Die Diskussion des WESER-KURIER zur Bürgerschaftswahl zum Thema „Arbeit und Soziales“ hat sich vor allem mit Problemen der Ausbildung in Bremen beschäftigt. Als Experte brachte Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der hiesigen Arbeitnehmerkammer, im Talk am Sonntag dabei die Zahlen für das vergangene Jahr ein: Knapp 900 Bewerber hätten am Ende keinen Ausbildungsplatz bekommen. Zugleich habe es etwa 400 unbesetzte Lehrstellen gegeben.
Schierenbeck bezog sich damit auf die Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung, die auf Grundlage der Ausbildungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit erstellt wird. Der Blick auf die beiden Vorjahre der Auswertung zeigt, dass mit nun genau 351 offenen Ausbildungsplätzen in Bremen Unternehmen hier mehr als doppelt so oft wie 2016 (138) und 2017 (144) keinen geeigneten Kandidaten fanden.
Ein ähnlicher Trend war bundesweit zu verzeichnen, aber im kleinsten Bundesland fiel dieser im Vergleich zu den beiden Vorjahren am stärksten aus. Nur in Hamburg ging die Zahl von 2017 auf 2018 deutlich zurück auf etwa 640 unbesetzte Lehrstellen. In Niedersachsen stieg sie im Zeitraum dagegen um fast 700 Stellen auf gut 3750. Die Zahl derjenigen, die in Bremen keinen Ausbildungsplatz fanden, lag konkret bei 894 Bewerbern (Stand: Dezember 2018). Ein Großteil von ihnen fand andere Perspektiven wie etwa ein weiterer Schulbesuch. 231 Bewerber allerdings blieben am Ende unversorgt.
Unterm Strich fehlen 540 Stellen
Zieht man die Zahl der offenen Ausbildungsplätze von den Bewerbern, die am Ende ohne Ausbildung geblieben sind, ab, kommt man auf 540 Stellen, die in Bremen unterm Strich fehlen. Dabei gibt es in der Hansestadt eigentlich eine Ausbildungsplatzgarantie. Die zuständigen Akteure setzen sich bereits seit Jahren zusammen dafür ein, dass Unternehmen mehr Lehrstellen anbieten.
Außerdem soll die Jugendberufsagentur die Bewerber bei der Suche nach einem Platz unterstützen. Das Ziel: Kein Jugendlicher soll verloren gehen. Tatsächlich hat die Jugendberufsagentur Probleme, den Verbleib der jungen Menschen zu verfolgen, weil der Datenschutz das erschwert. Das zeigte ein Monitoringbericht.
Handels- und Handwerkskammer, Gewerkschaft sowie die Politik haben sich 2018 erneut auf einen Ausbildungspakt geeinigt. Im Vorfeld gab es Streitigkeiten. Das lag auch daran, dass das Ziel der Vorgängervereinbarung, 7800 Lehrstellen zu schaffen bis 2017, nicht erreicht wurde. Das Wirtschaftsressort dachte zwischenzeitlich daran, eine Ausbildungsumlage einzuführen: Unternehmen, die nicht ausbilden, sollten dafür zahlen. Doch der Unmut in der Wirtschaft war groß. Im WK-Talk sprach sich Schierenbeck erneut für eine solches Instrument aus. Sigrid Grönert (CDU) und Birgit Bergmann (FDP) kritisierten die Idee dagegen.