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Bremer Initiative stellt neue Kampagne vor Zivilcourage auf dem Freimarkt

Hilfe leisten, wenn Hilfe gebraucht wird. Darum geht es der Bremer Initiative „Tu was! Zeig Zivilcourage“. Jetzt präsentiert der Verein zum ersten Mal eine Kampagne auf dem Bremer Freimarkt.
23.10.2012, 14:56 Uhr
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Von Angela Neumann

Besucher drängen sich dicht an dicht über das Freimarktsgelände. Gerade hat man sich einen Platz an der Theke freigeschaufelt. Es wird getrunken. Alle sind gut drauf. Doch dann schlägt die Stimmung um. Zwei Männer fangen an zu pöbeln, beleidigen sich. Plötzlich schubst der eine den anderen. Die Umstehenden werden nervös, gehen ein paar Schritte zur Seite. Dann auf einmal schlägt einer der Männer dem anderen ins Gesicht. Die Situation eskaliert.

Soll ich eingreifen? Wenn ja, wann und wie? Das fragen sich viele, die Gewalttaten beobachten. Um Menschen in solch einer Situation die Angst zu nehmen, hat die Initiative „Tu was! Zeig‘ Zivilcourage!“ jetzt eine neue Aktion ins Leben gerufen. Nach dem „Tag der Zivilcourage“ im September machen sie nun auf dem Bremer Freimarkt auf das Thema aufmerksam. Unterstützt werden die ehrenamtlichen Helfer von der Bundespolizei, der Polizei Bremen, dem Schaustellerverband und der Bremer Straßenbahn-AG.

Zum ersten Mal in diesem Jahr hängen an den Eingängen des Freimarktes sowie in Hallen und Gaststätten Plakate und Banner, die helfen sollen, im Falle einer Gewalttat das Richtige zu tun. Auch an den großen Bildschirmen und auf Bannern auf dem Riesenrad, in Halle 7 sowie im Hanse- und im Bayernzelt sind die „goldenen Regeln“ der Zivilcourage zu finden. „Ziel der Aktion ist es, Menschen jeden Alters nachhaltig für Zivilcourage in der Öffentlichkeit zu sensibilisieren und ihnen praktische Regeln und Verhaltensweisen mit auf den Weg zu geben“, erklärt Norbert Kuntze, Sprecher der Initiative.

Gerade auf Volksfesten sind Besucher schneller als gewollt mit dem Thema „Gewalt“ konfrontiert. Im vergangenen Jahr kam es laut der Bremer Polizei zu etwa 60 bis 80 Körperverletzungen auf dem Freimarkt. Etwa 30 bis 40 Raub- und Diebstahldelikte wurden bei der Polizei gemeldet. „Hinzu kommt der Taschendiebstahl, der aber in vielen Fällen nicht bei uns angezeigt wird“, sagt Ulrich Koenig vom Präventionszentrum der Polizei Bremen. Außerdem wurden mehr als 200 Platzverweise wegen alkoholbedingter Kriminalität ausgesprochen. „Das waren zum Beispiel Situationen, in denen sich Betrunkene aggressiv angegangen haben und sich eine Schlägerei angebahnt hat“, so Koenig.

„Viele denken in solchen Situationen: Das geht mich nichts an! Das ist sehr gefährlich“, so der Präventionsbeauftragte weiter. Dabei sei es genau dann wichtig, Zivilcourage zu zeigen, wenn einer anderen Person Gewalt zugefügt wird oder zugefügt werden könnte. Wichtig sei vor allem, sich nicht selbst in Gefahr zu bringen und die Situation richtig einzuschätzen. „Sieht man zum Beispiel einen Mann und eine Frau, die sich anschreien, ist oft nicht ganz klar, was vor sich geht. Dann muss man sich fragen: Befinden wir uns noch im nichtstrafrechtlichen Bereich oder braucht jemand Hilfe?“, sagt Ulrich Koenig. Wird einem Menschen Gewalt hinzugefügt, sollte Hilfe geholt werden. „Kümmer dich um das Opfer“ und „Sei Zeuge“ sind außerdem Schlagwörter der Kampagne.

Sowohl die Bundespolizei als auch die Landespolizei Bremen waren sofort begeistert von der Idee. Um die Aktion konkret zu unterstützen, haben die Verantwortlichen entschieden, auch die Streifenwagen mit den Zivilcourage-Aufklebern zu bestücken. „Wir haben 50 Wagen der Landespolizei und 14 Wagen der Bundespolizei mit den Aufklebern versehen“, so Heino Rademacher, Initiator der Kooperation und Verantwortlicher für Kriminalprävention bei der Bundespolizei in Bremen. „Die Einsatzwagen der Bundespolizei sind in ganz Deutschland unterwegs. So schaffen wir deutschlandweit Aufmerksamkeit für das Thema. Damit sind wir Vorreiter in Bremen“, freut sich Rademacher.

Auch die Bremer Straßenbahn-AG ist an der Aktion beteiligt. 350 Busse und Bahnen werden sukzessiv mit den Aufklebern beklebt. „Wir dachten, das sei eine super Idee, um die Botschaft in die Köpfe der Leute zu kriegen“, sagt Jens-Christian Meyer, Sprecher der BSAG. „Wir können zwar kein Geld in die Kampagne stecken, weil wir selbst subventioniert werden, aber so können wir zumindest etwas tun.“ Wie lange die Aufkleber auf den Bussen und Bahnen kleben bleiben, kann er noch nicht sagen, „für so etwas werden wir aber immer Platz finden“. Es gehe schließlich nicht nur um den Einzelnen, sondern um die Erhöhung der Lebensqualität aller Bremer. Jeder profitiere von Zivilcourage.

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