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Rinkes Rauten Das neue Demokratie-Untergangsdrama

Der Dramatiker und Romanautor Moritz Rinke schaut in "Rinkes Rauten" jeden Sonnabend im WESER-KURIER auf die Welt. Thema muss nicht immer der SV Werder sein.
24.11.2024, 19:00 Uhr
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Von Moritz Rinke

Die Welt hat gerade etwas von einem Gruselfilm, bei dem ein amerikanischer Regisseur offenbar etwas zu sehr übertrieben hat. Die erneute Wahl Donald Trumps war ja schon der Horror, aber die Minister, die er jetzt einen nach dem anderen in sein Kabinett beruft – das klingt wie der Cast für etwas noch Schlimmeres.

Fangen wir an mit dem designierten Justizminister an. Matt Gaetz ist Abgeordneter in einem Bezirk im westlichsten Zipfel Floridas. Er lud Holocaustgegner ein, um Reden zur Lage der Nation zu halten, beschuldigte die linke, antifaschistische Bewegung „Antifa“ für den Angriff auf das Kapitol, zudem wird ihm sexueller Missbrauch vorgeworfen, Menschenhandel, illegaler Drogenkonsum, Unterschlagung von Geldern. Also, geradezu eine Idealbesetzung für einen Justizminister.

Ideal für das Demokratie-Untergangsdrama ist auch der nominierte Verteidigungsminister Pete Hegseth, so eine Art Gotteskrieger aus Minnesota. Er ist sehr athletisch, was ja okay ist für einen Verteidigungsminister. Er trägt Kampftattoos mit mittelalterlichen Kreuzzüge-Motiven, die er auch ständig postet, was man sich zum Beispiel bei Boris Pistorius nur schwer vorstellen könnte, unser Verteidigungsminister hat nur einen Aufkleber seines Heimatvereins VFL Osnabrück auf dem Privat-Pkw.

Pete Hegseth war acht Jahre lang Fox-News-Moderator, beim Lieblingssender von Trump. Bekannt wurde der designierte Pentagon-Chef durch ein Video im Internet, in dem er auf einem Volksfest einem Musiker fast den Arm mit einer Axt abtrennte. Ebenso wie der designierte Justizminister sieht sich auch der neue Verteidigungsminister Vorwürfen sexueller Gewalt ausgesetzt.

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Die ehemalige Präsidentin der Wrestling-Kampfliga wird neue US-Bildungsministerin. Sie heißt Linda McMahon, mehr außer ihrem Engagement für Wrestling (Ringen mit Bluten) ist noch nicht bekannt– außer, dass gegen sie und ihren Mann Vorwürfe wegen der Vertuschung sexuellen Missbrauchs existieren. Gesundheitsminister wird Robert F. Kennedy Jr., der Neffe des legendären Präsidenten John F. Kennedy. Er ist ausgewiesener Coronaleugner, Verschwörungstheoretiker und der Überzeugung, dass ihm 2010 ein Wurm Teile seines Gehirns aufgegessen habe, dann aber sei der Wurm noch rechtzeitig vor seiner Nominierung zum Gesundheitsminister gestorben. Ebenfalls für den Gesundheitsbereich ist der TV-Arzt Mehmet Oz nominiert, der Chef wichtiger Gesundheitssysteme werden soll und der sich in seiner „Dr. Oz-Show“ bei Fox während der Pandemie für Behandlungsmethoden mit einem Malaria-Medikament einsetzte.

Der neue US-Botschafter für die Nato heißt Matthew G. Whitaker. Er hat eine Firma geleitet, die Crypto-Währungen vertreibt, Bigfoot-Puppen und Toiletten für Männer mit großen Penissen (Falls jemand glaubt, ich würde mir das gerade alles ausdenken, nein, auf so etwas würde ich gar nicht kommen). Energieminister wird Chris Wright, ein Unternehmer, der kürzlich auf „Linkedin“ erklärte, dass es die Klimakrise gar nicht gebe.

Was haben wir noch? Der Hardliner Tom Homan, vormals Leiter der US-Grenzschutzbehörde, soll Heimatschutzminister werden. Der neue „Grenz-Zar“, wie Trump ihn nennt, wurde dadurch bekannt, dass er illegale Einwanderer von ihren Kindern trennte und diese alleine in Lager sperrte.

Fehlt noch ein weiterer Trump-Trumpf: Schattenminister Elon Musk, der Tesla-Chef. Er hat sich dieses Amt durch die 131-Millionen-Unterstützung Trumps erkauft und soll nun die Politik mitgestalten. Man muss sich das einmal klar machen: Der reichste Mensch der Welt kaperte erst einen der einflussreichsten Kommunikationskanäle, verwandelte Twitter in X, einem Sprachrohr für Rechtsradikale, und jetzt dringt er in die politischen Systeme ein. Und er beginnt gleich im Weißen Haus, das er vermutlich in ein Start-up verwandelt wird. Er hat schon den Mond, das Internet und die Künstliche Intelligenz, nun hat er auch noch Amerika.

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Wenn ich der Regisseur dieses Demokratie-Untergangsdramas wäre, dann würde alle diese neuen Minister samt Trump als Kapitän auf einen Betriebsausflug schicken. Zum Mars. Da will ja Schattenminister Tesla-Musk auch noch hin. Und wenn sie dann alle schön auf dem Mars angekommen sind, dann würde ich zu Tesla fahren und überall die Stecker ziehen.

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