Achim. Stundenlang durchstöbern sie dicke Alben und fachsimpeln: Beim Großtauschtag des Vereins Achimer Briefmarkensammler haben sich Sammlerfreunde und Geschichtsbegeisterte getroffen – und dabei ging es nicht nur um die kleinen Postwertzeichen.
Hohe Türme aus Alben und Sammlungen säumen die Tischreihen. Beratungen hier, Verhandlungen dort. Akribisch und mit viel Geduld verschaffen sich die Besucher einen Überblick über das Angebot. Immer auf der Suche nach kleinen Schätzen für die große Leidenschaft. Der Verein Achimer Briefmarkensammler hatte zum Großtauschtag eingeladen, Interessierte kamen sogar aus Hannover oder Bremerhaven. Der große Saal des Kulturhauses Alter Schützenhaus (Kasch) fungierte als Anlaufstelle für passionierte Sammler.
Dabei begrenzte sich das Angebot nicht nur auf die begehrten Postwertzeichen. Siegfried Droste aus Wilhelmshaven hatte etwas ganz Besonderes dabei: Schiffspostkarten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. "Das Motiv und der Stempel der Postkarte machen den Wert des Exemplars aus", beschreibt der ehemalige Fernschreiber die Bewertungskriterien.
Seit er sechs Jahre alt ist, sammle er die Karten mit kleinen Botschaften an Freundin oder Familie der reisenden Marinesoldaten. "Das Hobby birgt für mich Zufriedenheit und Ausgleich. Die ständige Suche und der historische Hintergrund sind interessant."
Stolz präsentiert er seine riesige Sammlung. Einige Exemplare stammen aus dem 19. Jahrhundert – der kaiserliche Poststempel ist der Beweis. "Mein Fokus liegt auf Motiven von Wilhelmshaven. Mehr als 2000 Ansichtskarten habe ich bereits von meiner Heimatstadt zusammentragen können – das ist schon etwas", sagt Droste zufrieden. Mit ständigen Anzeigen in einschlägigen Fachzeitschriften versucht er, weitere Schmuckstücke zu finden. "Der Markt gibt noch einiges her."
Die Karten zeigen oft die Hafenstädte, die die Soldaten zum Teil nie wieder mit eigenen Augen gesehen haben. Auf der Rückseite befinden sich meistens kurze, aber herzliche Grüße an die Liebsten zuhause. "Als Tauschwährung dient mir eine große Schiffspostsammlung der Bundesmarine. Damit kommt man besonders in Süddeutschland sehr weit", erzählt Droste. Mit seiner Expertise und mit seinen unzähligen Geschichten zu den Karten konnte er auch den einen oder anderen Philatelisten für seine Sammelleidenschaft begeistern.
Seit mehr als 20 Jahren organisiert der Achimer Verein Tauschbörsen in der Weserstadt. "Mit rund 130 Gästen sind wir doch eigentlich ganz zufrieden", resümiert der Vereinsvorsitzende Ralf Pröttel. "Einen kleinen Tick muss man schon haben – aber den haben wohl alle Sammler", fügt er hinzu. Im Spätsommer dieses Jahres soll ein zweiter Großtauschtag folgen.
Mit dem Nachwuchs gestalte es sich schwierig, das Hobby sei teuer und habe es schwer gegen Spielekonsole & Co., meint Pröttel. Beeke-Marie (9) und Ahmik (11) Schwarzer aus Uphusen sehen das ganz anders: Für sie ist das Briefmarkensammeln ihr liebstes Hobby. Sortieren, einordnen, sich durch Alben kämpfen. "Ich finde das einfach klasse", schwärmt Ahmik Schwarzer.
Sammler setzen Schwerpunkte
Entzündet wurde die Passion der Geschwister durch ihren Vater Norbert Schwarzer. "Das Schöne ist: Es gibt immer die Chance, ein kleines Schmuckstück zu finden", sagt er. Beeke-Marie hat sich Tiermotiven jedweder Art verschrieben, Bruder Ahmik konzentriert sich auf alle Sportarten.
"Es ist wichtig, einen Schwerpunkt zu haben, sonst wird es einfach zu viel", weiß Ahmik aus eigener Erfahrung. Kaum hat Familie Schwarzer die Jacken an der Garderobe platziert, öffnet sie auch schon das erste Album an einem der zahlreichen Tische.Und die Kinder haben Glück: Tier- und Sportmotive – ganz wie gewünscht.
Sportliche Großereignisse seien besonders begehrt, da sie als Anlass für Sonderdrucke dienen. Die Tierwelt mit ihren farbenfrohen Motiven käme ebenfalls nicht zu kurz. "Einige Freunde konnten wir auch für Briefmarken begeistern. Das Tauschen ist am Ende doch der größte Spaß", finden die Geschwister Schwarzer.
Siegfried Droste konnte seiner Sammlung ebenfalls ein weiteres Stück hinzufügen. Eine Postkarte von 1902 mit Wilhelmshaven als Motiv wanderte nach langen Verhandlungen in seinen Besitz. So kamen die meisten der leidenschaftlichen Sammler auf ihre Kosten, fanden am Ende einen kleinen, neuen Schatz für ihre große Leidenschaft.