Am Weserufer von Lemwerder unweit des Pendlerparkplatzes Rasmussenstraße gibt es etwas Neues. Dort erinnert eine Skulptur an die Zeit, als der Ort noch in besonderem Maße vom Walfang und vom Schiffbau abhängig war. Das Objekt gehört zum Projekt "Unsichtbare Sehenswürdigkeiten" der beiden Künstlerinnen Ute Extra und Bärbel Deharde. Es trägt den Arbeitstitel "Walfang und Schiffbau".
Lemwerder/Berne. Sie waren mit Seglern auf großer Fahrt auf dem Nordatlantik. Aber wenn es darum ging zu jagen, stiegen sie um in Nussschalen – der Walfang war für die Männer, die ihn einst betrieben, ein Knochenjob und obendrein nicht gerade ungefährlich. Von Vegesack aus aber auch von Lemwerder aus machten sich zwischen 1650 und 1860 Männer auf, um den Meeressäugern hinterher zu jagen.
Davon lebten die Menschen in diesem Teil der Wesermarsch im Wesentlichen, bis die große Zeit des Schiffbaus begann. Es gründeten sich Unternehmen, die den guten Ruf Lemwerders als Standort begründeten. Noch heute entstehen in dieser Region Wasserfahrzeuge aller Art von hoher Qualität. Genau genommen sind die Menschen am Ufer der Weser ihrem Fluss seit vielen Jahrhunderten verbunden gewesen. Das solle verdeutlicht werden.
Deshalb haben es sich die beiden Künstlerinnen Ute Extra und Bärbel Deharde zur Aufgabe gemacht, an diese Vergangenheit zu erinnern. "Unsichtbare Sehenswürdigkeiten" heißt ihr Projekt, das die beiden Frauen aus Butjadingen und Nordenham Stück für Stück in der gesamten Wesermarsch verwirklichen.
Acht Standorte mit Skulpturen sind insgesamt geplant, drei davon sind in jüngster Zeit bewilligt worden: in Lemwerder, Nordenham und Ovelgönne. Die Kosten dafür betragen etwa 190000 Euro. Rund 77000 Euro davon kommen aus dem "Leader"-Programm der Europäischen Union, den Rest steuern die Gemeinden aus dem Programm "Wesermarsch in Bewegung" bei.
Die Skulptur wird Ende des Monats offiziell eingeweiht, doch aufgestellt worden ist sie bereits im Dezember. Seitdem ziert das Objekt mit dem Arbeitstitel "Walfang und Schiffbau" das Weserufer oberhalb des Pendlerparkplatzes an der Rasmussenstraße. Die beiden Künstlerinnen haben eine Konstruktion erdacht, die aus zwei jeweils sieben Meter hohen Dreiecken aus Cortenstahl besteht. Sie sollen beim Betrachter Assoziationen zu den Segelschiffen vergangener Zeiten wecken.
Ergänzt wird die Skulptur durch zwei Silhouetten, die auf Edelstahlrohren stehen und in ihrer Form an Wale beziehungsweise die Menschen erinnern. Damit, so die Projektbeschreibung der beiden Künstlerinnen, solle an die gegenseitige Abhängigkeit von Mensch, Schiff und Walfang hingewiesen werden.
Die Gremien in Politik und Verwaltung hatten sich bereits im Jahr 2011 mit der Skulptur beziehungsweise dem Anliegen der Künstlerinnen befasst. Doch hat es "gefühlt ein Jahr" gedauert, wie Kämmerin Regina Neuke es umschreibt, bis Ute Extra und Bärbel Deharde einen Entwurf vorlegten, der die Vertreter der Gemeinde denn auch gleich überzeugte. Auch Neuke, die in wenigen Tagen bei der Bürgermeisterwahl in Lemwerder antritt, gefällt die Lösung. "Wir haben hier nichts Vergleichbares", sagt sie.
Ein weiteres Objekt soll nach Auskunft von Bärbel Deharde in Berne entstehen. Dort möchten sie und ihre Kollegin Ute Extra die Berneburg thematisieren, die in der allgemeinen Öffentlichkeit ebenso in der geschichtlichen Versenkung verschwunden ist wie der Walfang in der Nachbargemeinde Lemwerder. Allerdings sei noch nicht klar, wann und in welcher Form die "Unsichtbare Sehenswürdigkeit" in Berne Wirklichkeit werde.
Auf der Suche sind Deharde und Extra überdies nach Themen für Nordenham und Elsfleth. "Die Mitte fehlt uns ein bisschen", sagt Deharde. Wer Vorschläge habe, könne sich an Ute Extra, Telefon 04736/1285, wenden.
Skulptur am Weserufer
Künstlerinnen wollen Verbundenheit zu Schiffbau und Walfang ausdrücken / Gemeinde begrüßt Projekt
Zitat:
"Wir haben
hier nichts
Vergleichbares."
Kämmerin Regina Neuke