Constantin von Jascheroff wurde mit schwierigen Rollen bekannt. Auf ProSieben darf er jetzt sein komödiantisches Talent zeigen.
Mit 26 schon 19 Jahre im Geschäft - Schauspieler Constantin von Jascheroff hat früh angefangen. Kein Wunder, schließlich hat die Schauspielerei in seiner Familie schon seit mehrerern Generationen Tradition. Eltern und Großeltern stehen ebenfalls auf der Bühne und vor der Kamera, Bruder Felix gehört zur Stammbesetzung der RTL-Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". In viel diskutierten Filmen wie "Falscher Bekenner" (2005) und "Picco" (2010) hat sich der Jungstar einen Namen als Charakterdarsteller gemacht. Jetzt ist er in der ProSieben-Produktion "Willkommen im Krieg" (Montag, 9. April, 20.15 Uhr) zu sehen, einer Komödie über den Auslandseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan.
teleschau: Herr von Jascheroff, waren Sie denn mal beim Bund?
von Jascheroff: Nein. Aber der Martin, den ich spiele, ja auch nicht.
teleschau: Martin gibt sich als sein bester Freund aus, damit der nicht ins Kriegsgebiet muss, und landet völlig unvorbereitet auf einen Militärstützpunkt in der Wüste. Wie sah denn Ihre Vorbereitung auf die Rolle aus?
von Jascheroff: Ich habe mich viel mit Soldaten unterhalten, die im Kriegseinatz waren. Außerdem habe ich eine Woche Militärtraining mitgemacht. Das war gut für die körperliche Vorbereitung, da es dort, wo wir gedreht haben, sehr heiß war. Und wenn man da 15 Stunden in der Uniform rumrennt, ist das eine ganz schöne Belastung.
teleschau: Darf man über ein so ernstes Thema wie den Afghanistan-Einsatz überhaupt eine Komödie machen?
von Jascheroff: Der Film schafft die Gratwanderung zwischen Komödie und Tragödie, ohne irgendwen oder irgendwas ins Lächerliche zu ziehen. Das Thema ist ja sehr aktuell, und die Soldaten in Afghanistan sollen nicht lächerlich gemacht werden. Deswegen gibt es auch immer wieder Brüche. Ich finde den Film mutig, er zeigt etwas vom reellen Leben, vom Ernst des Lebens. Manchmal verändert ja ein Anruf, ein kurzer Moment, das ganze Leben. Und so ist es bei den Einsätzen eben auch. Da wird eine Woche gelacht und plötzlich gibt's eine Schießerei und jemand stirbt. Dieses Gefühl, dass sich in einer Sekunde alles verändern kann, das vermittelt der Film sehr gut - obwohl es eine Komödie ist.
teleschau: Sie haben in der Vergangenheit viele sehr anspruchsvolle Rollen gespielt, zum Beispiel in "Picco", wo Sie als Häftling im Jugendknast zusammen mit anderen einen Mitgefangenen zu Tode foltern. Wie ist es, zur Abwechslung mal eine leichte Komödie zu machen?
von Jascheroff: Es macht Spaß. Ich mag Komödien sehr. Mich befreit das immer ein bisschen. Gerade in Deutschland wird ja viel Drama gedreht, werden viele düstere Themen verfilmt. Ich habe im letzten Jahr einige Dramen abgesagt. Ich schlüpfe in meine Charaktere wirklich tief rein, und wenn ich einen Mörder spiele oder einen Vergewaltiger, dann muss ich mich da eben auch reinversetzen. Wenn dann noch privat Stress dazu kommt, dann tut das nicht gut. Da komme ich an meine Grenzen.
teleschau: Werden in Deutschland zu wenig Komödien gedreht?
von Jascheroff: Es gibt wenig deutsche Komödien, die wirklich gut funktionieren. "Willkommen im Krieg" funktioniert sehr gut, wie ich finde. Ich halte es für wichtig, dass man mit einem guten Gefühl aus einem Film rausgeht. Dafür wurde der Film doch eigentlich erfunden! Wenn ich Menschen glücklich machen kann, weiß ich, warum ich den Job mache. Wenn man sieht, dass man Menschen etwas geben kann damit, ist das auch eine Art Lohn.
teleschau: Und beim Dreh von Komödien hat man auch als Schauspieler mehr Spaß?
von Jascheroff: Die Stimmung ist, wenn man eine Komödie dreht, anders als wenn man ein Drama dreht. Das ist einfach so. Wir hatten jede Menge Spaß am Set. Gutes Wetter, gute Stimmung, tolle Kulisse.
teleschau: Die Dreharbeiten fanden in Marokko statt. Wie haben Sie Land und Leute erlebt?
von Jascheroff: Es ist eine ganz andere Welt da unten. Die Armut und das niedrige Bildungsniveau sind erschreckend. Es war auch nicht immer einfach am Set. Da kam es zu Situationen, wo uns etwa 500 Leute praktisch einkesselten, uns anbrüllten und Geld sehen wollten. Wir hatten wirklich Drehtage, da mussten wir abbrechen, weil Steine geflogen sind und es Schlägereien gab. Leute aus unserem Team sind verletzt worden.
teleschau: Das hört sich ziemlich gefährlich an.
