Bekannte Titel, große Namen, interessante Geschichten: Mit diesem Erfolgsrezept wirbt das Stadttheater Bremerhaven auch in der zweiten Spielzeit nach der Corona-Zäsur um Publikum. So startet das Programm der Saison 2023/24, das Intendant Lars Tietje und sein Team jetzt vorstellten, am 9. September im Schauspiel mit Heinrich von Kleists unsterblicher Komödie "Der zerbrochene Krug". Ein Richter missbraucht seine Macht – Regisseur Thomas Oliver Niehaus soll auch die politische Dimension des Stoffs herausarbeiten. Und zum Ende der Spielzeit inszeniert Jörg Steinberg, der an der Bremer Shakespeare Company begann, am 31. Mai 2024 "Romeo und Julia". Klassischer geht es nicht.
Auch fürs große Musical ist das Schauspiel-Ensemble zuständig: Monty Pythons "Spamelot", eine Parodie auf die Sage von König Artus, hat am 21. Oktober 2023 Premiere. Eine Uraufführung ("Light my Fire") erinnert an das selbstzerstörerische Leben des Rockmusikers Jim Morrison, der mit 27 Jahren starb (10. September), eine weitere Weltpremiere präsentiert Molières Intriganten "Tartuffe" in der Version John von Düffels (9. Dezember). Weitere Stücke behandeln die Themen Gewalterfahrung ("Der Vorfall", 17. Februar), Ausländerhass ("Waisen", 5. April) und Intoleranz: In "Tom auf dem Lande" (10. Februar) besucht ein Mann die religiös geprägte Bauernfamilie seines jüngst verstorbenen Lebenspartners.
Bekannte Weisen im Musiktheater
Im Musiktheater knubbeln sich Werke aus der Zeit um 1900. Mit Giacomo Puccinis Drama um die Sängerin "Tosca" eröffnet Generalmusikdirektor Marc Niemann die Opernsaison am 23. September. In der Vorweihnachtszeit, ab 4. November, folgen Engelbert Humperdincks "Hänsel und Gretel" – Bühnenbilder und Kostüme werden von Kindern gestaltet. Ebenfalls ins Waldesgrün der Romantik führt die Weihnachtspremiere am 25. Dezember, Antonín Dvoráks melancholische Geschichte der Wassernixe "Rusalka". Und auch "Der Rosenkavalier" von Richard Strauss, mit dem Niemann am 4. Mai die Saison beendet, trägt märchenhafte Züge. Für Freunde der Operette gibt es mit Franz Lehárs "Lustiger Witwe" ebenfalls einen echten Hit (3. Februar).
Ballettchef Alfonso Palencia wird in einer seiner zwei Produktionen ebenfalls auf einen Klassiker zurückgreifen, allerdings verfremdet: "Die vier Jahreszeiten" begleiten die Bremerhavener Philharmoniker mit Vivaldis Musik in Max Richters Synthesizer-Version. Das Orchester selbst stellt in seinen Konzerten Komponisten vor, die emigrieren mussten. Passend dazu ziehen die Kammerkonzerte ins Deutsche Auswandererhaus.