Die Bremer Töpferin Auguste Papendieck genießt überregional und international einen sehr guten Ruf. In ihrer Heimatstadt ist sie dagegen etwas in Vergessenheit geraten. Das will das Focke-Museum jetzt mit einer Sonderausstellung ändern.
Seit 1966 wird alle zwei Jahre ein nach der Töpferin Auguste Papendieck benannter Preis für zeitgenössische Angewandte Kunst verliehen. Jetzt erinnert das Focke-Museum, das sich seit langem um die Angewandte Kunst verdient macht, an die Namensgeberin der Auszeichnung. Kein anderes Museum besitzt einen solch großen Bestand von Arbeiten Auguste Papendiecks wie das Bremer Landesmuseum, etwa 150 Stücke gehören zur Sammlung. Ausgeliehen wurden auch noch Objekte aus dem Grassi-Museum im Leipzig, das schon früh die Qualität des Werks erkannt hatte.
Auguste Papendieck wird 1873 in eine Bremer Kaufmannsfamilie hineingeboren. Die Eltern unterstützen das künstlerische Talent ihres ersten Kindes und ermöglichen es ihrer Tochter, in München und Königsberg Malunterricht zu nehmen. Als sie eher zufällig eine Töpferei besucht und selber mit Ton arbeiten darf, ist die Leidenschaft für die Keramik entfacht.
Papendieck lässt sich gründlich ausbilden, sie versteht die chemischen Prozesse, die für das Brennen der Glasuren wesentlich sind. Deshalb ist sie später auch in der Lage, einen bei hohen Temperaturen sehr hart brennenden Scherben zu entwickeln, der ausgesprochen feinwandig ausfällt und es ihr ermöglicht, raffinierte Glasuren aufzutragen.
Die ansprechend gestaltete Ausstellung lässt einen die Entwicklung der Arbeiten Auguste Papendiecks nachvollziehen und bietet zudem einen Vergleich ihrer Objekte mit denen namhafter Keramiker ihrer Zeit, darunter Jan Bontjes van Beek, der zeitweise in Fischerhude ein Atelier betrieb, und auch heutiger Künstler.
Nach Stationen in anderen Werkstätten, unter anderem in Lesum und Zeven, gründet Auguste Papendieck 1911 in Achterdiek ihr eigenes Atelier. Anfangs stellt sie noch Gebrauchsgeschirre her, die nach selbstentwickelten Modellen in Gipsformen gegossen wurden. Ganz im Stil der Zeit mit ihrer Rückbesinnung auf die traditionelle Volkskunst bemalt Papendieck die bäuerlich-schlichten Formen mit stilisierten Blumendekoren. Schon damals fertigt die Töpferin aber auch Unikate, Schalen und Vasen, die durchaus für den Gebrauch geeignet sind. Uta Bernsmeier, Kuratorin der Ausstellung, hat festgestellt, dass die Gefäße aber kaum Wasserränder aufweisen, von ihren Besitzern also nicht benutzt worden sind.
Auguste Papendiecks Formensprache wird im Verlaufe der Jahrzehnte immer schlichter, schon bald verzichtet sie auf Bemalungen und konzentriert sich auf die Glasuren. Im Übersee-Museum sieht sie chinesische Keramik, vor allem das Steinzeug der Song-Dynastie inspiriert sie zu Experimenten mit Form und Farbe. Narbige Oberflächen, Blasen, Risse, Krakelees ziehen sich durch die Farben. Manchmal schimmert der Scherben rötlich durch, dann wieder sieht man auch Rillen vom Drehprozess auf der Scheibe. Auf einigen Objekten fließt die Farben in Tropfen herab, läuft über ebene Farbflächen. Fokussiert man nur auf die Glasuren, entdeckt man ab-strakte Farbwelten, wie sie in der bildenden Kunst üblich sind. In den wolkigen, blau-weißen Oberflächen findet das Auge immer neue Haltepunkte.
Grün, Rot und Blau sind die beherrschenden Farben, sie und die einfachen Formen erzeugen den archaischen Charakter dieser so zeitlosen Keramik. Auguste Papendieck macht sich früh einen Namen und hat schnell Förderer unter Museumsleuten. Lange vor dem Focke-Museum kaufte das Grassi-Museum von ihr an. Von ihren besten Teilen konnte sie sich nicht trennen, diese behielt sie in ihrem Haus in Achterdiek. Einiges davon besitzt das Focke-Museum. Auguste Papendieck schuf nicht nur eine eigenständige Keramik, die überdauert, sie war in ihrer Zeit auch eine bemerkenswerte Frau.
Sie wollte finanziell nicht von ihrem Vater abhängig sein und verdiente ihr Leben lang ihr eigenes Geld. Ihre Arbeit war ihr ein und alles, dazu der üppige Garten in Achterdiek. Uta Bernsmeier beschreibt in dem sehr schön gestalteten Katalog das Leben und Werk dieser eindrucksvollen Frau, die vielen Fotografien zeigen die Vielfalt ihres Schaffens.
Die Ausstellung wird am Sonntag, 16. November, um 11.30 Uhr eröffnet und ist bis zum 25. März zu sehen. Der Katalog kostet im Museumsshop 14,90 Euro.