Was sind Kinderrechte?
Claudia Kittel: Kinderrechte sind Menschenrechte. Die hat man, weil man ein Mensch ist. Sie betreffen Dinge, die so wichtig sind, dass man sie niemanden nehmen darf. Die Kinderrechte regeln das Verhältnis von Staaten und Kindern.
Welche Arten von Kinderrechten gibt es?
Claudia Kittel: Kinderrechte werden in drei Gruppen eingeteilt. Ganz am Anfang gab es die Schutzrechte. Kinder sollten in Kriegen und anderen schlimmen Krisen besser geschützt werden. Das haben sich Politikerinnen und Politiker schon vor fast 100 Jahren überlegt. Später kamen Förderrechte dazu. Sie betreffen die Bereiche Schule, Gesundheitswesen und saubere Umwelt. Beteiligungsrechte geben Kindern das Recht mitzuentscheiden. Sie kamen neu hinzu, als die UN-Kinderrechtskonvention vor 30 Jahren in Kraft getreten ist.

Wenn ein Spielplatz neu gestaltet wird, müssen Kinder angehört werden.
Wieso sind Kinderrechte wichtig?
Claudia Kittel: Kinderrechte braucht es, weil Erwachsene die Bedürfnisse von Kindern häufig übersehen. Sie treffen Entscheidungen, die Kinder betreffen, vergessen aber Kinder und Jugendliche zu fragen, wie sie das sehen. Die UN-Kinderrechtscharta sieht aber vor, dass Kinder immer gefragt werden, wenn Entscheidungen sie betreffen.
Wann gilt das?
Claudia Kittel: Wenn zum Beispiel ein Spielplatz neu gestaltet wird, müssen Kinder angehört werden.
Und wenn ein Kind sagt – ich will aber diesen bestimmten Film gucken oder allein wegfahren und die Eltern das verbieten. Ist das auch ein Eingriff in die Kinderrechte?
Claudia Kittel: Da geht es um das Verhältnis zwischen den Eltern und den Kindern. Eltern haben das Recht, ihre Kinder zu erziehen und sie vor bestimmten Gefahren zu schützen. Dabei müssen sie die wachsenden Fähigkeiten des Kindes berücksichtigen – je älter ein Kind wird, desto mehr kann es alleine. Aber natürlich müssen die Eltern auch die Rechte ihrer Kinder wahren, zum Beispiel das Recht auf gewaltfreie Erziehung.
Sie haben das Buch „Know Yout Rights“ über Kinderrechte geschrieben. Wieso haben Sie sich dafür entschieden?
Claudia Kittel: Zu den Kinderrechten gehören auch kindgerechte Informationen. Mein Anliegen ist es, genau zu erklären, was die Konvention kann. Denn auch in Deutschland gibt es noch Verbesserungsbedarf.

Claudia Kittel hat das Buch "Know Your Rights" für Kinder geschrieben.
Die Konvention gilt in Deutschland seit 30 Jahren. Was für Verbesserungsbedarf gibt es?
Claudia Kittel: Im weltweiten Vergleich steht Deutschland gut dar. Wir haben sauberes Trinkwasser. Wir haben nur sehr wenige Kinder, die nicht genug zu essen haben. Aber auch in Deutschland gibt es Probleme. Es haben zum Beispiel nicht alle Kinder den gleichen Zugang zur Schulbildung. Es ist immer noch wichtig, welche Abschluss die Eltern haben.
Wie hat sich die Lage während der Pandemie verändert?
Claudia Kittel: Die Kinder sind anfangs übersehen worden. Man hatte Schutzmaßnahmen entwickelt, aber man hätte besser überprüfen müssen, ob sie verhältnismäßig sind. Zu Beginn der Pandemie wurden ja sogar Spielplätze geschlossen. Das ist ein massiver Eingriff. Die Regierung hatte es verpasst, bei Kindern nachzufragen, wie es ihnen in der Pandemie geht. Solche Umfragen haben später Unis und Forschungsinstitute gemacht. Mittlerweile sieht die Situation besser aus. Es ist Geld für Hilfsangebote bewilligt worden. Das betrifft Jugendfreizeiteinrichtungen, Kulturangebote, Vereine.

"Know Your Rights", Claudia Kittel, Verlag: Dressler, ab 12 Jahren, 77 Seiten, 7 Euro.