Bremen. Die beiden jungen Bremer Torben Buttjer und Sohrab Mohammad setzen bei ihrer Zukunftsplanung alles auf ein Korn. Das Unternehmerduo hat sich vorgenommen, von Bremen aus eine bundesweit bekannte Reis-Nobelmarke zu etablieren.
Das Mensa-Essen gab den entscheidende Anstoß für die Geschäftsidee von Torben Buttjer und Sohrab Mohammad. Die beiden Kommilitonen hatten allzu oft unter dem lieblos zurechtgegarten Kantinenreis zu leiden, als sie noch gemeinsam Wirtschaftsingenieurwesen an der Bremer Uni studierten. "Reis ist eigentlich der leckerste Kohlenhydrat-Lieferant, den es gibt - man muss ihn allerdings richtig zubereiten", sagt Torben Buttjer heute. Deutschland sei bisher leider ein Entwicklungsland, was Reis-Kultur angehe. Die beiden Freunde treten nun an, um das zu ändern.
Sohrab Mohammads Eltern stammen aus dem Iran, ein Land, in dessen Küche Reis eine zentrale Rolle spielt. "Meine Mama bereitet ihn auf perfekte Art und Weise zu", sagt der 28-Jährige. Von ihr hat er eine Menge über die vielfältigen Eigenschaften des edlen Getreides gelernt. Unter anderem hat er erfahren, dass es den wirklich guten Reis nicht in deutschen Supermärkten zu kaufen gibt. An dieser Stelle setzt die Idee der beiden Gründer an. "Wir wollen eine Marke etablieren, unter deren Dach alle Spitzenreissorten vereint sind", sagt Torben Buttjer. Auch das notwendige Zubehör rund um den Reisgenuss sollte Teil des Pakets sein.
Von der Idee zum Geschäft
Im vergangenen Mai begannen die beiden Freunde mit der konkreten Umsetzung ihres Plans. Einige Praxiserfahrung brachten sie mit. Torben Buttjer hatte bereits eine eigene Firma betrieben, die mit Elektrobauteilen handelte, außerdem hatte er während eines Praktikums bei Kraft Foods ersten Kontakt mit der Lebensmittelbranche. Sohrab Mohammad hatte sich in seiner Diplomarbeit intensiv mit Marken-Entwicklung auseinandergesetzt.
Dennoch: Bevor die beiden richtig loslegen konnten, galt es zunächst, mehr Expertisen rund um die weißen Körner im Speziellen und das Lebensmittelgeschäft im Allgemeinen zu sammeln. Deshalb taten sie sich mit dem erfahrenen Bremer Lebensmittelgroßhändler Amir Ghaffari zusammen, der bereits seit 16 Jahren die Alborz Lebensmittel Import-Export GmbH betreibt. Der 58-Jährige hatte seine Karriere ebenfalls mit Reis-Handel begonnen und war von der Idee der Uniabsolventen sofort angetan. "Herr Ghaffari ist heute unser dritter Gesellschafter - anfangs hat er uns vor allem mit seinem Wissen und seinen Kontakten geholfen", sagt Sohrab Mohammad.
Von Amir Ghaffari erfuhren die angehenden Unternehmer, wie man guten Reis von schlechtem unterscheidet. "Allein am Geruch lässt sich schon einiges erkennen", weiß Torben Buttjer heute. Ghaffari brachte seine Schützlinge auch mit potenziellen Lieferanten zusammen. "Uns ist es sehr wichtig, genau zu wissen, woher unsere Ware kommt", erklärt Sohrab Mohammad. Nach monatelanger Suche waren schließlich passende Produzenten für sechs Reissorten aufgetan. Maßgabe war es, die verschiedenen Sorten nur aus den Regionen zu beziehen, aus denen sie ursprünglich stammen. Der Risottoreis etwa stammt von einem Bio-Landwirt aus Italien, den Basmati züchten indische Kleinbauern am Fuße des Himalajas.
Wichtig ist der Service
Um ihren Qualitätsanspruch zu unterstreichen, legen die beiden großen Wert auf das Äußere ihrer Produkte und ausgeprägten Service. Die Reisportionen sind in elegante Papierbeutel mit schlichtem Design verpackt. Auf der Firmenwebseite, www.reishunger.de, gibt es Zubereitungstipps. Die "Kochschule Bremen" bestückt die Homepage regelmäßig mit neuen Rezepten. "Noch dominieren hierzulande Nudeln und Kartoffeln - wir wollen es schaffen, den Reishunger der Deutschen zu wecken", sagt Sohrab Mohammad. Dieses erklärte Ziel gab der Firma schließlich ihren Namen: Reishunger.
Inzwischen ist der Online-Verkauf von Reishunger angelaufen. Ihr Hauptquartier hat die junge Firma auf dem Gelände des Bremer Großmarktes bezogen. Angestellte gibt es noch nicht. Das bedeutet für die beiden Wirtschaftsingenieure, dass sie den Versand ihrer Ware selbst übernehmen müssen. Und so vergeht kein Tag, an dem sie nicht stundenlang Reispäckchen füllen, stempeln, bekleben und versenden. Das kostet zwar Kraft, aber die Freude über die eigene Firma überwiegt. "Freunde und Verwandte haben uns unglaublich dabei geholfen, überhaupt so weit zu kommen", sagt Sohrab Mohammad.
Unterstützung erfahren die beiden Jungunternehmer aber auch über das BRUT-Förderprogramm der Bremer Aufbau-Bank. Es soll dazu beitragen, Bremer Gründern den Start in die Selbstständigkeit zu erleichtern. Zur Zielgruppe gehören Hochschulabsolventen und wissenschaftliche Mitarbeiter genauso wie technologieorientierte Handwerksmeister. Das Reishunger-Team war von einem Mitarbeiter der Bremer Wirtschaftsförderung auf BRUT aufmerksam gemacht worden. "Wir haben unser Konzept dort vorgestellt und konnten damit offenbar überzeugen", sagt Sohrab Mohammad. Die beiden Existenzgründer erhalten nun eine finanzielle Starthilfe in niedriger fünfstelliger Höhe und durchlaufen verschiedene Trainings, die ihre betriebswirtschaftlichen Fertigkeiten schärfen sollen. "Einiges kannten wir zwar schon aus unserem Studium, die meisten Coachings helfen uns aber direkt weiter", sagt Buttjer.
Bisher nur online
Das Gelernte wollen die beiden nun direkt umsetzen. Bisher vertreiben sie ihre Ware nur über ihren Online-Shop. Derzeit arbeiten sie intensiv daran, weitere Vertriebswege zu erschließen. "Unser Ziel ist es, uns in den Delikatessenläden der gesamten Republik zu etablieren", sagt Sohrab Mohammad. Auch Kenntnisse über Personalführung saugen die Jungunternehmer begierig auf. Denn sie wollen schon in kurzer Zeit nicht mehr die einzigen Mitarbeiter von Reishunger sein. "In den ersten beiden Jahren wollen wir vier Arbeitsplätze schaffen, in den nächsten beiden noch einmal vier", sagt Torben Buttjer.
Bis dahin sind allerdings noch viele Unwägbarkeiten zu meistern. Doch auch dafür hat BRUT den beiden wertvolle Impulse geliefert. Der Verhältnis unter den Programmteilnehmern ist sehr eng und vertrauensvoll. Die jungen Gründer tauschen sich intensiv über Pläne, Sorgen und Erfolge aus. "Das ist unglaublich wichtig", sagt Torben Buttjer. "Man ist unter Unternehmern, Leute, die den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt haben - das verschafft einen unglaublichen Antrieb."