Bremens größter Reeder Zeaborn steigt in der Schwergut-Schifffahrt zu einer der weltweit führenden Reedereien auf. Das Unternehmen geht dazu ein Joint Venture mit der US-Firma Maritime Holdings Delaware ein. Im Joint Venture, das unter dem Namen Zeamarine firmieren wird, werden die Aktivitäten der sogenannten Mehrzweck-Schiffe zusammengefasst. Diese Schiffe können Schwergut und Massengut aller Art transportieren. Ins Joint Venture werden die Vermögenswerte und operativen Einheiten von Zeaborn Chartering eingebracht, dazu kommt die Rickmers Line, die zu Zeaborn gehört, sowie von Intermarine-Seite die Befrachtungsabteilung.
Gut ein halbes Jahr wurde verhandelt, am Montagabend wurden schließlich die Verträge unterschrieben. Ziel war es, noch vor dem Start der Breakbulk Europe in Bremen, der größten Messe der internationalen Stückgut- und Schwergutlogistikbranche, den Vollzug zu vermelden. Denn die Vertragspartner wären zu der Messe sowieso angereist, wie zu hören war.
An dem neu geschaffenen Unternehmen wird Zeaborn die Mehrheit halten. Die Gesellschaft wird ihren Sitz in Bremen haben, wie Zeaborn-Sprecher Holger Römer bestätigte. Die Flotte von Zeamarine wird aus insgesamt 75 Schiffen bestehen. Davon kommen 39 Schiffe von Zeaborn, die restlichen 36 Schiffe von Intermarine. Das technische Management für die Schiffe bleibt allerdings in den Händen der jeweiligen Reedereien. „Das gibt man nicht einfach so mal eben auf“, sagte Zeaborn-Sprecher Holger Römer. Damit verbunden sei ja auch das Management der Crews.
Ziel von Zeaborn ist es, in Zukunft 100 Schiffe zu besitzen. Diese Marke ist ungefähr für das Jahresende angedacht. Langfristig seien aber auch Neubestellungen von Schiffen geplant, heißt es. Die Gründung des Joint Ventures steht unter dem Vorbehalt, dass die Kartellbehörden noch zustimmen müssen. Auch die Geschäftsführung der neu geschaffenen Gesellschaft werden sich die beiden Partnerunternehmen teilen. Von Zeaborn-Seite werden Ulrich Ulrichs und Nicki Schumacher Teil der Führungsspitze. Ulrichs war zuvor Vorstandsvorsitzender der Rickmers-Linie.
Intermarine benennt für die Zeamarine-Geschäftsführung aus seinen Reihen Andre Grikitis, Frank Fischer und Michael Dumas. Dumas ist gleichzeitig Chef von Maritime Holdings, Frank Fischer arbeitet von Hamburg aus und war in der Vergangenheit für GB Shipping tätig sowie für die Reederei Buss im ostfriesischen Leer. Ins das Gemeinschaftsunternehmen bringen beide Seiten also die entsprechenden Schiffsflotten mit ein, alle Mitarbeiter sowie weltweit alle Büros und alle Kunden. Aus Zeaborn-Sicht bedeutet das, dass etwa 140 Mitarbeiter zusätzlich durch das neue Joint Venture an Bord sein werden.
"Intermarine hat einen sehr guten Ruf in den USA und Südamerika"
Laut Zeaborn-Geschäftsführer Ove Meyer ergänzen sich beide Unternehmen gut. „Intermarine hat einen sehr guten Ruf in den USA und Südamerika und ist ein führendes Unternehmen für Projektladung in Asien. Zeaborn bringt eine starke Präsenz in Europa und Asien mit.“ Von daher mache diese Akquisition Sinn. Der Vorstandsvorsitzende von Intermarine, Andre Grikitis, sagte: „Mit der Kombination beider Ressourcen schaffen wir eine Plattform, die zu weiterem Wachstum führen wird.“
Intermarine wurde 1990 in New Orleans im US-Bundesstaat Lousiana gegründet. Zeaborn startete vor fünf Jahren in Bremen und wird seitdem von den Geschäftsführern Ove Meyer und Jan-Hendrik Többe geführt. Das Unternehmen hat ein rasantes Wachstum hingelegt, auch durch Zukäufe anderer Unternehmen. Zuletzt übernahm Zeaborn vom Hamburger Reeder Erck Rickmers die E.R. Schiffahrt, die weiter als eigenständiges Unternehmen arbeitet. Bereits im September 2017 hatte die Zeaborn-Gruppe mehrheitlich die Sparte Schiffsmanagement von der insolventen Hamburger Rickmers Holding übernommen.
Hinter Zeaborn steht der Bremer Unternehmer Kurz Zech, hinter Intermarine der Finanzinvestor New Mountain Capital, der seit zehn Jahren an der Firma beteiligt ist. Die amerikanische Fondsgesellschaft verwaltet insgesamt ein Anlagevermögen von mehr als 20 Milliarden US-Dollar – das entspricht mehr als 17 Milliarden Euro. Einer der Schwerpunkte von New Mountain Capital sind Beteiligungen in der Medizintechnik- und Pharmazie-Branche.
Wenn die Kartellbehörden das Okay geben, entsteht ein Unternehmen, das von der beförderten Tonnage her weltweit die Nummer Drei bei Mehrzweckschiffen ist – hinter der chinesischen Cosco-Reederei und dem Konkurrenten BBC aus Leer in Ostfriesland. Zur globalen Nummer Drei aufzusteigen, sei dem Unternehmen aber nicht so wichtig, so Zeaborn-Sprecher Römer: „Wichtiger ist, dass es den Schifffahrts-Standort Bremen insgesamt stärkt.“
Zeaborn ist an weiteren Akquisitionen interessiert ist, sofern sie Sinn machen, wie Geschäftsführer Meyer sagt. Im Vorfeld der Breakbulk-Messe, hatte er darauf hingewiesen, dass sich aktuell mehr als 80 Prozent der Mehrzweckschiff-Tonnage weltweit in finanziell ungewissen Gewässern befinde. „Es wird weitere Akquisitionen geben. Eine Konsolidierung ist da dringend notwendig“, so der Zeaborn-Geschäftsführer. Kontakte zu Intermarine habe es bereits in den vergangenen Jahren gegeben. Schon anlässlich der mehrheitlichen Übernahme der E. R. Schiffahrt zum Jahresanfang hatte sich Meyer positioniert: „Unser Ansatz war, ist und bleibt, dass wir ein integriertes Schifffahrtsunternehmen sind, das offen für Partnerschaften und Zukäufe ist.“
An diesem Mittwoch will Ove Meyer zusammen mit Zeaborn-Geschäftsführer Jan-Hendrik Többe den Breakbulk-Besuchern im Rahmen des Konferenzprogramms Rede und Antwort stehen. Dort werden sie näher erläutern, was sie vorhaben. Besitzer von Mehrzweckschiffen dürften gespannt zuhören.