Seit 1997 findet das Hurricane-Festival am Eichenring in Scheeßel statt. Und gefühlt gibt es seit den Anfängen jedes Jahr im Juni ein Must-Have für die anreisenden Gäste: regenfeste Ausrüstung. Während in den vergangenen Wochen kaum mehr als ein paar Tropfen vom Himmel kamen, hat sich der Wettergott auch 2018 wieder auf seine alten Tugenden besonnen: Never change a winning Team. Also gab der Deutsche Wetterdienst pünktlich zum Start des 21. Hurricane-Festivals eine Warnung vor Sturmböen und Starkregen heraus.
Zudem fielen die Temperaturen von 27 Grad Celsius am Mittwoch auf rund zwölf Grad Celsius am Donnerstag. Kein Problem für den robusten Festival-Gast. Wer will schon in Shorts und Flip-Flops feiern, wenn es auch in Gummistiefeln und Regenponcho geht? Wem das zu hart ist, der kann ja zum Southside nach Neuhausen ob Eck fahren.
Launisches Herbstwetter gehört zum guten Ton
Am Donnerstagmorgen jedenfalls nahmen es die Crew-Mitglieder, die auf dem Festival-Gelände noch die Bühnen oder diverse Stände aufbauten, mit Gelassenheit. Die Security-Mitarbeiter, die etwa an den Parkplätzen die Besucher einwiesen, hatten sich vorsorglich mit Plastik-Ponchos ausgerüstet.
Und die Jugendlichen, die traditionell mit kleinen Handwagen am Bahnhof ihre Transport-Dienste für die Besucher anbieten, hatten ihre Basecaps etwas tiefer ins Gesicht gezogen.
Wie es scheint, gehört das launische Herbstwetter zum guten Ton. Doch fliegende Händler, die Regenschirme, Capes und Plastik-Planen in allen möglichen Varianten anbieten, sucht man hier vergebens. Es hat sich über die Jahre wohl herumgesprochen, dass in Scheeßel Gaffa-Tape und Gummistiefel ziemlich beste Freunde sind. Die große Mehrzahl der ankommenden Besucher, die auf die Zeltplätze strömen, hat ihre Habseligkeiten bestens wasserdicht verpackt. In Sneakers oder gar Jeansjacken sieht man nur vereinzelte heillose Optimisten.
Und auch als sich im Laufe der Mittagsstunden lange Schlangen an den Countern der Zeltplätze bilden und der Regen auf die Besucher herab prasselt, scheint die Stimmung nur noch besser zu werden. Gruppen von Besuchern beschallen im ersten Regenguss des Vormittags mit ihren gut bepackten und noch besser verpackten Bollerwagen die Westerveseder Landstraße, die mitten durch das Gelände führt.
Baum fiel den Sturmböen zum Opfer
Und die Polizei kommt mit Quads zu Hilfe, die Rettungskräfte haben gar ein vierachsiges Gefährt, dass scheinbar jede Hürde nehmen kann. Man hat aus den Schlamm-Lawinen von 2016 wohl noch konsequenter seine Schlüsse gezogen.

Sturmböen knickten einen Baum um. Glüklicherweise bevor das Auto den Weg passierte.
Mit etwas Glück wird der reichliche Regen in diesem Jahr den Boden nicht vollständig aufweichen. Ein Baum fiel am Donnerstagsmittag den Sturmböen zum Opfer und stürzte in einem Versorgungsweg glücklicherweise vor einem fahrenden Auto auf die Straße.
Aber in Scheeßel wissen sich die Besucher zu helfen: Da wird sich in den Toilettenhäuschen untergestellt, wenn der Regen erneut erbarmungslos aus allen Himmelsrichtungen niederregnet. Das Bier wird bei Sturm und zwölf Gard auch nicht so schnell warm. Und die Vorfreude auf drei kommende Tage voller Musik, Freude und Campingplatz-Challenges lassen sich die Gäste von so ein bisschen Scheeßel-Wetter auch nicht vermiesen. Denn wie schallte es heute durch den Wald: „Aber sch... drauf, Hurricane ist nur einmal im Jahr!“

In Scheeßel werden die ganz großen Geschütze aufgefahren.