von Jascheroff: Es ist nicht ungefährlich. Als die Amis da gedreht haben, haben sie halt ein Dorf gekauft für ein paar Millionen. In Deutschland gibt es dafür natürlich nicht die finanziellen Möglichkeiten. Wenn wir da in den Slums ankommen, mit einem 60-Mann-Team, morgens um acht, da versammeln sich eine halbe Stunde später Menschenmassen, blockieren die Straßen und verlangen Geld. Sie haben auch oft was gekriegt, weil es im Endeffekt billiger ist, jedem zehn Euro in die Hand zu drücken, als den Drehtag abzubrechen. Es war eine tolle Gegend, es hat Spaß gemacht, mit dem Buggy durch die Wüste zu fahren, die Landschaft, das Wetter - alles super. Aber man ist da unten als Europäer einfach ein wandelndes Dollarzeichen. Man muss schon aufpassen, wo man hingeht. Es ist eine andere Welt, das muss man sich klarmachen, bevor man da hinfährt.
teleschau: Sie waren also auch froh, wieder nach Hause zu kommen?
von Jascheroff: Wenn man zwei Monate dort war, weiß man wieder, wie gut man es in Deutschland hat. Es gibt dort nicht mal befestigte Straßen. Und wenn es regnet, dann laufen die Leute halt durch den Fluss vor der Tür und haben Wasser im Wohnzimmer. Mir ist das zum Teil sehr nahe gegangen. Die Kinder, die im Film gesungen haben, müssen jeden Tag zwei Stunden zur Schule laufen, zwei Stunden zurück, und haben nicht mal Schuhe. Die kämpfen da wirklich ums Überleben. Ich bin ja selber Papa, da geht einem das schon ans Herz.
teleschau: Bei Dreharbeiten im Ausland sind Sie auch immer längere Zeit von Ihrem Sohn getrennt. Fällt das schwer?
von Jascheroff: Mein Sohn ist vier. Ich vermisse den den Kleenen schon sehr, wenn ich ihn sechs Wochen lang nicht sehe. Dafür bin ich aber danach wieder mehr für ihn da. So ist halt der Job als Schauspieler.
teleschau: Sie kennen das ja selbst, schließlich stammen Sie aus einer Schauspielerfamilie. Kam es für Sie eigentlich jemals in Frage, etwas anderes zu machen?
von Jascheroff: Nein. Ich bin da reingewachsen. Erst wurde es ein Hobby, dann wurde das Hobby zum Beruf. Schauspielerei, Musik, Filme machen - das ist meine Leidenschaft.
teleschau: Sie fingen schon mit sieben Jahren an, wurden mit "Rennschwein Rudi Rüssel" (1994) und der Serie "Titus, der Satansbraten" (1997) früh bekannt. Wie war es, ein Kinderstar zu sein?
von Jascheroff: Ich hab mich oft unheimlich ausgegrenzt gefühlt, weil die Leute gar nicht mich, sondern nur die Figur aus dem Fernsehen wahrnahmen, und dann extra nett waren, oder neidisch. Als Kind hat es mich wahnsinnig gestört, wenn Erwachsene oder andere Kinder mit den Worten "Du bist doch der Titus aus der Serie..." auf mich zukamen. Irgendwann habe ich dann einfach gesagt: "Nee, bin ich nicht. Tut mir leid." Mit dem Alter bin ich ein bisschen gereift, jetzt verleugne ich das nicht mehr. Aber es kommt auch nicht mehr oft vor, dass ich angesprochen werde. Ich bin wenig in der Öffentlichkeit, fahre mit dem Auto statt mit der Bahn, gehe nicht viel aus.
teleschau: Muss man, wenn man wie Sie einen anstrgenden Job hat, nicht auch mal rauskommen, zum Augleich?
von Jascheroff: Für den Ausgleich hab ich meine Freundin. Und ansonsten verarbeite ich meine Erfahrungen mit Musik. Andere knallen sich die Birne vielleicht mit Alkohol zu, ich setze mich ins Studio, komponiere was, schreib einen Text und mache Musik. Für den ProSieben-Film habe ich zum Beispiel einen Song geschrieben.
teleschau: Sie leben in Berlin, haben Ihre Familie gleich um die Ecke. Tauscht man sich da auch mal aus von Schauspieler zu Schauspieler?
von Jascheroff: In meiner Familie herrscht die absolute Ehrlichkeit, was die Schauspielerei angeht. Mein Vater hat mir auch schon gesagt, dass ich Sachen überhaupt nicht gut gemacht habe - natürlich immer mit Begründung. Das ist auch gut so. Ich kann in meinem Job mit Lob wenig anfangen. Kritik bringt einen nach vorne.
teleschau: Mit ihrem Bruder Felix zusammen haben Sie auch schon gedreht. Sind weitere "Familienprojekte" in Planung?
von Jascheroff: Das steht ganz groß auf dem Plan. Letztes Jahr habe ich eine eigene Produktionsfirma gegeründet, und ich möchte auch dringend mal hinter der Kamera arbeiten. Ein bisschen Erfahrung als Regisseur konnte ich jetzt schon sammeln, als wir das Musikvideo zu dem Song von "Willkommen im Krieg" gedreht haben. Es gibt auch schon Pläne dafür, meine ganze Familie für ein Projekt vor die Kamera zu bekommen. Vier Generationen zusammen. Ich habe Großes vor in den nächsten Jahren. Mal gucken, ob das alles so aufgeht!