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„Some like it heiß!“: Die Entertainerin Gayle Tufts liefert im voll besetzten Kuba eine sehr fruchtbare Show ab Wunderbares über Wechseljahre

Der Kuba ist komplett ausverkauft. Warum? Gayle Tufts, amerikanische Entertainerin, ist in den Wechseljahren. Das zu diskutieren und trotzdem Spaß zu haben, hat sie am Sonntag mit ihrer Show "Some like it heiß!" Station in Vegesack gemacht: Ein Abend rund um die Mühen, mit 52 erwachsen zu werden.
28.08.2012, 05:00 Uhr
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Von Albrecht-joachim Bahr

Der Kuba ist komplett ausverkauft. Warum? Gayle Tufts, amerikanische Entertainerin, ist in den Wechseljahren. Das zu diskutieren und trotzdem Spaß zu haben, hat sie am Sonntag mit ihrer Show "Some like it heiß!" Station in Vegesack gemacht: Ein Abend rund um die Mühen, mit 52 erwachsen zu werden.

Vegesack. Man spricht über alles, man zieht über jede und jeden her. Aber das Thema Wechseljahre, das sei nun mal ein Konversationskiller – meint Gayle Tufts und reitet also zwei Stunden lang im bis in die letzte Reihe besetzten Kuba darauf herum: schrill, nachdenklich, laut, leise, tanzend, singend. Und obgleich der Auslöser dieser "Pubertät mit Vernunft" unter der Gürtellinie zu suchen ist, wird sie aller Deutlichkeit zum Trotz nie unflätig, vulgär oder obszön.

Und das ist der eigentliche Knackpunkt ihrer fulminanten, hinreißenden und atemberaubenden Show "Some like it heiß!": Die in Berlin lebende Amerikanerin wandelt zwischen zwei Welten, die so unterschiedlich letztendlich nicht sind – von den jeweiligen Sprachen mal abgesehen. "Wechseljahre – Wechsel – das erinnert mich an ...", ja was? Reifen-Wechsel vielleicht? Auch die deutsche Menopause oder das Klimakterium sind da nicht besonders hilfreich.

Nein, da hält sie sich lieber an ihre Mutter, deren "I’m going through the change" zur Standardausrede während der Wechseljahre wurde. Hier wird nichts und niemand ausgewechselt, hier bahnt sich eine Veränderung an.

Weiter mit dem Deutschen. Tufts sprudelt: Wenn hier gefragt wird, wann frau denn ihre letzte Regelblutung gehabt habe, "dann lässt mich das an einen Western denken, nur mit Frauen besetzt: ’Die letzte Regelblutung’ von Quentin Tarantino. Oder wie wär’s mit ’Inglourious Bleeders’?" Und dann: die Totaloperation! Da fällt Gayle Tufts nur der Sportpalast 1943 ein und ein Göbbels, der geifert: "Wollt ihr die totale Operation?!!!"

Szenenwechsel. Galye Tufts kann es auch ganz zart. Mit Feingefühl für das, was Komik noch erlaubt, liest sie die Geschichte von der Asche ihrer Mutter, die sie zusammen mit ihren Geschwistern am Gestade des Meeres verwehen lässt: "Die Mutter gegen den Wind zu werfen, war nicht ganz einfach."

Angela Merkel, der Film

Einfach war auch Gayles Leben in der Schule nicht. Aber aller angedienter Prüderie zum trotz will sie es am Abschlussball wissen: It’s time for Prom Night Sex. Nur wie, wenn ihr Begleiter hübsche Augen hat aber schwul ist und sie selbst total zugedröhnt? Dann schaut sie plötzlich aus dem Fenster, hinaus in die Nacht und Bruce Springsteens "Burn to run" kommt ihr in den Sinn (wobei ihr musikalischer Begleiter, Pianist Marian Lux, nicht nur jetzt, aber jetzt besonders genau den Ton trifft). Vielleicht die schönste Szene des Abends.

Es sei denn, Gayle Tufts überrascht das Publikum mit der Tatsache, dass Kanzlerin Merkel in Amerika "eine Vorbilderin" ist. So beliebt, dass schon Hollywood mit den Hufen scharrt: "Ich seh schon den Trailer: ’Sie war Kommunistin. Sie war Wissenschaftlerin. Sehen sie demnächst Meryl Streep in – Angela Merkel!’" Allerdings klingt unsere eiserne Lady im Amerikanischen – und auch hier der kleine Unterschied in der Sprache – mit "Mörkel" etwas sanfter.

Was bringen die Wechseljahre sonst noch? Was der Change? Dass sich Michelle Obama auf "I want to have her Oberarma" (Oberarme) reimt. Dass die hochbehackte Gayle entsetzt und doch neidisch auf Barbara Streisand in Hausschuhen schaut. Dass Berlin die ideale Stadt ist, die Jahre zu wechseln. Dass die Wechseljahre Angst vor Madonna haben.

Alles in allem ist es ein wunderbarer Auftritt, den Gayle Tufts da hingelegt hat und zugleich bewiesen hat, dass sie "vielleicht keine Eier mehr produziert, aber immer noch sehr fruchtbar" ist.

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