Sebastian Kmiec, der TSV Havelse besitzt nach dem 1:1 in Leipzig weiterhin Chancen auf den Aufstieg in die 3. Liga. In diesem Fall würde der BSV in der Regionalliga bleiben. Wie wichtig wäre Ihnen der Klassenerhalt?
Sebastian Kmiec: Sehr wichtig. Wir hätten es dann drei Jahre geschafft, die Liga mit unseren Möglichkeiten und bei all den Rückschlägen zu halten. Das wäre überragend für den Verein…
...und Ihre Arbeit…
...ich habe mich immer als Teil des Ganzen gesehen, und wenn wir es schaffen würden, könnte der Verein stolz sein. Sachlich lässt sich zusammenfassen: Wir haben 37 Punkte geholt und drei Mannschaften hinter uns gelassen, trotz großer Leistungsdichte. Wir haben unsere Konkurrenzfähigkeit damit unter Beweis gestellt. Als Trainer sage ich aber auch: Wir waren nicht immer konstant, hatten eine hohe Fehlerquote und haben die Möglichkeit vergeben, uns vor der aktuellen Situation zu bewahren.
Aber der Klassenerhalt hätte ebenso wie der verpasste Pokalgewinn keinen Einfluss auf Ihre Entscheidung?
Richtig, sie war unabhängig davon.
Denn sie fiel früh - nämlich bereits vor einem Jahr?
Ja, ich war im permanenten Austausch mit Ralf Voigt (Sportlicher Leiter des BSV, Anm. der Red.). Als Trainer strebst du immer eine Entwicklung an, deine eigene, die deiner Mannschaft und deines Umfelds. Aber dafür brauchst du dann auch eine sinnstiftende Perspektive über einen längeren Zeitraum, und die ist immer auch abhängig von mehreren Faktoren.
Welche sind das?
Wir hatten sportlich ein überragendes Jahr in der vorletzten Saison, waren Fünfter der Rückrunde und haben den Pokal in 2024 geholt. Da haben wir es leider verpasst, diesen Schwung zu nutzen und uns zu professionalisieren. Das wäre für eine Etablierung in der Regionalliga der nötige Schritt gewesen.
Einem Außenstehenden erschließt sich das ja nicht so leicht: Sie steigen vom Spieler zum Cheftrainer auf, führen den BSV auch diesmal auf einen regulären Nichtabstiegsplatz, und beenden das kleine Fußballmärchen trotzdem freiwillig. Weil falsche Entscheidungen getroffen wurden in der Vergangenheit?
Nein, sondern aus der Überzeugung, dass nach knapp drei Jahren Abstiegskampf der Zeitpunkt gekommen ist zu gehen und unter gewissen Umständen nicht mehr möglich zu sein scheint.
Ist dieser Stillstand das Ergebnis einer fehlerhaften Entwicklung oder war er unausweichlich?
Er ist gekoppelt an die Umstände eines Amateurvereins, zumal mit den begrenzten Mitteln in Bremen. Da ist es schwierig, sich auf Augenhöhe mit den anderen Regionalligisten zu bewegen.
Man geht mittlerweile davon aus, dass ein Etat unter einer halben Million nicht ausreicht in der Regionalliga. Der BSV lag zuletzt bei 350.000 Euro. Hat er überhaupt eine Chance?
Auf Dauer ist es eine missliche Lage. Du kannst nicht jedes Jahr über dein Limit gehen, um die Defizite zu kompensieren.
Welche Defizite sind das?
Ohne die nötigen Mittel zur Stabilisierung des Kaders und zur Professionalisierung des Umfelds ist es mehr als herausfordernd, eine Konkurrenzfähigkeit herzustellen.
Zumal der BSV-Etat eigentlich zwingend den Bremer Pokalsieg vorsieht.
Natürlich. Soweit ich es überblicke, ist in der Regionalliga sonst keiner auf den Pokal angewiesen.
Was heißt das für die Bremer Amateurvereine, etwa die SV Hemelingen, die nun gerade in die Regionalliga aufsteigen möchte?
Das muss eher von Funktionären beantwortet werden. Ich kann es aber sportlich einordnen: Es hat schon einen Grund, warum sich vor dem BSV nur der FC Oberneuland zu Michelis Zeiten – damals mit einem ganz anderen Budget ausgestattet – in der Liga festsetzen konnte.
Hat man in den vergangenen Monaten eigentlich versucht, Sie umzustimmen?
Darum ging es mir nie. Ich war immer klar und deutlich in der Kommunikation.
Von Ralf Voigt heißt es, dass er sich trotz der schwierigen Umstände für den BSV entschieden hat, weil er sich längst als Teil dieses Vereins begreift und über das sogenannte blau-weiße Blut verfügt. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Ich war knapp zehn Jahre beim BSV und durfte dazu beitragen, dass der Verein gewachsen ist. Dafür bin ich unglaublich dankbar. Wir hatten eine gute Zeit: Der Zuschauerzulauf hat sich entwickelt, auch die öffentliche Wahrnehmung des Vereins, wir sind aufgestiegen und haben uns mit Vollprofis auf Augenhöhe messen können. Wir hatten viele schöne Momente. Da bleibt eine Verbundenheit, und ich bleibe Fan dieses Vereins.
Sie möchten nun aber den nächsten Schritt machen. Wie sieht der aus?
Es geht darum, sich in einem neuen Umfeld mit neuen Aufgaben zu behaupten, zu entwickeln und die eigenen Kompetenzen zu erweitern.
Welches Umfeld könnte das sein?
Das wird man dann sehen. Wichtig ist für mich, dass ich ein gutes Gefühl habe. Ich bin aufgrund meiner beruflichen Situation als Lehrer am Kippenberg-Gymnasium nicht gezwungen, irgendeine Trainertätigkeit anzunehmen. Ich kann mit Bedacht schauen, wo ich reinpasse, wo ich helfen und mich entwickeln kann.
Aber wenn der Verzicht auf eine weitere Trainertätigkeit eine echte Option für Sie wäre, hätten Sie auch beim BSV bleiben können.
Ich habe diese Option, strebe sie aber nicht an. Der Spagat zwischen vollem Lehrerjob und Trainerjob ist auf Dauer kein Modell, das ich empfehlen kann. Ich habe die Zeit genossen, aber sie geht an die Substanz.
Geht es also um eine Entscheidung zwischen Lehrertätigkeit und bezahltem Trainerjob?
Wie das Modell aussieht, muss man dann beurteilen. Aber natürlich ist es wünschenswert, wenn man sich fokussieren kann.