Zelte bieten einen schützenden Unterschlupf, das weiß jeder, der sich schon einmal bei Regen in sie verzogen hat. Auch für den dänischen Künstler René Holm sind Zelte ein Rückzugsort aus der Umgebung, die zwar einerseits leicht und luftig und transparent wirken, aber gleichzeitig einen Ort der stillen Einkehr bieten.Der Künstler, geboren 1967 in Esbjerg, gehört in Dänemark zu den etablierten zeitgenössischen Künstlern und hat Zelte zum Gegenstand eines Zyklus gemacht, die derzeit in der Galerie Artdocks in der Überseestadt zu sehen sind.
René Holm, der zur Vernissage extra aus Dänemark angereist war, ist ein sympathischer Zeitgenosse, der auch in Bremen geduldig seine Arbeitsmethode erläutert – unter anderem dem königlich dänischen Honorarkonsul Eduard Dubbers-Albrecht . Angefangen hatte er als Graffitikünstler, der sich mittlerweile von der Street Art entfernt hat und dessen Arbeiten in Galerien und auf Messen von Miami bis Basel gezeigt werden. „Sein Stakkato gleicher, kräftiger Malrhythmus gepaart mit einem tiefgreifenden, vielschichtigen Raumverständnis machen seinen Stil einprägend und unverwechselbar“, betont der Kurator Uwe Goldenstein aus Berlin. Immer wieder greift Holm in seinen großformatigen Arbeiten existenzielle Themen auf und verortet sie in der Natur. Zumeist tritt der Mensch dabei selbst, manchmal aber auch nur durch seine Spuren wie in Form eines Zeltes auf. Die Kulisse bildet dabei oft ein in Ansätzen bedrohlich wirkender dunkler Wald, der farbkräftig, aber gleichzeitig expressiv dargestellt wird. Die Zelte stehen aber auch im strahlend weißen Winterwald oder sind von innen hell erleuchtet und bilden in Gelb einen Kontrast zur dunkelgrünen Natur. Die Interpretation wird einem da leicht gemacht. René Holm drückt in seinen Bildern die Sehnsucht nach Wildnis aus, die aber gleichzeitig ín Form eines Zeltes dem Menschen Unterschlupf bietet.
Auf die Idee, anstatt Menschen Zelte in seinen Bildern diesen bestimmenden Raum zu bieten, ist René Holm auf seinen Reisen gekommen. Er hat die Obdachlosen in New York und anderswo gesehen, Menschen, die ohne Schutz auf der Straße leben, inmitten des brausenden Verkehrs. Gleichzeitig war er vor allem in den USA in den großen Nationalparks unterwegs und wurde dort mit der großartigen Natur konfrontiert. Aus diesem Kontrast heraus entstand der Grundgedanke für seinen Bilderzyklus „Shelter“. Menschen wird in den Zelten ein Unterschlupf in der Natur geboten.
Die zumeist großformatigen Gemälde Holms werden in der Ausstellung mit feinstimmigen Stadtlandschaften und überbordenden architektonischen Innenräumen von Anders Moseholm (56) konfrontiert. Der Maler aus Kopenhagen stellt ebenfalls die Frage nach der Verortung des Menschen, in diesem Fall im urbanen Raum. Auch in den Bildern Moseholms sind Personen kaum anwesend. Bei längerer Betrachtung verflüchtigen sich die Raumkoordinaten – sie zerfließen förmlich – und die Architektur entschwindet zusehends. Die Malerei von Anders Moseholm verweist letztlich auf einen idyllischen, harmonischen Ort, der trotz oder gerade wegen seiner Ungreifbarkeit zu einem rein ästhetischen wird und manchmal – wie bei René Holm – gar mystisch erscheint.
Die Ausstellung „I Belong Here“, in der Galerie Artdocks in der Überseestadt, sind bis 6. August zu sehen. Die Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag Fr 15 bis 18 Uhr, Sonnabend und Sonntag, 11 bis 17 Uhr.