Hamburg. Sie gehen dauernd Soloprojekten nach, doch es gibt sie noch, die guten alten Fantastischen Vier. Sie, die seit mehr als 20 Jahren Musik machen, haben sich mal wieder zusammengetan - fürs neue Album «Für Dich immer noch Fanta Sie».
Elektrobässe genau so wie deftige Schlagzeug-Beats durchziehen große Teile des Albums. Gut so. Denn was erwarten die Fans noch von einer der ältesten deutschen Hip-Hop-Gruppen?
Jedesmal neu erfinden, das haben sie nicht nötig. Doch ihre Alben müssen dann schon diese Mischung aus intelligenten, aber nicht zu hochtrabenden Texten und zeitgemäßer, aber nicht zu anbiedernder Rap-Musik bieten. Sie können auch ruhig dominant und deftig auftreten, und das schafft «Für Dich immer noch Fanta Sie».
Schon der Titel des Albums zeigt freilich ein Problem - hat das Quartett uns wirklich noch etwas zu erzählen? Ein Fan habe den Titel vor Jahren mal vorgeschlagen, sagt Smudo im Gespräch. Und ergänzt: «Selten haben wir uns so schnell auf einen Album-Titel einigen können. Wenn es irgendwie absurd genug ist, dann geht es schnell.»
«Fornika», das letzte, vor drei Jahren erschienene Studioalbum, beschwor den gemeinsamen Band-Geist der Vier, die sehr unterschiedliche Soloprojekte wie das elektrolastige von Michi Beck (Turntablerocker) betreiben. Anders als beim 2007er-Werk haben sie nun auf viele Gastauftritte deutscher Musikerkollegen verzichtet. Gute Entscheidung, denn da bleibt Platz für die verschiedenen Rap- wie Musikeinflüsse der Vier. «Mantra» etwa wirkt da sehr Thomas-D-gemäß und lässig.
«Verspackter» sei das neue Album, meint Michi Beck. Heißt das «durchgeknallter», dann ist das gut für die Fantas. Denn sie gehen hier mehr aus sich raus als noch bei «Fornika», auch wenn sie sich bei einigen Titeln ein bisschen zu sehr selbst zitieren («Dann mach' doch mal», «Was wollen wir noch mehr») und selbstreferenziell geben.
Dann kommen aber Stücke wie «Kaputt» - da schreien die vier Ex- Schwaben (unterlegt von Deichkind-Style-Bässen) mal raus: «Wenn Du mich hasst, dann fick Dich, und wenn Du mich liebst, dann fick mich». Ja, Ironie ist immer dabei, aber dennoch werden die Vier bei solchen Stücken angenehm kompromisslos.
«Gebt uns ruhig die Schuld», die erste Single, erinnert an die norddeutschen Kollegen von Fettes Brot - die Väter des deutschen Hip-Hop kennen ihre Söhne. Die Fantas zeigen sich im dazugehörigen Video gewohnt spaßig. Scheinbare - in Wahrheit nachgedrehte - Versatzstücke aus 1960er-Tanz-Videos und das Gesicht von Thomas D zwischen die Zöpfe einer Blondine Computer-montiert. Auch jenseits der 40 spüren diese Herren das Kind in sich. Daraus wird dann tanzbare Hula-Hoop-Musik - ohne, dass sie inhaltlich abflacht.
Die vier Ursprungsschwaben singen im Chor bei «Garnichsotoll», sicherlich einem der stärksten Songs des neuen Werks: «Es gibt nun mal nichts Gutes, außer man tut es.» Das könnte als Motto für ihre ganze Karriere herhalten. Thomas D beschreibt die Rollenverteilung bei den Fantas so: «Ich bin ja mehr der friedliche Hippie-Typ, Smudo ist mehr der kriegerische Soldatentyp, und Michi ist mehr der Diktator, und Andy ist der Präsident.» Das passt offensichtlich immer noch gut zusammen, und zwar immer mal wieder.
Inspirationen haben sie auf Mallorca, aber auch in Vorarlberg gesammelt. Und sie haben sich auch genügend Zeit gelassen. Denn was man auch hier wieder merkt - die Fantas liefern keine halbfertige oder schnell zusammengezimmerte Produktion ab. «Es ist ein Album mit 16 Stücken drauf, was übrig geblieben ist von 300 musikalischen W-Vorlagen», sagt Michi Beck. «Darauf sind wir ziemlich stolz, denn wir haben unglaublich ausgesiebt.» Und wem's nicht passt, dem gibt Thomas D mit auf den Weg: «Ihr könnt uns jetzt alle mal, es ist einfach scheißegal, was ihr davon haltet, wir finden es geil.» (dpa)