Was macht die Planung für die Weservertiefung, die offiziell als Weseranpassung bezeichnet wird? Um das Verfahren zu beschleunigen, wurde das Vorhaben mit in das neue sogenannte Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz des Bundes aufgenommen. Und das sieht eine frühe Beteiligung der Öffentlichkeit vor, die vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Weser-Jade-Nordsee organisiert wird. Die Informationsveranstaltungen dazu in Präsenz mit etwa 180 Teilnehmern haben bereits stattgefunden, an diesem Freitag endet die Möglichkeit, auf der WSA-Beteiligungsplattform im Rahmen eines Diskussionsforums Fragen zu stellen, Beiträge einzustellen und mit den Planern des WSA in einen fachlichen Austausch treten zu können - ein Termin, den sich auch der Weserbund notiert hat, der in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert.
"Für uns steht die Weservertiefung ganz oben", sagte Thomas Voigt, Geschäftsführer vom Weserbund, der sich nicht nur für die wirtschaftlichen Interessen entlang des Flusses einsetzt, sondern unter anderem auch für den Erhalt und die Pflege der Landschaften am Flusslauf oder touristische Aspekte wie Erhalt und Förderung von Rad- und Wanderwegen für Freizeit und Erholung. "Deshalb waren wir auch immer bei den Informationsveranstaltungen des WSA dabei, wo es zu einem interessanten Austausch gekommen ist - auch mit denjenigen, die einer Weservertiefung negativ gegenüber stehen."
Es sei klar, dass die Vertiefung der Weser einen Eingriff in die Natur bedeute, so Voigt. "Deshalb müssen im Dialog geeignete Ausgleichsmaßnahmen gefunden werden", sagt der Geschäftsführer. Argumente für das Vorhaben hat der Weserbund in den vergangenen Wochen auch im Rahmen seiner Feierlichkeiten vorgebracht, bei der immer die sogenannte Jubiläums-Box dabei war – ein 40-Fuß-Container, der mit einem großen Schriftzug auf das 100-jährige Bestehen aufmerksam machte. In dieser Woche stand der Container vor dem Bremer Rathaus. Zuvor war er in Minden, wo die Tour Anfang November gestartet war, anschließend wurde er auf der Weser per Binnenschiff nach Hoya, Bremerhaven und zum Abschluss nach Bremen transportiert.
Dass für die Werbetour eine Blechbox zum Einsatz kam, dafür liefert Uwe Beckmeyer eine einfache Erklärung: „Der Container ist das globale Erkennungszeichen für Logistik und Transportwirtschaft." Er verbinde Länder, Regionen, Städte und Menschen und stehe als Symbol für moderne, miteinander vernetzte Gesellschaften, so der Vorsitzende des Weserbunds aus Bremerhaven, der für die SPD von 2002 bis 2017 im Bundestag saß und von 2013 bis 2018 unter anderem das Amt des Maritimen Koordinators der Bundesregierung bekleidete. "Wir wollen mit dem Container auf unsere Anliegen aufmerksam machen.“
Welche Bedeutung die Weservertiefung für die Region hat, stand auch in Bremen im Mittelpunkt. „Der Fluss bildet die Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit der bremischen Häfen", sagte Tim Cordßen-Ryglewski (SPD), Staatsrat bei der Häfensenatorin. Für Robert Howe, Geschäftsführer der stadtbremischen Hafenmanagementgesellschaft Bremenports, haben die bremischen Häfen für die Zukunft sehr gute Entwicklungsperspektiven. Eine Voraussetzung dafür sei allerdings, dass mit der Anpassung der Fahrrinnen die Erreichbarkeit auch künftig optimiert werde.
Uwe Schiemann, Geschäftsführer des Terminalbetreibers J. Müller Weser GmbH in Brake, erläuterte die aus seiner Sicht notwendige Weservertiefung für einen Abschnitt der Unterweser von Bremerhaven bis Brake mit Zahlen, wonach Schiffe mit einem Tiefgang von 12,80 Metern den Seehafen Brake tideabhängig erreichen könnten. Derzeit sei es so, dass nur 36 Prozent der weltweiten Massengutfrachter voll beladen und nur ein Prozent der Frachter mit mehr als 50.000 Tonnen Tragfähigkeit Brake erreichen könnten. Deshalb sei die Anpassung essenziell. "Im Zuge der geplanten Maßnahme dürfen selbstverständlich die ökologischen Belange nicht außer Acht gelassen werden", so Schiemann. "Hier ist ein Interessensausgleich unter anderem in Form von Kompensationsmaßnahmen eine Möglichkeit.“
Wann es eine Entscheidung in Sachen Weservertiefung gibt, ist noch offen. Für den Containerterminal Bremerhaven soll durch den Ausbau der Außenweser eine tideunabhängige Erreichbarkeit für Großcontainerschiffe mit einem Abladetiefgang von maximal 13,50 Metern ermöglicht werden. Nach Abschluss der Öffentlichkeitsbeteiligung sind vor einer Zulassung der Vorhaben weitere Verfahrensschritte unter Beteiligung von Fachbehörden und der Öffentlichkeit durchzuführen, heißt es vonseiten des WSA zum Ablauf des neuen Verfahrens. Der erste Abschnitt des vorbereitenden Verfahrens sei die Darstellung des Untersuchungsrahmens. Das sei für Frühjahr geplant. Anschließend werden voraussichtlich bis Mitte 2023 die Planungsunterlagen erstellt. Der zeitliche Verlauf der weiteren Verfahrensschritte sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar.
Die Vertiefung der Weser war vor Jahren bereits auf den Weg gebracht worden. Doch der 2011 erlassene Planfeststellungsbeschluss genehmigte zwar den Ausbau der Außenweser, aber er konnte nicht umgesetzt werden: Es folgten Klagen; 2016 hatte das Bundesverwaltungsgericht den Planfeststellungsbeschluss für rechtswidrig und nicht vollziehbar erklärt.