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Interview mit Tom Strerath "Das rituelle Schlachten ist unfassbar grausam"

Der Bremer Tom Strerath engagiert sich auf den Färöer-Inseln gegen die Massentötungen von Grindwalen. Am Montag vergangener Woche wurde der 31-Jährige festgenommen. Martin Wein hat mit Tom Strerath gesprochen.
01.08.2015, 00:00 Uhr
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Der Bremer Tom Strerath engagiert sich auf den Färöer-Inseln gegen die Massentötungen von Grindwalen. Am Montag vergangener Woche wurde der 31-Jährige, der bei der BLG im Neustädter Hafen arbeitet, bei der Verfolgung einer Schiffsgruppe zusammen mit einer weiteren Aktivistin vor dem Dorf Klaksvik festgenommen. Ihr Schlauchboot wurde beschlagnahmt. Martin Wein hat mit Tom Strerath gesprochen.

Wie ist nach der kurzfristigen Verhaftung Ihre aktuelle Situation?

Tom Strerath: Ich bin auf freiem Fuß, warte aber immer noch auf meinen Aussagetermin vor Gericht, da hier zuletzt Feiertage waren. Danach bekomme ich wohl meinen Reisepass zurück und kann dann die Inseln verlassen.

Was wirft man Ihnen vor?

Ich werde beschuldigt, gegen eines der Gesetze zum Grindaráp verstoßen zu haben. Als Nicht-Beteiligter oder Gegner muss man sich eine Meile von diesem Geschehen fernhalten.

Wussten Sie, dass nach färingischem Recht seit Mai des Jahres eine Geld- oder sogar eine Gefängnisstrafe bis zu zwei Jahren droht, wenn man das Gebiet einer Waljagd betritt?

Ich wusste davon. Allerdings wusste ich nicht, dass eine Waljagd stattfand. Das hätte man uns über Funk mitteilen müssen. Das ist nicht passiert.

Nun sind Sie allerdings extra auf den Inseln, um die Wal-Jagden zu beobachten. Das heißt, Sie haben sich dem Risiko bewusst ausgesetzt?

Ja.

Der Bestand der Grindwale gilt nicht als gefährdet. Warum sollte ihre Nutzung aus Ihrer Sicht eingestellt werden?

Das rituelle Schlachten der Wale ist unfassbar grausam. Die Färinger verwenden dafür eine traditionelle Lanze, mit der sie den Tieren das Rückgrat brechen. Das soll die Wale angeblich innerhalb von zwei Sekunden töten. Das funktioniert allerdings nicht. Auf Bildern und Videos kann man immer wieder sehen, wie die Lanze abrutscht. Außerdem sind die Tiere damit alleine noch nicht tot. Viele leiden unvorstellbare Qualen.

Haben Sie das selbst gesehen?

Ich musste zum Glück noch nie an einem der Strände stehen, wo das Schlachten stattfindet. Aber ich habe viele Videos davon gesehen.

Die Färinger sagen, wir hätten lediglich den Bezug zur Natur verloren, weil wir das Leben und Sterben unserer Nutztiere nicht miterleben.

Ich bin Veganer, seitdem ich mich mit dem Thema beschäftigt habe. Es gibt inzwischen Erkenntnisse, dass eine pflanzliche Ernährung viel gesünder ist. Darum akzeptiere ich das Quälen und Schlachten tierischer Lebewesen prinzipiell nicht mehr. Die meisten Aktivisten von Sea Shepherd sehen das ähnlich.

Wie geht die Aktion von Sea Shepherd nach den Festnahmen weiter?

Wir werden die Inseln nicht verlassen, sondern das Töten weiter dokumentieren. Wenn es sein muss, werden auch andere Aktivisten sich in Konflikt mit den hiesigen Gesetzen begeben, denn wir sind nicht als reine Beobachter bekannt. Ich selbst werde möglichst Anfang kommender Woche zurück nach Bremen kommen. Als Wiederholungstäter müsste ich sonst mit einer sehr viel höheren Strafe rechnen. Da mache ich mich lieber von Deutschland aus mit Öffentlichkeitsarbeit gegen den Walfang auf den Färöer-Inseln nützlich.

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