Vom "Brewmenthaler" dürften die wenigsten Menschen bislang gehört haben. Auch wenn es das Bier schon seit einigen Jahren gibt, so ist es doch nicht im freien Verkauf zu finden, sondern wird nur von Hand zu Hand weitergereicht. Christiane und Ronald Sgonina, die hinter dem "Brewmenthaler" stehen, sind Hobbybrauer. Ihr Bier entsteht gemeinsam mit einem Freund in ihrer Waschküche. Der Name des Bieres, eine Wortschöpfung der Kinder der Sgoninas, setzt sich aus dem englischen Wort für brauen (to brew) und dem Stadtteil zusammen. Und das Bier der Sgoninas darf ruhig etwas spezieller sein, so ist in der heimischen Brauküche zum Beispiel ein Indian Pale Ale, kurz IPA, mit fruchtigen Noten von Zitrone oder Mango entstanden.
Seine Brauleidenschaft hat das Ehepaar 2016 für sich entdeckt. Damals nahmen die Sgoninas an einem Kurs bei der Bremer Braumanufaktur teil. Diesen wiederholten sie ein Jahr später mit ihrem guten Freund. Seitdem wird alle zwei Monate die Waschküche zur Brauerei umfunktioniert. Gut 40 Liter stellt das Trio dort dann her, im Sommer wird auch draußen gebraut.
Gut zehn bis 15 Prozent der Teilnehmer eines Braukurses machen im Anschluss weiter. "Mit so einer Zahl rechnet man etwa", sagt Markus Freybler von der Bremer Braumanufaktur. Sein Unternehmen, das auf dem ehemaligen Kellogg-Gelände angesiedelt ist, bietet solche Kurse seit Anfang 2014 an. Der Grundkurs, an dem maximal 20 Menschen teilnehmen können, dauert etwa sieben Stunden, dann ist das Bier gebraut und fertig für die Lagerung. Vier bis sechs Wochen nach der Veranstaltung gibt es das fertig abgefüllte Getränk in Dreiviertelliter-Flaschen dann zum Preis von drei Euro.
Gärung in Literflaschen
Die Zutaten für sein Bier kauft das Blumenthaler Brau-Trio im Internet. "Die Gerste beziehen wir schon fertig geschrotet, andere machen auch das noch selbst", sagt Christiane Sgonina. Dann läuft es wie in jeder Brauerei – nur eben in kleinerer Dimension. Gut acht Stunden dauert es, dann ist die erste Arbeit im heimischen 50-Liter-Topf getan. Der muss wiederum eine Woche stehen, bevor nochmals Hopfen dazugegeben wird. "Das nennt man Hopfenstopfen und ist bei IPA üblich", erklärt Sgonina. Der besondere Aromahopfen gebe seine ätherischen Öle an die Flüssigkeit ab, die dadurch dann etwas fruchtiger werde. "Die Hefe kommt erst später dran, wenn alles abgekühlt ist", sagt Sgonina weiter. Dann werde alles mit dem Jungbier verdünnt und in Flaschen abgefüllt. Im Anschluss laufe die Gärung in Literflaschen für einige Wochen weiter. Andere Hobbybrauer nehmen dafür Fässer.
Nach mindestens sechs Wochen ist die Zeit für den ersten Geschmackstest gekommen. Fünf bis sechs Prozent Alkohol hat das Sgonina-IPA mindestens – also etwas mehr als ein gewöhnliches Pils. Im Freundeskreis sei das Bier inzwischen ein beliebtes Geschenk. Sgoninas Kinder haben dem Ehepaar Flaschenetiketten mit der Aufschrift "World's best Brewmenthaler" herstellen lassen. Da es nur für den Privatgebrauch bestimmt ist, dürfen sie das Bier nicht verkaufen – sonst könnten sie irgendwann Besuch vom Zoll bekommen. Dort muss Christiane Sgonina das Privatbrauen zudem jedes Jahr anmelden, damit die Biersteuer, die im privaten Rahmen nicht gezahlt werden muss, nicht anfällt.
"Geht das auch im Thermomix?"
In der Braumanufaktur fragt Markus Freybler die Teilnehmer am Ende eines jeden Kurses ab. "Wir haben hier schließlich einen Bildungsauftrag", sagt er mit einem Augenzwinkern. Jeder bekomme eine Frage, und wenn diese richtig beantwortet sei, gebe es eine Urkunde für den erfolgreich bestandenen Braukurs. Er werde sehr oft gefragt, ob das Brauen auch mit einem Thermomix gehe. "Das kann ich nicht sagen, ich habe keinen Thermomix", sagt Freybler. Er gibt aber zu bedenken, dass die Töpfe der Geräte nur zwei Liter fassten, da würde am Ende wohl nur Würze übrig bleiben. Und wenn nach acht Stunden Arbeit nur zwei Liter blieben, "dann ist das vielleicht doch etwas wenig". Ab und zu komme es auch vor, dass ehemalige Teilnehmer ihm etwas von ihrem selbst gebrauten Bier mitbrächten. "Wenn ich es probiere, sage ich auch, wie es mir schmeckt. Ich bin ein schlechter Lügner", sagt er. Und man könne dann ja sagen, was verbessert werden könne.
Bei den Sgoninas ist bisher aus einer Charge nichts geworden, die musste weggeschüttet werden. Und einmal ist Ronald Sgonina beim Brauen gestolpert, sodass die ganze Hefe auf den Boden fiel. Doch ein Anruf bei der Bremer Union-Brauerei half und Braumeisterin Doreen Gaumann konnte dem Trio aus der Bredouille helfen.
Ein solcher Anruf sei kein Einzelfall, sagt Union-Marketing-Managerin Marta Jablonska. "Oft sind es ja nur kleine Mengen, die die Heimbrauer benötigen", sagt sie. "Dafür geben sie uns dann ein bisschen Geld, oder, wenn das Bier fertig ist, davon etwas ab.“ Die Union-Brauerei veranstaltet ebenso Braukurse. Für solche Brautage würden immer besondere Rezepte überlegt, sagt Jablonska. Und am Ende bleibe immer noch ein Fass übrig, das an die Gäste ausgeschenkt werde. So solle die Leidenschaft für außergewöhnliche Biere an möglichst viele Bremerinnen und Bremer weitergeben.