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Simon Neubauer, früherer Leiter des WESER–KURIER-Feuilletons, wird am Sonntag 90 Jahre alt Konstante des Bremer Kulturlebens

Bremen. Die Sommermonate sind für Simon Neubauer die entbehrungsreichsten: Wochenlang ruht das Konzertleben, auch das Musiktheater hat sich in die Ferien verabschiedet. Trifft man den langjährigen Leiter des WESER–KURIER-Feuilletons dann am Eröffnungsabend des Musikfestes, beklagt er, wieviele Wochen, ja Tage er kein Live-Konzert besucht habe.
15.11.2014, 00:00 Uhr
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Konstante des Bremer Kulturlebens
Von Alexandra Albrecht

Die Sommermonate sind für Simon Neubauer die entbehrungsreichsten: Wochenlang ruht das Konzertleben, auch das Musiktheater hat sich in die Ferien verabschiedet. Trifft man den langjährigen Leiter des WESER–KURIER-Feuilletons dann am Eröffnungsabend des Musikfestes, beklagt er, wieviele Wochen, ja Tage er kein Live-Konzert besucht habe. Musik von der CD oder im Radio zu hören, das sei ja alles schön und gut, aber eben nicht mit dem Erleben im Konzertsaal zu vergleichen. Groß ist dann die Freude, dass die Saison nun endlich wieder losgeht. Simon Neubauer, der am morgigen Sonntag 90 Jahre alt wird, hat nichts von seinem Interesse und seiner Neugier für wohl alle Schöpfungen des kulturellen Lebens verloren.

Werktreue und neue Stile

Der Mann ist ein Phänomen: Wach, aufgeschlossen, vorurteilsfrei, immer gewillt, sich auch mit neuen, noch fremden Deutungen und Aufführungsstilen vertraut zu machen. Diverse Kulturschaffende, Intendanten, Generalmusikdirektoren und Senatoren hat er kommen und gehen sehen, Simon Neubauer ist dagegen eine Konstante: Keiner kennt das Bremer Kulturleben so gut wie er. Kapitale Umbrüche hat er in seiner Laufbahn erlebt: Nach Jahrzehnten einer auf Werktreue abonnierten Bühnenkunst sorgten die Regisseure der Siebzigerjahre für frischen Wind und hitzige Debatten, als sie anfingen, auch die Klassiker auf ihren Gegenwartsbezug hin zu untersuchen. Welch ein Glück, damals in Bremen, dem Zentrum dieser Bewegung, als Journalist tätig gewesen zu sein.

Neubauer war offen für diese Umbrüche, die sich ja auch im Tanz und in der Musik vollzogen, wo das Tanztheater und die historisch informierte Aufführungspraxis alle Gewiss- und Gepflogenheiten über den Haufen warfen.

Kenntnisreich und eloquent erklärte er über fünf Jahrzehnte lang in seinen Rezensionen das Ansinnen der Künstler und begründete vor seinen Leserinnen und Lesern seine Urteile. Verrisse sind seine Sache nicht, viel zu sehr fühlt er mit den Akteuren mit, und überhaupt liegt ihm Lob schon rein menschlich näher als Tadel. Muss er einmal eine negative Kritik formulieren, so fällt sie immer schonend, sachlich und fair aus. Das brachte ihm die Sympathie der Kulturszene und auch die seiner Leser ein. Neubauer wurde 1924 in Wemding bei Augsburg geboren, begann 1949 an der Universität München mit dem Studium der Theaterwissenschaft, Neueren Literatur, Musik und Kunstgeschichte, stieg dann ins Schauspielfach ein und absolvierte die Bühnenreifeprüfung. 1954 wählte er den Weg in den Journalismus, schrieb als Kulturredakteur für die Würzburger und Schweinfurter Volkszeitung, ehe er 1962 zum WESER-KURIER kam. 1975 wurde er hier Ressortleiter. Er beendete 1990 das Angestelltendasein, um von da an als freier Journalist weiterzuschreiben. Ein Leben ohne Kultur wäre für diesen immer noch so lebendigen, anregenden und liebenswürdigen Geist überhaupt kein Leben.

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