschäftigten in Betrieben mit Tarifvertrag ein Weihnachtsgeld, während es in Betrieben ohne Tarifvertrag nur 44 Prozent sind. Außer im Bankgewerbe liegt das Weihnachtsgeld auch bei Firmen der Süßwarenbranche sowie in der Chemie-, Druck- und Textilindustrie zwischen 95 und 100 Prozent des Monatsgehalts. Versicherungen zahlen 80 Prozent. Gebäudereiniger erhalten laut WSI dagegen nichts.