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App-Test der Woche Die Bundesregierung-App: Polit-Marketing

Die App der Bundesregierung soll die Politik den Bürgern näher bringen - auf dem digitalen Weg. Ist das die richtige Methode? Unser App-Test der Woche.
20.10.2016, 00:00 Uhr
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Die Bundesregierung-App: Polit-Marketing
Von Milan Jaeger

Die App der Bundesregierung soll die Politik den Bürgern näher bringen - auf dem digitalen Weg. Ist das die richtige Methode? Unser App-Test der Woche.

Die App der Bundesregierung ist eines jener neuen medialen Angebote, die die klassischen Medien angeblich obsolet machen. Dabei beweist sie das genaue Gegenteil: Medien, die die Worte und Taten von Politikern einordnen sind heute genauso nötig wie noch im vorigen Jahrhundert. Vielleicht sogar nötiger denn je.

Zwar kann heutzutage jeder seine Zielgruppe ganz unmittelbar erreichen, ohne dass er Zeitung, Funk oder Fernsehen bräuchte. Dem Internet sei Dank. So hört man oft, dass das Meinungsmonopol der klassischen Medien dahin sei. Wer sich aber die Regierungs-App anschaut, merkt, dass dies zwar stimmen mag. Wer aber verstehen will, was all das bedeutet und ob man der Selbstdarstellung der Regierung trauen darf, der ist nach wie vor auf andere mediale Angebote angewiesen.

Nutzer erfahren Arbeit der Kanzlerin

Die Anwendung informiert den Nutzer über die aktuelle Arbeit der Bundeskanzlerin und ihrer Minister. So erfährt man zum Beispiel, dass für Kanzlerin Merkel im „Syrien-Konflikt ein Waffenstillstand Priorität“ habe, sie „in Telefonaten mit Russlands Präsident Putin und dem ukrainischen Präsidenten Poroschenko um Fortschritte bei der Umsetzung der Minsker Vereinbarungen“ ringe und dass „die Beziehungen zwischen Bund und Ländern eine neue Rechts- und Finanzbasis“ erhielten.

Alles gut und schön. Der Nutzer kann sich auf diese Weise ein Bild davon machen, wie Angela Merkel und Co. ihre Politik sehen und verkaufen. Was aber bedeutet das für den Einzelnen? Was lief nicht so, wie es sich die Bundesregierung vorgestellt hat und was könnte besser laufen, betriebe man eine andere Politik? Über all diese Fragen – und das sind nur die harmlosen – gibt die App naturgemäß keine Auskunft.

Unkritische Inhalte

Der Podcast „Die Kanzlerin direkt“ verdeutlicht das. Ein Historiker interviewt dort Merkel zur dritten „Konferenz zum Thema Frauen in Führungspositionen“. Der Fragesteller fungiert als beflissener Stichwortgeber Merkels. An einer Stelle bilanziert er höchstselbst: „Ein beachtlicher Erfolg.“ Die Kanzlerin trägt im Wesentlichen nichts anderes als eine Pressemitteilung vor, die sie mit drolligen Einblicken garniert. An einer Stelle erzählt sie, dass die Mitarbeiter des Kanzleramts neuerdings Referate immer zu zweit hielten, damit einer im Zweifelsfall zu seinen Kindern könne. Das Feedback der App-Nutzer ist durchwachsen. Einer macht keinen Hehl aus seiner Ablehnung: „Das hier ist ‚Lügenpresse'.“

Unsere Bewertung:

Optik: 4 von 5 Punkten

Bedienung: 3 von 5 Punkten

Alltagsnutzen: 2 von 5 Punkten

Die App der Bundesregierung können Sie im App-Store oder im Google Play Store herunterladen.

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