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Neu im Kino: „Pride“ ist ein humorvolles Lehrstück über Solidarität Ungebetene Gäste

Bremen. Das britische Kino hat ein ganz eigenes Genre hervorgebracht: die warmherzige Komödie. Regelmäßig erzählen uns diese Filme von Entrechteten und Mittellosen, die mit sich mit Mut und Witz aus ihrer Malaise befreien.
29.10.2014, 00:00 Uhr
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Ungebetene Gäste
Von Alexandra Albrecht

Das britische Kino hat ein ganz eigenes Genre hervorgebracht: die warmherzige Komödie. Regelmäßig erzählen uns diese Filme von Entrechteten und Mittellosen, die mit sich mit Mut und Witz aus ihrer Malaise befreien. Nicht zu vergessen: die Solidarität. Denn diese im Arbeitermilieu verorteten Komödien transportieren immer auch eine politische Botschaft. Das neueste Werk in der Reihe der warmherzigen Komödien heißt „Pride“, geschaffen haben es Regisseur Matthew Warchus und sein Drehbuchautor Stephen Beresford.

Deren humorvolles Lehrstück über die Solidarität spielt vor dem Hintergrund der Bergarbeiter-Streiks 1984, als die Premierministerin Margaret Thatcher heißt und den Machtkampf mit den Gewerkschaften probt. Monatelang fahren die Kumpel nicht mehr ein, den Familien geht das Geld aus. Im Winter wird ihnen der Gashahn zugedreht. Eine Gruppe Schwuler und Lesben in London will den Streikenden helfen und sammelt auf ihren Demonstrationen Geld für die Kumpel. Es kommen mehr Spenden zusammen, als die Aktivisten erwartet hatten, das Problem ist nun, dass niemand von ihnen etwas annehmen will. Irgendwann finden die Londoner ein Dorf in Wales, wo eine Handvoll Männer und Frauen bereit ist, sich von Homosexuellen unterstützen zu lassen. Doch ohne Streitereien innerhalb der Gewerkschaft und des Ortes geht auch das nicht ab, denn die verbohrten Schwulenhasser lassen nichts unversucht, die ungebetenen Gäste zu vertreiben. Für die aufgeschlosseneren Dörfler tun sich dagegen Welten auf, sie lernen Menschen und Lebensweisen kennen, von denen sie nichts ahnten.

Komödien wie „Pride“ befinden sich immer in der Zwickmühle, Vorurteile demaskieren zu wollen, gleichzeitig aber von ihnen zu leben. Deshalb haben wir es auch eher mit Typen als mit Menschen zu tun: Hier die einfachen Landfrauen mit dem Herzen auf dem rechten Fleck, dort ihre verklemmten Ehegatten. Hier die künstlerisch interessierten Schwulen, dort die dumpfen homophoben jungen Arbeiter. Hier die selbstständigen Lesben, dort die angepassten Ehefrauen. „Pride“ leidet aber auch noch daran, dass der Film einfach zu viel erzählen will: Von Coming-Outs, Aids-Erkrankungen, von der Emanzipation der Frauen, den Anliegen der Lesben – genug Stoff für zwei warmherzige Komödien.

Natürlich wird am Ende alles gut, die britische Arbeiterkomödie muss ein Happy End haben. Dass Margaret Thatcher die Gewerkschaften letztlich besiegt hat, lassen die Filmemacher lieber unerwähnt.

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