Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Aktion der IG Metall Wenn die Bänder bei Mercedes in Bremen stillstehen

In mehreren Städten hat die IG Metall zum Warnstreik in der Metall- und Elektroindustrie aufgerufen. Die größte Aktion gab es am Donnerstagvormittag in Bremen. Viele Beschäftigte kamen zur Kundgebung.
07.11.2024, 10:32 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Wenn die Bänder bei Mercedes in Bremen stillstehen
Von Lisa Schröder

Dem Ruf der IG Metall sind in Bremen zahlreiche Beschäftigte gefolgt: An diesem Donnerstag organisierte die Gewerkschaft im Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie einen Küstenaktionstag und damit weitere Warnstreiks. Insgesamt hat es in 21 Städten Aktionen gegeben – die größte davon in Bremen. Hier wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von 20 Betrieben zum Ausstand aufgerufen: von Mercedes, Rheinmetall, Atlas Elektronik, Airbus, Ariane, Thermo Fisher bis hin zu Lürssen. Die Bänder bei Mercedes standen wegen des Ausstands still.

Die Beschäftigten liefen auf drei Demonstrationszügen zur Kundgebung, was auf den Strecken für Einschränkungen im Verkehr sorgte. "In der Zeit ist also davon auszugehen, dass die Straßen voll mit vielen Kolleginnen und Kollegen sein werden", sagte der Bezirksleiter der IG Metall Küste Daniel Friedrich im Interview mit dem WESER-KURIER zuvor. In den Verhandlungen gehe es aktuell vor allem ums Geld. Die Arbeitgeber mauerten hier immer noch. "Bremen ist eines der industriellen Herzen im Norden. Die Belegschaften treten hier mit Stolz für die Sache ein. Ich rechne von daher mit großer Beteiligung, weil die Menschen auch zeigen wollen: Wir lassen uns nicht mit Almosen von den Arbeitgebern abspeisen", erklärte Verhandlungsführer Friedrich im Gespräch.

Vom Bremer Mercedeswerk aus zog ein Demonstrationszug ab 9.30 Uhr über die Sebaldsbrücker Heerstraße los, weiter über den Brüggeweg und die Christernstraße, um schließlich auf dem Hastedter Osterdeich zur Kundgebung dort an der Ecke Georg-Bitter-Straße zu laufen. Die Polizei sicherte die Wege ab. Von der Kunsthalle zogen weitere Beschäftigte los durch das Viertel und später vorbei am Weserstadion auf dem Osterdeich zum Treffpunkt. Aus dem Süden ging es in der Borgwardstraße bei ZF los über die Habenhauser Brückenstraße über die Erdbeerbrücke zur Kundgebung. Die Kreuzung zur Erdbeerbrücke und zum Osterdeich selbst blieb während der Versammlung befahrbar – in Richtung Hastedter Osterdeich lag allerdings der Kundgebungsplatz. Die Reden dort begannen gegen 11 Uhr. Daniel Friedrich gab dabei Einblick in die Gespräche mit den Arbeitgebern.

Nordmetall: Gewerkschaft verursacht „Küstenschadenstage“

Der Arbeitgeberverband Nordmetall warnte im Vorfeld vor den wirtschaftlichen Auswirkungen des Arbeitskampfes, die es nicht leichter machten, eine konstruktive Lösung zu finden. Überall im Norden gibt es Aktionen: Beschäftigte aus neun Betrieben in Niedersachsen wollen mit der Fähre vom Anleger Blexen nach Bremerhaven fahren, hieß es. In Schleswig-Holstein seien etwa Kundgebungen in Kiel, Lübeck und Wahlstedt angekündigt. Beschäftigte aus Mecklenburg-Vorpommern wollen Aktionen in Rostock, Laage und Gadebusch durchführen. In Hamburg sollen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus acht Betrieben vor dem Werkstor des Werftgeländes von Blohm+Voss treffen.

Lesen Sie auch

Schon jetzt seien in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie durch die Warnstreiks gut 36.000 Arbeitsstunden verloren gegangen, sagte die Verhandlungsführerin der Arbeitgeber, Lena Ströbele. Der letzte sogenannte Küstenaktionstag der Gewerkschaft in der Tarifauseinandersetzung vor zwei Jahren habe sogar fast 114.000 Arbeitsstunden gekostet. „Wenn die IG Metall Küste morgen wieder Produktionsausfälle in Millionenhöhe provoziert, dann ist das mitten in der Wirtschaftskrise unverständlicher denn je“, sagte Ströbele. „Küstenschadenstage dieser Art brauchen wir gerade jetzt gar nicht.“

Differenzen bei den Forderungen

Nach drei ergebnislosen Verhandlungsrunden zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern zeichnet sich allerdings eine Einigung ab. Die IG Metall plant eine gemeinsame Verhandlungsrunde der Bezirke Küste und Bayern am 11. November in Hamburg. Dort seien die bisherigen Verhandlungsrunden mit den Arbeitgebern deutlich kooperativer verlaufen als in den anderen Tarifgebieten.

Die IG Metall fordert bundesweit für die 3,9 Millionen Beschäftigten sieben Prozent mehr Geld sowie 170 Euro mehr Vergütung für Auszubildende bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgeber bieten bislang nach neun Nullmonaten ab Juli 2025 eine Tariferhöhung um 1,7 Prozent und ab Juli 2026 um weitere 1,9 Prozent an, bei einer Vertragslaufzeit von 27 Monaten.

„Auf sieben Prozent zu beharren, die schon bei ihrer Aufstellung im Frühsommer zu hoch waren, ist vor dem Hintergrund massiv geschrumpfter Auftragsbücher, stark steigender Kosten und anhaltend schlechter politischer Rahmenbedingungen sehr unklug“, sagte Ströbele. „Sinnvoll wäre es, wenn die Gewerkschaft ihre Warnstreiks jetzt abbläst und stattdessen mit uns am 11. November in Hamburg die Verhandlungen zu einem vernünftigen Ergebnis bringt.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)