Vielleicht hast du schon die blauen Haltestellenschilder gesehen. Schulexpress steht darauf. Doch auf einen Bus wartest du dort vergebens. Der Schulexpress ist nämlich kein Schulbus. An den Schildern treffen sich Kinder, um gemeinsam den Weg zur Schule zu gehen. Immer zu einer festen Uhrzeit, immer den gleichen Weg. Wie das auch ein Bus macht. Ein Erwachsener kann die Kinder begleiten. Zusammen laufen, macht nicht nur Spaß. Die Bewegung an der frischen Luft ist auch gut für deinen Körper und bringt dein Gehirn in Schwung.
Das kann Simon Lam nur bestätigen. Er ist der stellvertretender Schulleiter an der Grundschule Oberneuland. Dort gibt es schon seit vielen Jahren den Schulexpress. „Die Kinder kommen mit stolzgeschwellter Brust in der Schule an. Die Kollegen merken auch eine Veränderung im Unterricht. Die Kinder sind entspannter, weil sie auf dem Weg schon miteinander gequasselt und frische Luft getankt haben“, so Simon Lam. Diese Erfahrung haben auch die Lehrer an vielen anderen Schulen gemacht. Mit diesem Express „fahren“, lohnt sich also.

Morgens bringen viele Eltern mit dem Auto zur Schule. Das sorgt für Chaos vor den Schulen.
So fing alles an
Das Gesicht des Schulexpresses ist Verena Nölle. Zusammen mit anderen Müttern hat sie im Jahr 2004 den ersten Schulexpress eingeführt. Das war im Stadtteil Borgfeld, wo ihre Kinder zur Schule gingen. Dort gab es morgens immer ein Verkehrschaos. Das birgt Gefahren. „Jedes Auto, das im Bereich der Schule parkt, beeinträchtigt die Sicht der Kinder, die die Straße überqueren wollen. Und jedes Auto, das vor der Schule rangiert, stellt eine mögliche Gefahr für die Schüler dar. Es ist also für alle sicherer, wenn die Kinder nicht mit dem Auto gebracht werden“, so Nölle.
Die Idee zog immer weitere Kreise. Heute gibt es allein in Bremen 46 Grundschulen und in Bremerhaven sechs, an denen der Schulexpress aktiv ist. Auch in Niedersachsen, Schleswig–Holstein, Hessen, Berlin und Brandenburg sowie ganz neu in Nordrhein–Westfalen wurde die Idee bereits umgesetzt. 180 Schulen sind es insgesamt.
Gelbe Füße für mehr Sicherheit
Sicher hast du schon einmal gelbe Füße und eine rote Haltelinie auf dem Fußweg gesehen. Diese sind im Umfeld einer Grundschule zu sehen, die an dem Projekt Schulexpress teilnimmt. Die Markierungen werden an möglichen Gefahrenstellen wie schlecht einsehbare Kreuzungen aufgemalt. Sie zeigen Kindern: Wo bleibe ich stehen, wo überquere ich am besten die Straße?
Ebenfalls seit 2004 gibt es diese Aktion der Polizei Bremen und anderen Akteuren. Häufig pinseln ältere Schüler die Fußabdrücke für die ABC-Schützen auf die Gehwege.

Die gelben Füße zeigen Kindern: Wo bleibe ich stehen, wo überquere ich am besten die Straße?
Die Vorteile
• Die Kinder bekommen vor und nach der Schule Bewegung. Sie tanken Sauerstoff und sind so fitter und konzentrierter im Unterricht.
• Auf dem Weg entdecken die Schulkinder ihre Umwelt genau. Selbst kleine Dinge nehmen sie wahr. Das ist gut für ihre Entwicklung.
• Wenn die Kinder in einer kleinen Gruppe gehen, sind sie für die Autofahrer besser zu sehen.
• Wer alleine den Schulweg meistert, ist selbstbewusster. Die Kinder verhalten sich auch sicherer im Straßenverkehr.
• Die Umwelt wird weniger belastet. Eltern können ein Vorbild für ihren Nachwuchs sein, wenn sie kurze Strecken nicht mit dem Auto fahren.
• Auf dem Weg zur Schule können Freundschaften geknüpft oder erweitert werden.
Tipp für die Erstklässler
Verena Nölle hat einen Tipp, vor allem für die Erstklässler: Füße bewegen. Auch frisch gebackene Schulkinder können von Anfang an zu Fuß zur Schule gehen, ist sie überzeugt. Wer sich viel zu Fuß oder auch mit dem Roller und dem Fahrrad fortbewegt, wird schnell im Straßenverkehr sicher unterwegs sein. „Auf der Rückbank im Elterntaxi lernen sie nichts“, betont die vierfache Mutter.
Während erfahrene Schulkinder auch das Fahrrad oder den Roller benutzen, sollte Schulanfänger jedoch zu Fuß gehen. „Die Kinder sind so langsamer und aufmerksamer, weil sie den Verkehr besser überblicken“, weiß die Expertin. Das sei für die Verkehrsanfänger auf dem Roller oder dem Fahrrad schwieriger.